Horst D. Deckert

Falsche Meinung? Rotes Wien will fleißigem Naturwächter nicht für Ehrenamt danken

In Sonntagsreden weisen auch Wiener Stadtpolitiker immer wieder darauf hin, wie wichtig doch die ehrenamtliche Tätigkeit für das Gemeinwohl sei. Doch an statt jene Menschen zu ehren, die sich freiwillig und unbezahlt für die Allgemeinheit engagieren, zeichnet die Stadt mehrheitlich lieber Personen aus, die ihre Tätigkeiten ohnehin im Rahmen ihres Berufs erfüllen und die auch einer größeren Öffentlichkeit oft nicht unbekannt sind.

von Kurt Guggenbichler

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  • Jahrelanges Engagement für Umweltschutz in Wien bleibt unbedankt
  • Stadt Wien windet sich in ihrer Begründung heraus
  • Teppichhändler, Schlagzeuger, ÖVP-Politiker, Soros sehr wohl geehrt
  • Hat fleißiger Wiener das „falsche Parteibuch“ für eine Ehrung?

Fleißiger Hackler unbelohnt für Ehrenamt

Da gehen echte Wiener wie der 63jährige Wolfgang Sehner, der 35 Jahre lang für die „Wiener Linien“ als Straßenbahnfahrer tätig war, schon einmal leer aus. Doch nicht wegen seiner Beschäftigung als Tramway-Fahrer wurde Sehner von Professor Wolfgang Schwarz für eine „sichtbare Auszeichnung“ bei der Präsidialabteilung der Stadt Wien eingereicht.

Sondern der Antrag bezog sich auf dessen 16-jährige Tätigkeit als beeideter Naturwächter, auch in leitender Position, sowie wegen seiner 7-jährigen ehrenamtlichen Arbeit als Tierschutzorgan und darüber hinaus auch noch wegen seiner bundesländerübergreifenden Funktion als Bergwächter.

Stadt Wien will Naturwacht-Leiter nicht ehren

„Als Landesleiter der Wiener Naturwacht war ich für zahlreiche Einsätze verantwortlich“, bestätigte Wolfgang Sehner auf Nachfrage dem Wochenblick. Unter anderem wirkte er auch zwölf Jahre lang in verantwortungsvoller Position bei der Betreuung des Wiener Donauinselfestes mit. Doch dies alles reichte dem für die Vergabe von Verdienstzeichen und Orden zuständigem Gremium nicht aus, um die ehrenamtlichen Verdienste eines ehedem städtischen Mitarbeiters zu würdigen.

Die zuständigen Gremien hätten daher „einem Verfahren auf sichtbare Auszeichnung“ an Herrn Wolfgang Sehner nicht zugestimmt, teilte Oberamtsrätin Petra Rama dem Einreicher Professor Schwarz bedauernd mit und begründete die Entscheidung mit dem Hinweis: Auszeichnung seien vor allem ein symbolischer Dank der Stadt Wien für die Mitbürger sowie Ausdruck von Wertschätzung und Respekt für ihr umfassende Lebenswerk, das weit über das übliche Normalmaß hinausrage.

Bezirksvorsteher, Musiker, Teppichhändler, Soros

Zudem würde der Genannte zu einem größeren Kreis von Personen zählen, die ähnliche ehrenamtliche Leistungen erbringen konnten, hieß es abschließend, und die dafür ebenfalls nicht gewürdigt wurden, könnte man noch ergänzen. Doch kein Problem hatte die Stadt Wien damit, den langjährigen Schlagzeuger der Elvis-Presley-Band, Ronnie Tutt, auszuzeichnen, der am 16. Jänner 2019 das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien bekam.

Auch George Soros wurde am 14. November 2019 eine „hohe Wiener Ehrung“ zuteil und der Teppichhändler Ali Rahimi durfte sich ebenfalls über die Würdigung seiner Verdienste – welcher auch immer – freuen, um nur einige Beispiele anzuführen. Nicht zuletzt erhielten auch die beiden ÖVP-Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (Landstraße) und Adolf Tiller (Döbling) für ihre Verdienste das Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen.

Hat Sehner das „falsche Parteibuch“?

Wolfgang Sehner war zwar nicht Bezirksvorsteher, aber – neben seinen vielen Ehrenämtern – auch noch elf Jahre lang blauer Bezirksrat in Brigittenau. „Als FPÖ-Mitglied war ich wohl ehrenunwürdig“, moniert Sehner sarkastisch.

Dass er als Absolvent des 15. Jagdkommandokurses seit nunmehr schon 17 Jahren auch noch einer der Vizepräsidenten des Europäischen Militär-Fallschirmsprungverbandes ist, hat den militärfeindlichen Roten die Ablehnung eines Verdienstkreuzes oder Ordens für Sehner vermutlich erleichtert. „Mit einem Elvis-Schlagzeiger kann ich da nicht mithalten“, gibt er freimütig zu.

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