Horst D. Deckert

AstraZeneca ist bei spanischen Impfkandidaten weiterhin beliebt

«Der chaotischste Teil einer Impfkampagne, die ansonsten sehr gut läuft», so beschreibt das Medienportal El Diario die derzeitige Lage an der spanischen Impf-Front. Denn noch ist die vollständige Impfung der etwa zwei Millionen Menschen, die sich zwischen Februar und April als erste Dosis einen AstraZeneca-Impfstoff haben spritzen lassen, nicht abgeschlossen.

Bei dieser Gruppe handelt es sich vor allem um Arbeitnehmer, deren Beruf als «essentiell» eingestuft wird. Nachdem die spanische Regierung die Verabreichung des AstraZeneca-Vakzins im April aufgrund der Nebenwirkungen vorläufig einstellte – wie zahlreiche andere Länder auch –, hatte man diese Impfkandidaten erst einmal im Ungewissen gelassen, wie es mit ihrer «Immunisierung» weitergeht.

Im Eiltempo inszenierte das Gesundheitsinstitut ISCIII (Instituto de Salud Carlos III) in Madrid daraufhin die CombivacS-Studie, um den möglichen Nutzen einer Kombination von Impfstoffen zu untersuchen. An 600 Personen unter 60 Jahren, die als erste Dosis den umstrittenen AstraZeneca-Impfstoff erhalten hatten, wurde nun getestet, welche Wirkung es hat, wenn sie als zweite Dosis den Boten-RNA-Impfstoff von Pfizer/BioNTech verabreicht bekommen (Corona Transition berichtete).

Drei Wochen später lagen bereits die Ergebnisse der Studie vor. Die Wissenschaftler des Gesundheitsinstituts verkündeten enthusiastisch: «Die Verabreichung einer Auffrischungsdosis von Pfizer/BioNTech ist hoch immunogen und sicher (Corona Transition berichtete).» Noch am gleichen Tag entschied die spanische Regierung, dass die AstraZeneca-Impflinge als zweite Dosis «standardmäßig eine von Pfizer/BioNTech» erhalten werden. Es sei denn, der Impfkandidat unterschreibe eine Erklärung, dass er über die möglichen Risiken der AstraZeneca informiert wurde – und sie trotzdem will.

Nun liegt es in der Hand der Autonomieregierungen, diese zweite Impfung voranzutreiben. Der Grossteil habe diese noch nicht verabreicht, informierte El Diario. Allerdings sei nach ersten Umfragen schon jetzt klar, dass sich eine «überwältigende Mehrheit» für eine zweite AstraZeneca-Dosis entscheiden werde. Gleichzeitig erklärte El Diario: «Die Europäische Arzneimittelbehörde hat nie von AstraZeneca abgeraten, für keine Altersgruppe.»

In der Autonomieregion Murcia werden laut El Diario 90 Prozent der betroffenen Personen eine zweite AstraZeneca-Dosis wählen. In Galicien, wo die Impfkandidaten für beide Impfstoffe eine Einverständniserklärung unterschreiben müssen, seien es 87 Prozent. In Andalusien wollen sich nach Angaben der Regierung sogar 99 Prozent wieder AstraZeneca verabreichen lassen.

Die Regierungen dieser Autonomieregionen hätten sich mit Nachdruck gegen die Entscheidung des Gesundheitsministeriums ausgesprochen, als zweite Dosis Pfizer/BioNTech zu spritzen, liess El Diario wissen.

Die Zweitimpfungen sollen in Kürze starten. In einigen Regionen wird der Termin per SMS mitgeteilt, der Link zur Einverständniserklärung wird gleich mitgeschickt.

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