Horst D. Deckert

Chinesische Denkfabrik: Ukraine-Krieg endet diesen Sommer

Wie lange wird der Krieg in der Ukraine noch andauern? Wenn es nach Militärexperten einer chinesischen Denkfabrik geht, ist wohl schon in diesem Sommer ein Ende in Sicht. Doch unter welchen Umständen und zu welchen Bedingungen?

Als die chinesische Führung am 24. Januar, dem einjährigen Jahrestag des Krieges in der Ukraine, einen 12-Punkte-Plan für eine Lösung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine vorstellte, hat sie sich wahrscheinlich auf die Erkenntnisse einer Denkfabrik berufen, die direkt der Volksbefreiungsarmee unterstellt ist. Diese Denkfabrik, die “Akademie der Militärwissenschaften” (AMS), gilt als elitär und führend, mit vielen hochrangigen Militärexperten in ihren Reihen.

Wie “Nikkei Asia” berichtet, versorgt diese Denkfabrik die zentrale Militärkommission der Kommunistischen Partei Chinas mit Empfehlungen und Analysen. Diese gelten als wegweisend für die politischen Maßnahmen Pekings. In dem Bericht heißt es:

Im Dezember führte die AMS eine Simulation zum Ukraine-Konflikt durch, die laut regierungsnahen Quellen zu einem erstaunlichen Ergebnis kam. Laut der Simulation wird der Krieg im Sommer 2023 zu Ende gehen, wobei Russland die Oberhand behalten wird. Sowohl die russische als auch die ukrainische Wirtschaft wären zu erschöpft, um den Krieg über den Sommer hinaus fortzusetzen, heißt es in dem Bericht.

Auch wenn man bei “Nikkei Asia” davon ausgeht, dass dieser Bericht unter Umständen deutlich positiver für Russland ausgelegt worden sei, so zeigt sich durchaus der Versuch, ein Gesamtbild der Lage zu zeichnen. Der Artikel weist auch darauf hin, dass das im vergangenen Dezember verabschiedete US-Hilfspaket in Höhe von 45 Milliarden Dollar ebenfalls in diesem Sommer ausläuft, was die chinesischen Annahmen unterstütze.

Zwar geht man im Pentagon von einem jahrelang andauernden Krieg aus (den die Ukraine schlussendlich gewinnen werde), doch die Fakten sprechen eher dagegen. Denn der Ukraine gehen zusehends die Soldaten aus und auch die Lieferungen an Waffen und Munition aus dem Ausland stocken. Indessen hat Russland die Produktion von Waffen und Munition massiv erhöht, so dass dort diesbezüglich weniger Probleme zu erwarten sind.

So lange Kiew (unter Mitwirkung Washingtons und Londons) weiterhin auf den Maximalforderungen beharrt, obwohl sich die Lage sukzessive verschlechtert, wird es allerdings kaum zu Verhandlungen kommen. Vielmehr, so scheint es, wird es zu einer Kapitulation der ukrainischen Truppen und zu deutlich umfangreicheren Zugeständnissen Kiews an Moskau kommen.

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