Horst D. Deckert

Mit Seifenspendern in nur einem Jahrzehnt von der Komöde zur Tragödie

Gestern bin ich bei Hadmut Danisch über ein schönes Beispiel gestolpert, wie sehr unsere Gesellschaft in den letzten Jahren vergiftet wurde. Es geht um Seifenspender, deren Sensoren Probleme damit haben, die Hände von dunkelhäutigen Menschen zu erkennen. Wer sich durch die Links klickt, der endet irgendwann bei einem Kommentar von The College Fix, der sich über einen Ingenieurstudenten der Universität von Kalifornien aufregt, weil dieser in einer Onlinedebatte Seifenspender als Beispiel für “systemischen Rassismus” bezeichnet hatte. Die Absurdität sollte jedem ersichtlich sein, dennoch wird derlei heute permanent der Äther verstopft. Das interessante an dieser kleinen Episode ist, dass sich über den Seifenspenderrassismus ein Datum herleiten lässt, ab wann genau die Welt in den Wahn abzudriften begann.

 

Better Off Ted

 

Im Jahr 2009 wurde in den USA eine weitgehend unbeachtete Comedy Serie namens Better Off Ted auf den Markt gebracht. Der Stil entsprach in etwa jenem von Scrubs, wobei die Serie meines Erachtens in die Riege jener katastrophal unterbewerter Serien gehört, die viel zu früh abgesetzt wurden.

Die Handlung der Serie spielt in in der F&E Abteilung eines fiktiven amerikanischen Großkonzerns in der Art von General Electric oder Henkel in Deutschland, der von Zahnpasta bis Lenkwaffen alles herstellt. Das Unternehmen wird humoristisch überhöht als zynische Geldmaschine dargestellt, während die Mitarbeiter – mit Ausnahme der Chefin – gutmütig und etwas tolpatschig versuchen, das beste aus ihrem Arbeitsalltag zu machen.

 

Racial Sensitivity

 

Gleich die vierte Episode handelte von genau dem, worüber sich die Studenten gerade aufregen. Das Unternehmen hat seine Einrichtungen technisch aufgewertet und vom Aufzug, über die Beleuchtung bis zum Trinkbrunnen alles mit Sensoren ausgestattet. Deren Problem: Personen mit dunkler Hautfarbe werden nicht erkannt.

Die Episode zeigt, wie die schwarzen Mitarbeiter versuchen, mit der Kalamität zurechtzukommen, kreative Lösungen zur Umgehung des Problems suchen und wie sich der Konzern versucht herauszureden und dabei alles schlimmer macht. Meines Erachtens war es eine wirklich gut gelungene Persiflage auf die damals schon immer etwas mitschwingende Verklemmung in den USA bei den Rassenbeziehungen.

Ich bin dabei nicht der einzige, der die Ausgabe sehr gelungen fand. Bei IMDB wird sie mit 8,8/10 Punkten bewertet, was deutlich über dem Schnitt der Serie liegt. Ähnlich positiv wurde die Serie bei Rotten Tomatoes aufgenommen, wobei der Zuschauerkritiker Martin E anderer Meinung war als der Rest und spezifisch über die fragliche Episode schrieb: „Wir haben einen Teil des Pilots geschaut und dann die hochgelobte Episode Racial Sensitivity. Wir konnten darin keinerlei Ansätze für Humor entdecken, auch wenn wir Satire als Genre eigentlich mögen.“

 

Linke US-Satire der 2000er Jahre

 

Die säuerliche Note bei diesem Martin E zeigt, dass damals schon bei einigen der Stachel im Fleisch saß. Dennoch blieb das die Ausnahme. Selbst die „professionellen“ Kritiker konnten kaum etwas substanzielles gegen die Serie finden und blieben in der Minderheit.

Generell sieht man der Serie an, dass sie noch aus einer anderen Zeit stammt. Heute gibt es bei Rotten Tomatoes sehr oft eine große Diskrepanz zwischen den Bewertungen Zuschauern und Profikritikern. Während Zuschauer noch immer den Unterhaltungswert beurteilen, vergeben die „Profis“ inzwischen fast nur noch Punkte für die korrekte Gesinnung. Ein Beispiel dafür ist die 2017 gestartete Star Trek Persiflage The Orville, die von 94% der Zuschauer geliebt wird, bei Kritikern mit 65% allerdings durchfällt. In der Zeit – oder Ära – von Better Off Ted war das noch anders und so lagen Zuschauer und Kritiker der Serie mit 96% zu 89% sehr nahe beieinander.

