Horst D. Deckert

Nach Mord an 10-Jähriger: Kritik an Behörden wegen Informationspolitik

Immens sind in Deutschland derzeit das öffentliche Interesse und die Anteilnahme am Schicksal des zehnjährigen Mädchens, das im oberfränkischen Wunsiedel in einer Kinderhilfseinrichtung ermordet wurde. Gerade erst war der Schock über den bestialischen Mord an der 12-jährigen Luise überwunden, die mit 75 Messerstichen von zwei strafunmündigen Mädchen getötet worden war – da erschüttert nun schon die nächste Horrortat unter Heranwachsenden das Land. In der Kritik steht dabei auch die Polizei wegen ihrer unzureichenden Informationspolitik.

Das Mädchen war bereits am Dienstag tot in seinem Zimmer in dem Wunsiedeler Heim für Problemkinder und -jugendliche gefunden worden. Obwohl der Fall seit Mittwoch die Schlagzeilen beherrscht, halten sich die Behörden weiter mit Details zur Tat weitgehend zurück. Am Freitag bestätigte die Polizei kryptisch, dass ein elfjähriger Junge „allein” an dem Mord der Zehnjährigen „beteiligt” war. Man gehe „von einem Tötungsdelikt“ aus, so die triviale Einordnung.

Schmallippige Verlautbarungen

Die bisherigen Ergebnisse der Spurensicherung „deuten auf die Tatbeteiligung eines elfjährigen Jungen aus der Einrichtung in Wunsiedel hin“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft außerdem mit. Weil der elfjährige Junge noch nicht strafmündig sei, sei er in einer gesicherten Einrichtung „präventiv untergebracht” worden.

Wann die Polizei weitere Infos herausgeben wird, ist nach Informationen des Bayerischen Rundfunks (BR) noch nicht bekannt. Derzeit laufe noch die Spurensuche innerhalb und außerhalb der Einrichtung, in der Opfer und Täter lebten, und es müssten jede Menge Zeugen vernommen werden – „Kinder, Jugendliche, Mitarbeiter. Das kann dauern”, so der BR. Die Tatsache, dass bereits eine Sonderkommission eingerichtet wurde, zeigt jedoch die besondere Brisanz, die man dem Fall beimisst.

Unbeantwortete Fragen

Wie üblich jedoch werden Antworten auf die eigentlichen Fragen, die die verunsicherte Öffentlichkeit brennend beschäftigen, nicht herausgegeben: Was sind das genau für Jugendliche, die hier untergebracht sind und angeblich „aus ganz Deutschland“ stammen sollen?

Und weiter: Liegen Erkenntnisse zu einem etwaigen Migrationshintergrund oder familiär-kulturellen Hintergrund von Täter und Opfer vor? Wie genau kam das Mädchen zu Tode? Kamen Waffen zum Einsatz und wenn ja welche, und wie konnten die minderjährigen Heimbewohner an solche herankommen?

Deutschland hat ein riesiges Gewaltproblem

Solche Fragen haben nicht das Geringste mit „Vorurteilen“ oder „Sensationslust“ zu tun, wie in den sozialen Medien schon wieder jedem geifernd entgegengeschleudert wird, der sie zu stellen wagt. Im Gegenteil; Tatsache nämlich ist: Deutschland, das Land der permanenten Einzelfälle, hat ein Gewaltproblem. Seine Werte, die innere Sicherheit und die Rechtsordnung geraten zunehmend aus den Fugen.

Und die Menschen haben genug von Relativierungen, Beschwichtigungen und Verharmlosungen. Behörden und Politik sollten sich endlich ehrlich machen. Dazu gehört auch eine schonungslose Aufklärung und umfassende Informationspolitik nach solchen Gewalttaten – ohne falsche Rücksicht auf Befindlichkeiten der Täter!

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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