Horst D. Deckert

Impfpflicht für Gesundheitspersonal könnte dem italienischen Gesundheitswesen massiv schaden

Am 1. April ist in Italien ein Gesetz in Kraft getreten, nach dem das Gesundheitspersonal verpflichtet ist, sich sogenannte Covid-Impfstoffe injizieren zu lassen. Der entsprechende Artikel 4 könne jedoch womöglich nicht umgesetzt werden, berichtet Francesco Capo am 24. Juni 2021 auf Byoblu.

Das Gesundheitspersonal, das sich gegen die Impfung entschieden hätte, sei viel zahlreicher als angenommen. Die genaue Anzahl sei nicht bekannt, doch aus einigen Nachrichten, die in lokalen Zeitungen und Nachrichtenagenturen erschienen sind, liesse sich eine Schätzung ableiten, so Capo.

Allein im Piemont gebe es bis zu 20’000 nicht geimpfte Fachkräfte des Gesundheitswesens. In Friaul-Julisch Venetien, Trentino und Emilia Romagna seien es nach den vorliegenden Daten 22’266 von 45’753 Mitarbeitern des Gesundheitswesens, die sich «gegen die Teilnahme an der Studie» entschieden hätten, schreibt Capo weiter.

Würden alle diese Personen, wie gesetzlich vorgeschrieben, von der Arbeit suspendiert, hätte dies schwerwiegende Auswirkungen auf die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten. Dies werde durch die Tatsache bestätigt, dass die überwiegende Mehrheit der Suspendierungen nur im privaten Sektor stattgefunden hätte, erklärt Capo.

Im öffentlichen Sektor würden die Suspendierungen nur Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen betreffen, die niedrigere Gehälter als andere Kategorien erhalten. Leider treffe es immer die Schwächsten, konstatiert Capo. Diese Suspendierungen würden auch zu einer geringeren Qualität der Dienstleistung führen, weil sie die Krankenpfleger faktisch dazu zwingen, andere Aufgaben zu übernehmen als die, für die sie ausgebildet wurden.

Die Verwaltung der Gesundheitsbehörde beschränke sich derzeit darauf, nicht geimpfte Ärzte und Pflegefachkräfte aufzufordern, die Gründe für ihre Entscheidung per E-Mail mitzuteilen, doch im Moment würden keine Suspendierungen eingeleitet. Das Paradoxe sei, stellt Capo fest, dass das Gesetz zur Impfpflicht, das von der Regierung aus Gründen des öffentlichen Schutzes entworfen wurde, den nationalen Gesundheitsdienst zerstören und letztendlich die Gesundheit nicht schützen würde, sollte es angewendet werden.

Die Suspendierung des Gesundheitspersonals würde den jahrzehntelangen Personalmangel noch verschärfen. Studien zufolge seien seit 2009 35’000 Fachkräfte verloren gegangen. Dieser Rückgang übersteige den der übrigen öffentlichen Verwaltung um 50%, so Capo.

Das ideale Pflegekräfte-Patienten-Verhältnis sollte eins zu sechs sein. Eine Erhöhung um einen Patienten bei unveränderter Anzahl von Pflegekräften führe zu einer siebenprozentigen Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient stirbt, berechnet Capo.

Das derzeitige durchschnittliche Verhältnis sei genau doppelt so hoch: eins zu zwölf. Somit sei das Sterberisiko jetzt um 42% erhöht. Der Verzicht auf Tausende von ungeimpften Krankenpflegern würde das Pflegekräfte-Patienten-Verhältnis massiv erhöhen und somit auch die Sterblichkeit.

Auf Grundlage dieser Annahmen könnte das Gesetz zur Impfpflicht für das Gesundheitspersonal nicht nur von zweifelhafter verfassungsrechtlicher Legitimität sein, sondern auch dem Schutz der öffentlichen Gesundheit abträglich sein.

Deshalb habe der italienische Gewerkschaftsbund FISI für Mittwoch, 30. Juni, zu einem Generalstreik aufgerufen. Die Demonstration werde in Bologna stattfinden und Byoblu werde mit seinen Kameras anwesend sein, schliesst Francesco Capo.

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