Die damalige Ära war noch geprägt von überwiegend gut durchdachter linker Satire auf den als „rechts“ wahrgenommenen gesellschaftlichen Mainstream mit politisch durchgesetzten Konzerninteressen, dem Krieg gegen den Terror und alles begleitet von Marktschreiern bei Fox News. Es war unmissverständlich eine andere Zeit, in der Jon Stewart der linke, aber integre Hampelmann war und selbst Stephen Colbert noch sehenswert war. (Ja, dank Internet habe ich mich frühzeitig von der GEZ-Bleiglocke befreit und mich medial hauptsächlich von US-Produktionen ernährt.)

Better Off Ted war ein Teil dieser linken Kritik, die in gelungener Weise intelligent und gewitzt den Zeitgeist aufs Korn nahm. 2009 als dem Jahr, in dem Better Off Ted auf den Markt kam, markierte vermutlich sogar den Höhepunkt dieser Ära, die vermutlich begann mit dem Sieg von George W. Bush bei den 2000er Präsidentschaftswahlen.

 

In 4.396 Tagen zum Supergau

 

Gemessen von der Erstausstrahlung von Racial Sensitivity bis zur Reaktion beim College Fix auf die Äußerungen des Studenten dauerte es damit fast exakt 12 Jahre oder 4.396 Tage, bis aus der hintersinnigen Satire bitterer Ernst wurde. Es ist traurig, wie sehr der Zeitgeist von kritisch, aber gut gelaunt und mit Ansätzen der Konstruktivität in eine derartige Destruktivität abgleiten konnte.

Geht man davon aus, dass der Student heute 20 Jahre alt ist, dann war er damals 8 Jahre alt. Er hätte die größtenteils familienfreundliche Serie von damals sogar theoretisch kennen können. Seit dieser Zeit muss jedoch etwas passiert sein, das unbemerkt einen fundamentalen Bewusstseinswandel herbeigeführt haben muss. Es ist kaum erklärlich, wie ein solch rabiater generationeller Abriss in einer derart kurzen Zeit mit der Länge nur einer Kindheit erfolgen konnte.

 

Ein Lehrplan für die Eltern und dann noch der richtige Lehrplan

 

Die Antwort für diesen geistigen Absturz in den maoistischen Wahn bekommt man gerade beim Daily Wire geliefert. Dort wird über das Problem von Lehrern berichtet, dass Eltern aufgrund des coronabedingten Fernunterrichts plötzlich einen direkten Zugriff auf die in den Klassenzimmern vermittelten Inhalte bekommen. Bislang hatten Lehrer freie Fahrt bei der Indoktrination der Kinder, die seit Beginn der Schulschließungen allerdings immer mehr Eltern auffiel, die damit begannen, sich bei den Lehrern über den linksextremistischen Unsinn der „Critical Race Theory“ zu beschweren, mit dem ihre Kinder belästigt werden.

Laut dem Artikel bestand die Lösung der Verantwortlichen darin, zwei Lehrpläne zu erstellen mit einem, den die Eltern zu sehen bekommen sollten und dann noch „den echten“. Des weiteren sollten die Lehrer damit aufhören, greifbare Unterrichtsmaterialien herauszugeben, damit die Eltern nicht merken würden, wie sehr die Kinder indoktriniert werden. Dem Daily Wire liegen als Beleg interne Unterlagen vor, die von den Schulverantwortlichen an Lehrer ausgegeben wurden.

Wer sich also fragt, wie wir im Zeitraum von nur Kindheit vom Lachen zum Geschrei gelangen konnten, der hat jetzt eine Antwort: Das Lehrpersonal in den Schulen ist schuld. Nicht ohne Grund rufen die „Demokratischen Sozialisten Amerikas“ ihre Anhänger dazu auf, Lehrer zu werden. Heute ist die Saat aufgegangen und wer denkt, bei uns würde es auch nur einen Deut besser aussehen, dem empfehle ich, auf einer beliebigen Pädagogischen Hochschule die Suchfunktion zu betätigen und nach Ergebnissen zur „Critical Race Theory“ zu suchen. Auch bei uns – und zwar auch in „konservativen Bundesländern – wuchert dieser Krebs, wo er nur kann.

Quelle Titelbild Bildschirmfoto

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