Horst D. Deckert

Medien und Virus: Eventuell doch aus dem Labor?

Bis vor kurzem haben die Massenmedien über die Labortheorie gespottet und sie als Verschwörungstheorie abgetan. Heute weigern sie sich zuzugeben, dass sie sich vermutlich geirrt haben.

Viele Mainstream-Medien hatten die Hypothese eines Laborunfalls als Ursprung von SARS-CoV-2 als Verschwörungstheorie gebrandmarkt. Warum? Die Theorie wurde von Autoritäten unterstützt, die als ungeniessbar galten. In der wissenschaftlichen Diskussion gilt diese Erklärung jedoch als immer wahrscheinlicher. Aber wie so oft bleibt das mea culpa der Medien aus.

Das ist mediale Selbstgerechtigkeit schlechthin. Die WHO hat die Resultate ihrer Untersuchung in Wuhan über die Herkunft von SARS-Cov-2 als unbefriedigend eingestuft. Seither tauchen in kurzen Abständen immer neue Fakten und Hinweise auf, welche die Hypothese eines Laborlecks immer glaubwürdiger machen. Reaktion der grossen Medien? Eine ganz sachte Kehrtwende, man spricht von einer eventuellen Möglichkeit. Kein Wort darüber, dass man diese Theorie ein Jahr lang hochmütig beiseite gewischt und deren Vertreter verunglimpft hat.

Dabei gab es schon lange Hinweise auf dieses potentielle Leck: Eine Anhäufung von Hinweisen auf bisherige Erfahrungen mit dem Wuhan-Labor; die laufende Entdeckung neuer Lügen aus China; eine Forscherin aus dem Labor, die sich in die USA abgesetzt hat, und noch vieles mehr.

Die Medien weichen zwar von der «das Virus wurde durch ein Tier übertragen»-Linie langsam ab, stellen aber mit Nachdruck fest, dass in der Wissenschaft über die Labor-These kein Konsens herrscht. Wurde die gleiche Aussage jemals zur Tiermarkt-These gemacht? Nein.

Im März 2020 veröffentlichte der Journalist Pierre-Marcel Favre in Le Matin Dimanche eine kleine Kolumne zum möglichen Anfang der Pandemie. Er stellte die einfache Frage, ob zwischen dem Virenausbruch und dem P4-Labor in Wuhan eine Verbindung bestehen könnte, versehen mit ein paar der damals bekannten Hinweise.

Für diese Kolumne wurde der Autor fast in Stücke gerissen. Wie konnte er es wagen, diese Theorie ernsthaft in Erwägung zu ziehen? Kurz vorher hatte Präsident Trump China entsprechend beschuldigt. Und für die Medien war sofort klar: was Trump sagt, kann nicht wahr sein!

Doch warum überliess es die Redaktion von Le Matin Dimanche einem externen Kolumnisten, dies Fragen zu stellen? War das Thema für die Redaktion zu heiss?

Auch Maxime Chaix schrieb am 3. April 2020 auf seiner damaligen Seite deep-news.media über das mögliche Leck. Er wurde dermassen mit Beleidigungen eingedeckt, dass er inzwischen nicht mehr schreibt.

Indem die Massenmedien jede vom Diskurs abweichende Meinung oder Frage unterdrücken oder die Verfasser als Verschwörungstheoretiker verunglimpfen, schaffen sie erst den Boden für Verschwörungserzählungen. Es ist der Anti-Verschwörungstheoretiker, der den Verschwörungstheoretiker schafft.

Oder wie schon Sartre sagte: Es ist der Antisemit, der den Juden schafft. So ist es nun auch mit der sogenannten Verschwörung. Dieser Sammelbegriff wird verwendet, um Menschen oder Organisationen zu diskreditieren. Denn in einer komplexen Welt, in der die Menschen das Recht haben, sich frei zu äussern, und wo auch die Mainstream-Medien zunehmend das Vertrauen der Bevölkerung verlieren, ist es sehr nützlich, die Welt plakativ in Gut und Böse zu trennen.

Zum Glück gibt es noch einen Funken Hoffnung in den Köpfen einiger weniger Journalisten. Diese verstehen Journalismus so, dass es zu einem Thema auch unterschiedliche Ansichten geben kann. Der Fall des Laborlecks als glaubwürdige Hypothese für den Ursprung von SARS-CoV-2 ist das jüngste Beispiel. Wir werden uns alle bemühen, daraus zu lernen. Vor allem, wie falsch wir lagen, indem wir eine der Theorien über die Entstehung von Covid herunterspielten.

Zum Originalartikel (auf französisch)

Dieser Text wurde uns von bonpourlatete.com zur Verfügung gestellt, dem führenden alternativen Medium der französischsprachigen Schweiz. Von Journalisten für wache Menschen.

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