Horst D. Deckert

Jordan Peterson jetzt ein Nazibösewicht in Superheldencomic

Seit ein paar Jahren sitzt der kanadische Psychologieprofessor Jordan Peterson wie ein Stachel im Fleisch des westlichen Gutmenschentums. Selbst eine längere krankheitsbedingte Pause stoppte nicht den Eiter und das Gesinnungsgift, das er in immer mehr desillusionierte Köpfe einimpft. Seine intellektuelle Wehrhaftigkeit stellt ein so großes Problem dafür Fraktion für Gender, Multikulti und den Gang in den globalen Sozialismus, dass sie ihn unablässig weiter beschmieren. Kürzlich wurde er wenig verklausuliert in einem amerikanischen Superheldencomic zum Nazibösewicht erhoben.

 

Superhelden als amerikanische Mythologie

 

In Deutschland haben Superheldencomics keine große Tradition. Ganz anders verhält es sich in den USA, wo sie seit inzwischen 100 Jahren existieren und sich in Abwesenheit einer längeren Geschichte eine Art eigene Mythologie um die Helden und Bösewichte herum entwickelt hat. Die erzählten Geschichten sind mitunter überaus komplex und erzählen vom klassischen Kampf zwischen Gut und Böse und erklären manchmal, wie es überhaupt erst zu dieser Trennung kam.

Ihr Einfluss auf die amerikanische Populärkultur ist kaum zu überschätzen, auch wenn das rein aus kommerziellen Gründen entstandene Universum der Superhelden aus der Ferne manchmal etwas abstrakt und künstlich wirkt. Denkt man sich jedoch in diese Mythologie ein, dann zeigt sich, dass sie Menschen allen Alters in ihrem Aussagesystem nicht weniger faszinieren kann als etwa die griechische Mythologie der Antike.

Superheldencomics repräsentieren die Metaebene kulturellen Selbstbildes der Gesellschaft in den USA. Sie erzählen allen darüber, was gut ist und was schlecht, was erstrebenswert ist und wie tief ein Mensch fallen kann. Mehr als alles andere definieren Superhelden die Kultur der Vereinigten Staaten.

 

Prädestiniert für die satanische Umkehrung

 

Dieser gesellschaftlichen Charakterbildung insbesondere für junge Menschen ist es geschuldet, dass die immer wieder neu erzählten Heldengeschichten zunehmend in tobenden Kulturkampfes hineingezogen wurden und heute fast verloren darin versunken sind. Denn trotz des kommerziellen Risikos waren die Heldengeschichten mit ihrer dezidierten Moralwelt zu verlockend und auch zu bedeutend für linke Kulturideologen, um sich nicht ihrer Botschaften zu bedienen.

In den letzten Jahren erlebte daher ein Superheld nach dem anderen eine fundamentale Überarbeitung. Manche wurden nur leicht bearbeitet, andere völlig neu geschrieben, sie bekamen eine schwarze Hautfarbe oder wurden einem Geschlechterwechsel unterzogen. Dazu wurden sie in eine neue Welt gesetzt, wie sie der linken Ideologie vorschwebt.

Wenige Ausreißer gibt es heute noch von der Regel des linken Heldendaseins. Insbesondere der Film über den Bösewicht Joker vor zwei Jahren stach heraus. Von professionellen Kritikern wurde er genauso zerrissen, wie er von Fans und Dissidenten des Zeitgeistes gelobt wurde. Doch diese Film- und Erzählkunst über das Universum der Superhelden wird immer seltener. Bestenfalls bekommt der Konsument heute noch blanke Actionsequenzen präsentiert, die über einen gefälligen Plot miteinander verknüpft werden.

 

Unfähigkeit nicht mehr von Absicht zu trennen

 

In den allermeisten Fällen werden die Helden heute aus der erzählerischen Perspektive ganz einfach kaputt geschrieben und nach dem teuren Misserfolg versenkt. Die dabei vorgeführte Unfähigkeit ist kaum mehr zu unterscheiden von der Absicht, einen weiteren Helden aus dem Bewusstsein der Fans zu löschen. Inzwischen hat sich in den Sozialen Medien ein ganzes Biotop gebildet, das sich früher über Superhelden und andere fiktionale Kreationen freute, in den letzten Jahren aber umgeschwenkt ist auf zynische Kritik daran. Die satanische Umkehrung betrifft dabei bei weitem nicht nur amerikanische Superhelden. Von Star Trek über Dr. Who bis Magic the Gathering ist quasi alles, was „Nerds“ früher interessant fanden, heute nur noch als Parodie zu ertragen.

Die ideologische Kaperung der seit Jahrzehnten existierenden Heldenfiguren erfolgt systematisch und sie endet systematisch mit der selben Erkenntnis des „Go woke, go broke“. Zwar erscheinen auch immer wieder Hefte mit neuen Helden, die dezidiert nach den Gesetzen des kulturlinken Zeitgeist geschaffen werden. Doch sie werden vom zahlungswilligen Publikum schon in den Papierkorb gelacht, noch bevor sie überhaupt die Verkaufsregale erreicht haben.

