Horst D. Deckert

Amazon will seine Server vom Twitter-Klon Parler säubern

Ich bin gerade dabei, mich bei den beiden Twitter Alternativen Gab und Parler einzurichten. und schon erreicht mich bei Parler die erste Hiobsbotschaft. John Matze, Gründer und Chef von Parler veröffentlichte gestern Abend eine Nachricht, die es in sich hat. (Ach, schon wieder bin ich hinterher, es ist bereits hochamtlich, siehe MSM. Manoman, bei der Geschwindigkeit hätte sogar Stalin gestaunt!)

Wird Amazon den Aus-Knopf betätigen?

Laut Matze gehen Gerüchte um, dass Amazon, das auf dem Cloud Computing Markt ganz vorne mitspielt, eine vorübergehende Serverabschaltung planen soll. Ziel ist, den Twitter-Klon Parler offline zu nehmen, da damit noch immer frei kommuniziert werden kann. Es wäre ein direkter Angriff auf die Redefreiheit im Netz, wobei ich mich nicht wundern würde, wenn bei der Aktion auch andere Angebote mit unliebsamen Inhalten rausgeschnitten werden.

 

 

Er schreibt, dass Sonntag Nacht bei Amazon die Abschaltung von Parler geplant ist, das dort einige seiner Server betreibt. Matze befürchtet einen Ausfall von einer Woche, bis sie ihre Ersatzinfrastruktur einssatzbereit haben. Der Grund liegt im schnellen Erfolg von Parler, das von vielen bei Twitter gesäuberten Prominenten aus der Politsphäre genutzt wird. Die großen Technologiegiganten wollen damit Konkurrenz loswerden und gleichzeitig die Hoheit zurückerobern über das, was gesagt werden darf.

Normalerweise würde ich so etwas abtun als eine von jenen Verschwörungstheorien, die etwas zu abgefahren sind, als dass sie zutreffen könnten. Allerdings bekommt eine derartige Vermutung ein ganz anderes Gewicht, wenn sie von jemandem vom Kaliber wie John Matze geäußert wird.

Laut ihm hat man sich bei Parler darauf vorbereitet und eine eigene physische Infrastruktur aufgebaut. Bei Gab ist das schon länger der Fall, da deren Dienst bereits vor circa zwei Jahren gesäubert wurde. Das erfolgreiche Überleben von Gab beinhaltet dann auch eine positive Nachricht, da es möglich ist, auch ohne Zugang zu den großen Servern überleben zu können. Also noch.

 

Bald gar keine freie Kommunikation mehr möglich?

 

In der nächsten Generation Internettechnik (eine Generation dauert so etwa 2-3 Jahre) werden die Mächtigen dann vermutlich auch die bislang offenen Zugangswege auf Hard- und Softwareebene dicht machen. Es wird eine Zukunft sein, in der bestenfalls in ganz rudimentärer Weise im Internet noch frei kommuniziert werden kann, etwa über Newsgroups.

Jedoch muss man auch bei den Alternativen aufpassen, nicht von Systembots fremdbestimmt zu werden, die immer besser werden und einen im Stile von Emmanuel Goldstein in die Sackgasse führen können. Eventuell wird es an einem Punkt nur noch über verschlüsselte blockchainbasierte Lösungen mit eigener Hardware gehen können, da diese nicht manipuliert werden können.

Was bleibt, ist eine überaus ernüchternde Erkenntnis über die Freiheitspotenziale des Internets. Früher war es so, dass die Redefreiheit jenen 200 Reichsten im Land vorbehalten war, die sich den Betrieb einer Zeitung leisten konnten. Demnächst wird sie beschränkt sein auf jenes Dutzend, denen ein Internetkonzern gehört.

Quelle Titelbild, Bildschirmfoto

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