Horst D. Deckert

Mobbing gegen russischen Münchner Stardirigenten Gergiev

Philharmoniker-Chef Valery Gergiev (r.): Zwang zur Distanzeritis von den falschen Freunden (Foto:Imago)

Die Zeiten, in denen in Deutschland Menschen unter Androhung von Druck, Folter oder öffentlicher Bloßstellung das Abschwören von Satan, ketzerischer Lehren oder verbotenen Weltanschauungen abgenötigt wurde, sind eigentlich längst vergangen – doch das neue Linksjakobinertum erwartet heute wieder Haltungsbekundungen und gelegentliche Beweise für politische Unbedenklichkeit von gewissen unzuverlässigen Kantonisten.

Als solche galt im linksgrün regierten München anscheinend der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev: Als aus Moskau stammender Russe, der teilweise im Kaukasus aufwuchs, wurde von ihm nach dem Einmarsch in die Ukraine eine Distanzierung von der Politik Wladimir Putins erwartet. Umso größer war das Entsetzen, dass Gergiev an seiner Privatmeinung festhielt, derzufolge die Annexion der Krim Rechtes gewesen sei und er die gegenwärtige Politik des Kreml unterstütze. Bereits 2014 hatte Gergiev mit 100 anderen russischen Künstlern in der russischen „Istwestja” die Eroberung der Halbinsel im Schwarzen Meer begrüßt. Als 2018 Gergievs Vertragsverlängerung anstand, wollten ihn die Grünen bereits loswerden; der Dirigent blieb – vor allem aus künstlerischen Erwägungen (und nur diese sollten hier auch zählen).

Nun muss man nicht mit Gergiev konform gehen; der Mann ist umstritten und war es bereits in seiner Zeit vor dem Engagement in Bayern in St. Petersburg, wo er als Intimfreund Wladimir Putins galt und 25 Jahre das dortige Mariinsky-Theater geleitet hatte. Doch Gergiev wurde in München nicht als Botschafter ukrainischer Interessen, als Pazifist oder als Testimonial für ein Russland nach westlichen Vorstellungen engagiert, sondern als Leiter eines weltrenommierten Orchesters – und diesen Job machte Gergiev bislang bravourös. Doch im Gesinnungs-Gulag Deutschland reicht das nicht. Der Klassiksender Bayern 4 berichtete vorgestern ausführlich über den von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter auf Gergiev ausgeübten Druck: Wenn sich dieser nicht von der russischen Invasion der Ukraine distanziere, drohe ihm die Entlassung.

Rauswurf droht nach kurzem Ultimatum</h2

Conservo” schreibt hierzu treffend: „Das Grundgesetz der BRD beinhaltet die Grundfreiheiten inklusive dem Recht auf freies Denken und freie Rede. Diese Rechte nimmt Gergiev in Anspruch, wie es jeder tun sollte.” Doch die Stadt München sieht das offenbar anders; dem Maestro wurde ein kurzes Ultimatum gestellt, nach dessen Ende er fliegen soll. Eine unfassbare Frechheit – und einer freiheitlichen Gesellschaft unwürdig. Besonders abartig: Über dieses faschistoide Vorgehen hatte sich OB Reiter zuvor ausgerechnet mit der Münchner LGBT-Community abgestimmt. Was, bitte, qualifiziert ausgerechnet Transgender, Schwule und sexuelle Minderheiten als Gralshüter moralischer Standards in der Kulturpolitik, zumal bei einer rein außenpolitischen Kontroverse?!?

Der gezielt geschürte weltweite Medienrummel um „Putin-Fan“ Gergiev verfehlte auch politisch und militärisch ohnmächtigen westlichen Ausland seine Wirkung nicht – wo man dieser Tage für Prügelknaben und Stellvertreter-Buhmänner umso dankbar ist, an denen man sich anstelle tatkräftiger Unterstützung für die Ukraine symbolisch abreagieren kann: Sowohl die Wiener Philharmoniker und die New Yorker Carnegie Hall setzten fürs Wochenende angesetzte Konzerte des Stardirigenten ab und wollen ihn nicht mehr dirigieren lassen; auch die Konzertreihe der Mailänder Scala zog prompt nach: Laut italienischen Medienberichten stellten Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala und Scala-Direktor Dominic Meyer dem Dirigenten gar ein Ultimatum. Beide verwiesen darauf, dass auch München Gergiev sogar „mit der Ausweisung” drohe. Reiters wohlfeile Stimmungsmache gegen Gergiev trug also bereits reife Früchte.

Übrigens – welch Wunder – scheint das politische Mobbing gegen einen großen zeitgenössischen Dirigenten abseits des erwähnten Klassik-Spartenkanals des Bayerischen Rundfunks bei der ARD niemanden zu stören – einen Skandal sieht dort keiner.

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