Horst D. Deckert

Bei Grippewellen kein Thema: Intensivstationen am Limit – seit Jahren

Schreckensbilder von überlasteten Intensivstationen und dem bevorstehenden Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung werden seit Beginn der Corona-Krise immer wieder medial und politisch gezeichnet. Doch wie ist die Lage wirklich? Und: Wie sah es in den Jahren zuvor aus?

Deutschland ist Weltmeister, wenn es um Intensivbetten geht. Laut einem OECD-Bericht sind Deutschland (33,9), Österreich (28,9) und die USA (25,8) die Länder mit der besten und dichtesten Versorgung mit Intensivbetten pro 100.000 Einwohner. Eine Vergleichsstudie von 14 europäischen Ländern zur geographischen Zugänglichkeit einer Behandlung auf einer Intensivstation kommt zum Ergebnis, dass Deutschland vor Estland und Österreich auf Platz 1 liegt.

Werbung


Die Bettenanzahl in Deutschland beträgt also ein Vielfaches im Vergleich zu Ländern wie Spanien (9,7) oder Italien (8,6), die besonders zu Anfang der Corona-Pandemie stark betroffen waren. Wie kann es also sein, dass es in einem Land wie Deutschland zu vermeintlich vergleichbaren Zuständen der völligen Überlastung kommt wie z.B. in Italien? Die dramatischen Bilder einer Intensivstation in Bergamo gingen im März 2020 um die Welt.

Die Situation im Video ist tatsächlich nur als dramatisch zu beschreiben, doch vergleicht man die Meldungen der Vorjahre über Engpässe in der Versorgung während der saisonalen Grippewellen mit den derzeitigen Meldungen, muss man eines feststellen: Krise ist offenbar immer!

Dauerkrise auf Intensivstationen

„Wir haben eine unverändert angespannte Situation auf den Intensivstationen … die meisten Krankenhäuser haben Kapazitätsprobleme“, wird ein Notarzt in einem Bericht der Welt aus 2013 zitiert. Auch 2015 titelte z.B. ein Artikel der FNP: „Volle Kliniken in Frankfurt: Kein Bett ist mehr frei“, oder ein Bericht in der SZ: „Vor dem Kollaps“, der die gleiche Situation für Kliniken in Bayern schilderte. Dieser Grundtenor veränderte sich auch in den Jahren 2017, 2018 und 2019 nicht.

In all diesen Berichten wird die jährliche Grippewelle als Ursache der Überlastung angegeben. Die Spitäler seien derart am Limit gewesen, dass private Krankenhäuser keine Notfallpatienten mehr aufnehmen hätten können. Rettungswagen mussten mit Notfällen daher weitere Strecken zurücklegen als üblich, wie ein Notfallmediziner in diesem Video aus dem Jahr 2018 erklärt.

Hier ein beispielhaftes Video zur Überlastung in Hessen aus 2017:

Situation ist nicht dramatisch

Die Aussagen großer Klinikbetreiber stehen der medialen Darstellung klar entgegen. So meinte der Chef der größten Krankenhauskette Deutschlands, der Helios-Kliniken, Francesco De Meo gegenüber der Welt vorige Woche: „Wirklich dramatisch ist die Lage derzeit nicht.“ Im Vergleich mit Spanien, wo Helios ebenfalls 40 Spitäler führt, gäbe es etwa gleich viele Corona-Infektionen wie in Deutschland. Allerdings, so hält der Klinik-Chef fest, würden in Deutschland dreimal so viele Patienten auf einer Intensivstation behandelt.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, wird in einem Bericht der Presse Augsburg mit den Worten zitiert: „Eine totale Überlastung unseres Gesundheitssystems oder gar Triage wird es in den kommenden Wochen absehbar nicht geben. Es droht auch kein Ende der Versorgung.“

Intensiv-Auslastung „historisch niedrig“

Untermauert werden obige Aussagen auch durch die Krankenstands-Statistik. Im Pandemie-Jahr 2020 gab es nicht mehr Krankmeldungen als im Jahr davor. Das Ärzteblatt berichtet über eine „historisch niedrige Bettenauslastung“ während der Pandemie und zeigt auf, dass diese im Vergleich zum Vorjahr um unglaubliche 13 Prozent gesunken ist. Ein Bericht der Initiative Qualitätsmedizin hält zudem fest, dass auch die Zahl der Behandlungen schwerer, akuter Atemwegserkrankungen (SARI) im Vergleich zu 2019 um über 13,6 Prozent zurückging.

Panik-Propaganda der Lücken-Presse

Die Berichterstattung zur Lage auf den Intensivstationen in Deutschland während der Corona-Krise ist zwar nicht übertrieben, aber ohne die Erwähnung der Situation in den Vorjahren mehr als nur irreführend. Die Überlastung ist der Normalfall, der beinahe jährlich eintritt. Die aktuelle Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen sowie den vormals großen Medienanstalten kann daher nur als absichtliche Panikmache bezeichnet werden. Ein Zitat des französischen Schriftstellers Jean Cocteau passt zur aktuellen Berichterstattung:

„Ein halbleeres Glas Wein ist zwar zugleich ein halbvolles, aber eine halbe Lüge mitnichten eine halbe Wahrheit.“

Mehr zum Thema:

Corona-Crash 2021 Wochenblick-Spezialmagazin

Weiterlesen: Bei Grippewellen kein Thema: Intensivstationen am Limit – seit Jahren

Ähnliche Nachrichten