Horst D. Deckert

Mit ihrer Geldpolitik sorgt die EZB für einen Anstieg der Inflation

Nachdem bislang vor allem alternative Medien darauf hinwiesen, dass die Notenbankpolitik einen Preis hat, den bald jeder in Form von Preissteigerungen zahlen muss, bläst jetzt auch die mächtige Deutsche Bank ins gleiche Horn. Bemerkenswert sind die scharfen Worte, mit der die Deutsche Bank, die ja selbst abhängig von der EZB ist, mit der EZB-Politik ins Gericht geht.

Von Christoph Seizer

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In der kürzlich erschienen Studie („Deutsche Bank Research warns of the impending threat of rising inflation“) warnt die Großbank deutlich vor den Folgen der Politisierung der Notenbanken. Waren die Notenbanken 50 Jahre lang primär der Geldstabilität verpflichtet, änderte sich dies während der Finanzkrise. Statt stabile niedrige Inflation wurde die Staatsfinanzierung zur Kernaufgabe der Europäischen Zentralbank. Diese Veränderung gab den Staaten die Möglichkeit, sich immer höher zu verschulden. Die Staatsschulden explodierten auf eine Höhe, die lange Zeit für „unvorstellbar“ (unimaginable) gehalten wurde. Aus der Ausnahme zur Eurorettung wird der Normalzustand.

Gesetze der Ökonomie

Laut den Experten der Deutschen Bank könnte es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis sich dieser Effekt durch Preissteigerungen voll zeigt. Der veränderte politische Wille kann jedoch grundlegende Gesetzte der Ökonomie nicht außer Kraft setzen. Schon seit Jahrhunderten führte die Finanzierung der Staatsschulden über die Notenpresse stets zu einem massiven Verfall der Währung. Der Konsument spürt das am Ansteigen der Preise. Dieses Gesetz wird auch diesmal seine Gültigkeit haben, meint die Deutsche Bank in ihrer Studie.

Wörtlich sprechen die Experten der Deutschen Bank von der Inflation als „Zeitbombe für die globale Wirtschaft“ (global economics sitting on a time bomb). Und ebenso, dass es „furchteinflößend“ (scary) sei, dass die Notenbanken nicht mehr die Geldstabilität als Hauptaufgabe zugewiesen bekommen, sondern zunehmend die Finanzierung der Staatsfinanzen.

Wenn die Notenbanken zu solch einer Politik gezwungen werden, so die Autoren der Studie, finden sie sich zunehmen in einer unhaltbaren Position. Die Vorgabe lautet, politische Programme und Sozialausgaben zu finanzieren. So kann die Notenbank ihrer Rolle als Hüter der Währungsstabilität nicht mehr nachkommen.

Probleme werden klein geredet

In dieser Lage haben es die Notenbanken nicht mehr in der Hand der Inflation gegenzusteuern. Sie reagieren, indem sie beruhigen und das Problem kleinreden bzw. als vorübergehend bezeichnen. Damit werden sie der Möglichkeit beraubt, der anziehenden Inflation zeitgerecht gegenzusteuern. Wenn das Problem dann unübersehbar werden wird, wird ein moderates Vorgehen nicht mehr möglich sein. Die deutsche Bank erinnert an die Inflation der 1980er in den USA und dass die Zinsen damals auf bis zu 21 % angehoben werden mussten, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Bei der heutigen Verschuldung würde das eine Pleitewelle nie da gewesenen Ausmaßes verursachen. Der kurzsichtigen Politik erscheint eine höhere Inflation als geringer Preis für wahlweise die Rettung der Staatsfinanzen vor Corona oder auch dem Klimawandel zu sein. Dabei wird übersehen, dass eine instabile Währung erst dazu führt, dass die Gesellschaft die Fähigkeit behält, zielgerichtet Probleme bewältigen zu können. Wenn die Währung unkontrolliert an Wert verliert, verliert die Gesellschaft an Stabilität und damit an Handlungsfähigkeit.

Offene Kritik an der EZB ist neu

Mehr noch, gerade jene Menschen, die als Begründung für die Notenbankfinanzierung herhalten müssen, jene, die von den Coronamaßnahmen besonders betroffenen sind ebenso wie sozial Schwache werden diejenigen sein, die von den Preissteigerungen am härtesten getroffen werden. Niedrige Inflation und niedrige Zinsen waren eine wesentliche Grundlage für den Wohlstand der letzten 30 Jahre, dieses Umfeld wird sich in den nächsten ein bis zwei Jahren laut den Experten der Deutschen Bank massiv verändern. Wirklich neu, zumindest für „Wochenblick“-Leser hört sich das alles nicht an. So warnten wir z.B. bereits ausführlich im Corona-Spezialmagazin Ende letzten Jahres vor genau jenen Mechanismen, vor denen jetzt auch die Deutsche Bank warnt. Bemerkenswert ist, dass diese Kritik jetzt nicht mehr von einem Alternativmedium kommt, sondern von einer der größten global agierenden Banken. Von einem der großen Spieler im globalen Finanzsystem selbst. Die offene Kritik und die teils dramatische Wortwahl sind etwas völlig Neues. Großbanken äußerten Kritik an den Zentralbanken in der Vergangenheit nur sehr zahm. Die Aufsicht über die Banken liegt zum großen Teil bei den Zentralbanken, dort werden Stresstests entwickelt und wenn eine Bank in den Augen der Zentralbank über zu wenig Eigenkapital verfügt, wird das Management der Banken von der Zentralbank überwacht und in seiner Handlungsfreiheit deutlich eingeschränkt. Handlungen müssen dann stets gegenüber der Aufsicht in der Zentralbank gerechtfertigt werden. Auszahlungen an die Eigentümer der Bank können untersagt werden, was dann wiederum zum Austausch des Managements führen kann. Die Zentralbanken können den Banken das Leben ordentlich schwer machen.

Die Lage ist bereits sehr ernst

Daher war von dort bisher kaum Kritik am Notenbankkurs zu hören. Wenn vereinzelnd doch kritische Worte fielen, dann höflichst und so zwischen den Zeilen verpackt, dass meist nur Insider die Kritik heraushören konnten. Die deutlichen und klaren Worte aus der aktuellen Studie der Deutschen Bank stellen eine klare Warnung aus dem innersten Kreis des Finanzsystems dar, dass die Lage bereits deutlich ernster ist, als es sich die Politik eingestehen mag.

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