 

Captain America vs Red Skull

 

Captain America, der während dem Zweiten Weltkrieg den Kindern beibrachte, wie man mit Superheldenkräften Nazis bekämpft, ist einer dieser mythologischen Figuren aus dem Universum der Superhelden mit eigener Comicserie. Von Hause aus ist Captain America den auf Nazis geeichten Linksdrehern daher nicht unsympathisch. Abträglich ist selbstverständlich sein Aussehen als blauäugig-blonder Hühne mitsamt des über sein Kostüm farblich zur Schau getragenen Patriotismus.

Dennoch wird auch er weitergepflegt und bekam kürzlich eine neue Comicgeschichte. Sein Gegner darin ist ein Mann genannt „Red Skull“, bei dem es sich um einen Naziwissenschaftler handelt, der genauso böse ist wie sein Name klingt. Auch hier mussten die Autoren einen kleinen Klops schlucken, da „Brown Skull“ aus der gegenwärtigen Linse mit Sicherheit besser zum tragen käme, als es mit der Farbe rot der Fall ist, die mit dem als gut empfundenen Kommunismus assoziiert wird.

Ungeachtet dieser kleinen Stolpersteine geht es inhaltlich voll zur Sache. Noch immer sieht Red Skull so aus wie schon in den 1940er Jahren und er hat auch immer noch das selbe Ziel wie vor inzwischen 80 Jahren. In seiner Methodik aber hat sich der Bösewicht an die Zeit angepasst und verbreitet seine Ideologie neuerdings auch über das Internet. Dort hetzt er gegen Captain America und übt Fundamentalkritik an der Dekadenz des liberalen Amerika, wie es sich für einen waschechten Faschisten gehört.

 

Captain America VS Jordan Peterson

 

In einer Szene schließlich kommt es zum intellektuellen Showdown zwischen den Autoren des Comics und dessen Leser. Die Szene ziert einen Computerbildschirm, auf dem ein Video aus dem Internet läuft. Darin zu sehen ein hetztender Red Skull, in dessen Sprechblase „Zehn Lebensregeln“ steht, während rechts daneben seine Losungen aufgeführt sind mit „Chaos und Ordnung“, „Karl Luegers Genie“ und „Die feministische Falle“. (Karl Lüger war ein Wiener Bürgermeister, über den sich in Mein Kampf zahlreiche lobende Worte finden.)

Es handelt sich dabei um einen unübersehbaren Seitenhieb auf Jordan Peterson. Dieser erzielte mit dem Buch „13 Lebensregeln“ einen Welterfolg, spricht in seinen Vorträgen oftmals über die Grenzen zwischen „Chaos und Ordnung“, hält Dostyewski und Nietzsche für Genies und erachtet der den Feminismus heutiger Prägung (ganz wichtg!) und dessen Abdriften in Richtung der linken Genderideologie für einen Holzweg, da er die Betroffenen laut ihm unglücklich macht.

Für alle, denen das nicht eindeutig genug war, beklagt Captain America in der Szene danach „die übliche Masche mit jungen, schwachen Männern, die nach einem Sinn im Leben suchen“ und deswegen leichte Opfer für Petersons – Pardon – Red Skulls Ideologie sind. „Er erzählt ihnen das, was sie schon immer hören wollten“, und dass „die ganze Welt gegen sie sei und sie erst dann Männer würden, wenn sie zurückschlagen.“. Seinen Monolog schließt Captain America ab mit: „Bingo. Das ist dann ihr Sinn und das, wofür sie leben und am Ende sterben werden.“

Wäre das Muster im Geschäft der Superhelden nicht seit einigen Jahren so eindeutig, man könnte es für eine gelungene Parodie halten. Denn die Grenze ist oftmals nur vage zu sehen zwischen jenen, die hehre Absichten hegen und jemandem individuell helfen wollen und anderen, die eine für sich und ihre Ideologie eine Kampfgruppe formen wollen. In einer anderen Welt lacht Peterson eventuell sogar über das verzerrte Portrait und nimmt es zum Anlass für entsprechende Ausführungen zum Thema Gut und Böse und wie wenig sie sich manchmal auf den ersten Blick voneinander unterscheiden.

 

Der Geist von Julius Streicher

 

Nicht so jedoch in unserer Welt, in der die totale Toleranz genau so lange anhält, bis man ein falsches Wort ausspricht oder auch nur andeutet. Jordan Peterson hat oft genug unterstrichen, dass er für den klassischen Liberalismus konservativer Ausprägung steht und er wird von tatsächlichen Rechtsexetremisten genauso gehasst wie von Linksextremisten. Doch es bringt nichts. Sie wollen diesen Unterschied nicht begreifen, den Menschen in der Mitte zwischen den Extremen wahrzunehmen in der Lage sind.

Beherrscht werden wir heute genau von solchen Extremisten die politisch, wirtschaftlich, akademisch und kulturell mit linker Demagogie auf all das einschlagen, was nicht auf Linie ist. Zu diesen gehören offenbar auch die Autoren und sonstigen Verantwortlichen des Comics, die nichts kennen außer die Dichotomie der Extreme und sie haben keine Hemmungen, den Geist von Julius Streicher neu aufleben zu lassen.

Quelle Titelbild

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