Horst D. Deckert

Nach TV-Auftritt in Puls4 war Wirtin ihren Job und Pachtvertrag los

Am Tag nach dem TV-Interview, das die Gastronomin Roswitha Holzmann dem TV-Sender „Puls 4“ wegen ihrer Präsenz auf der Animap-Plattform gab, war sie den Pachtvertrag für ihr Lokal und ihren Job los. Seitdem wundert sie sich, was in diesem Land alles möglich ist.

Von Kurt Guggenbichler

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„Ich habe in diesem Interview weder etwas Böses noch Beleidigendes gesagt“, betont die noch Tage später leicht geschockte Wirtin, die seit 2019 das Tennis-Stüberl auf dem UTC-Platz in Stockerau (NÖ) betrieb. Sie hatte das Lokal vom Verein gepachtet gehabt und hätte damit auch „in die nicht mehr so weit entfernte Pension gehen wollen“, wie sie mir bei meinem Besuch in ihrem Gartenhaus erzählt.

In ihrem Tennis-Stüberl hatten wir uns nicht mehr zum Gespräch treffen können, nachdem am Mittwoch vorvoriger Woche der UTC-Präsident mit zwei Vorstandsmitgliedern bei ihr aufgetaucht war, um sie an die Luft zu setzen. Daraufhin blieb Roswitha Holzmann zunächst kurz die Luft weg. Als sie sich wieder gefangen hatte, fragte sie nach dem Grund für die Kündigung des Pachtvertrages?

Wegen des Fernsehbeitrags, sagten die UTC-Verantwortlichen etwas betreten. „Mir zu kündigen, schien ihnen sichtlich peinlich gewesen zu sein“, glaubt Holzmann, weshalb sie vermutet, dass der Vereinsvorstand unter Druck gesetzt worden sei. Dies sollen die Herrschaften ihr gegenüber dann auch eingestanden haben.

Roswitha wundert dies nicht: „In Stockerau hat die ÖVP das Sagen und die Gemeinde und die Raika sind die Hauptsponsoren des Vereins.“ Als Erklärung und Entschuldigung führte das UTC-Vorstandstrio noch an, dass ihnen Vereinsmitglieder nach Holzmanns TV-Auftritt mit Austritten gedroht hätten.

Medien spielen mit

„Dabei habe ich nur gesagt, dass ich nicht zu den Leuten gehören will, die andere diskriminieren, indem ich diese ausgrenze, weil sie nicht geimpft oder getestet sind“, räsoniert sie.

Ihren ersten Ärger über ihren Rausschmiss – eine Reaktion, die man eigentlich nur aus totalitären Staaten kennt – hat sich Roswitha zunächst Luft gemacht, indem sie alle Gartenmöbel ins Lokal räumte, sodass nichts mehr Platz darin hatte. Denn sie hatte in den letzten Jahren auch einiges in das Tennis-Stüberl investiert. Dieses Geld verlangte sie vom UTC-Vorstand natürlich zurück, der am Mittwoch voriger Woche auch anstandslos bezahlte.

Mittlerweile hat sich die Geschasste von dem für sie bis dahin undenkbar gewesenen Vorfall erholt. Auch um die Zukunft sorgt sie sich nicht. „In der Gastronomie finde ich immer was“, hofft sie, „und sehr lange muss ich ohnehin nicht mehr arbeiten.“ Unbehagen bereiten ihr allerdings die Zustände der Drangsalierungen nach Meinungsäußerungen in diesem Land. „Die Freiheit geht allmählich den Bach runter“, befindet sie.

Kein Mitgefühl

Auch die Mainstream-Medien seien nicht schuldlos daran. Denn schon beim Interview mit der „Puls 4“-Reporterin sei ihr aufgefallen, dass diese anscheinend nicht wirklich wissen wollte, worum es ihr, Roswitha Holzmann, mit ihrer Präsenz auf der Animap-Plattform ginge, weil sie gleich ziemlich „gfernste“ Fragen stellte.

Als Holzmann am Tag nach der Kündigung beim TV-Sender anrief und der Reporterin erzählte, was sie mit ihrem Beitrag ausgelöst hätte, „nämlich die Kündigung meines Pachtvertrages,“ sei die sogenannte TV-Journalistin in „schallendes Gelächter“ ausgebrochen. Daraufhin sei Frau Holzmann ziemlich indigniert gewesen. Von Empathie bei der Reporterin offenbar keine Spur.

In dieser Hinsicht scheint die neue Journalistengeneration auf Linie von Kanzler und der Regierung zu sein, denen bei der Corona-Bekämpfung keine Lebenserfahrung und kein Feingefühl attestiert wird.

Alles nicht schön

Das wird dieser Tage erneut durch eine Maßnahme von Innenminister Karl Nehammer deutlich, der – gemeinsam mit Gemeindebundpräsident Karl Riedl – „ein Maßnahmenpaket zur Stärkung der öffentlichen Sicherheit“ vorgelegt hat, welches nichts anderes sei, „als ein Bespitzelungspaket auf kommunaler Ebene“, wie der niederösterreichische FPÖ-Klubobmann Udo Landbauer kritisiert. „Wir brauchen Menschen, die hinschauen“, hat Gemeindebundpräsident Riedl zuvor noch erklärt.

Man brauche nicht solche Menschen, die sich einen TV-Beitrag anschauen und dann einer Frau kündigen, nur weil sie von ihren bürgerlichen Rechten Gebrauch gemacht habe, betonen unisono viele Stockerauer, die ich nach meinem Interview in der Stadt mit dem Malheur von Roswitha Holzmann und dem neuesten Nehammer-Vorhaben konfrontierte. „Alles nicht sehr schön!“

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