Horst D. Deckert

Nazis, Atombomben und der Great Reset

Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), geriet in den vergangenen Monaten ins Visier zahlreicher Kritiker der Corona-Politik. Am Jahrestreffen des Online-WEF-Forums im Januar 2021 betonte Schwab, dass der Aufbau von Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs des Great Reset sei – einer Neustrukturierung des Weltwirtschaftssystems.

Doch die Pläne nach dem Gusto des WEF, dem modernen „Politbüro des Kapitalismus“ (Paul Schreyer), bereiten vielen Menschen Sorgen. Dazu kommt: das Vertrauen in die selbsternannten Führer der Welt ist gerade im Sinkflug. Vertrauen wird im Normalfall durch Transparenz gefördert. Doch genau diese Transparenz sucht man im Fall des WEF-Gründers selbst vergebens. Über ihn und seine Vergangenheit ist vieles nach wie vor unbekannt.

„Vielleicht ist das der Grund, warum so viele es abgelehnt haben, Herrn Schwab und seinen Motiven zu vertrauen, da so wenig über die Geschichte und den Hintergrund des Mannes vor seiner Gründung des Weltwirtschaftsforums in den frühen 1970er Jahren bekannt ist“, schreibt der Journalist Johnny Vedmore in der Online-Zeitung Unlimited Hangout. Diese Intransparenz nahm Vedmore zum Anlass, einen genaueren Blick auf Klaus Schwab und dessen Familie zu werfen.

Eugen Schwab machte lukrative Geschäfte mit den Nazis

Aber eins nach dem anderen: Aufschlussreich ist die Geschichte von Klaus Schwabs Vater Eugen Schwab. Geboren in der Nähe von Bern 1899, wuchs er später in Karlsruhe auf. Beruflich trat er in die Fussstapfen seines Vaters Gottfried (Klaus Schwabs Grossvater) und wurde ebenfalls Maschinenbauingenieur. Gleiches sollte er später auch seinem Sohn Klaus raten. Karriere machte Eugen Schwab in den 1930er Jahren in der deutschen Niederlassung der Maschinenbaufirma Escher-Wyss in Ravensburg, wo Schwab während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter beschäftigte.

Schwab leitete die deutsche Zweigstelle der Schweizer Maschinenbaufirma während des Zweiten Weltkriegs. Die Firma war eng mit Hitler-Deutschland verflochten und machte als militärischer Auftragnehmer lukrative Geschäfte mit den Nationalsozialisten. Dazu schreibt der Journalist Johnny Vedmore:

„Diese Firma, Escher-Wyss, setzte Sklavenarbeit ein, um Maschinen zu produzieren, die für die Kriegsanstrengungen der Nazis wichtig waren, ebenso wie für die Bemühungen der Nazis, schweres Wasser für ihr Atomprogramm zu produzieren.“

In den Vorkriegsjahren bis zur deutschen Annexion Polens war das Ravensburger Werk von Escher-Wyss der grösste Arbeitgeber in Ravensburg. Unter der Führung Schwabs verlieh die NSDAP der Niederlassung den Titel „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“. Escher-Wyss half der Nazi-Wehrmacht bei der Produktion von bedeutenden Kriegswaffen und Rüstungsgütern. Die Firma war führend in der Turbinentechnik für Staudämme und Kraftwerke, sie stellte aber auch Teile für deutsche Kampfflugzeuge her. Auch hätte sie den Nationalsozialisten fast dazu verholfen, Atombomben herstellen zu können.

In Vemork, Norwegen, hatte Escher-Wyss das strategisch wichtige Wasserkraftwerk des Industriekonzerns Norsk Hydro konstruiert. Das Kraftwerk, das auch von Escher Wyss betrieben wurde, war die einzige Industrieanlage unter der Kontrolle der Nazis, welche in der Lage war, schweres Wasser zu produzieren. Schweres Wasser war für die Herstellung von Plutonium für das Atombombenprogramm der Nazis essenziell. Die Pläne der Nationalsozialisten durchkreuzten die Alliierten jedoch.

Sie warfen in den Kriegsjahren mehr als 400 Bomben auf das Kraftwerk, was den Betrieb der weitläufigen Anlage zunächst kaum beeinträchtigte. Doch als deutsche Schiffe 1944 versuchten, schweres Wasser zurück nach Deutschland zu transportieren, gelang es norwegischen Widerstandskämpfern, das Schiff mit der Ladung zu versenken. Johnny Vedmore schreibt:

„Mit Hilfe von Escher-Wyss wäre es den Nazis beinahe gelungen, das Blatt zu wenden und einen Sieg der Achsenmächte herbeizuführen.“

Schwab tritt in die Fussstapfen seines Vaters

Klaus Schwab bekam von den Geschäften seines Vaters damals noch wenig mit. Doch auch er sollte später einen beruflichen Weg mit gewissen Parallelen zu dem seines Vaters einschlagen. Geboren am 30. März 1938 in Ravensburg, war Klaus Schwab während des Zweiten Weltkriegs noch ein kleines Kind. Von 1949 bis 1957 besuchte er das Humanistische Gymnasium in Ravensburg und machte sein Abitur.

Ebenso wie sein Vater absolvierte er ein Ingenieurstudium, das er 1962 an der ETH in Zürich abschloss. Im folgenden Jahr folgte zusätzlich noch ein Wirtschaftsstudium an der Universität Fribourg in der Schweiz. Von 1963 bis 1966 arbeitete er als Assistent des Generaldirektors des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). 1965 promovierte der spätere WEF-Gründer an der ETH Zürich mit einer Dissertation zum Thema: „Der längerfristige Exportkredit als betriebswirtschaftliches Problem des Maschinenbaus“. 1967 begann Schwab für Escher-Wyss zu arbeiten. Der junge Akademiker startete als Assistent des Verwaltungsratspräsidenten, um bei der Reorganisation der wenig später fusionierenden Unternehmen Sulzer und Escher-Wyss zu helfen.

Journalist Johnny Vedmore berichtet: „1966, kurz vor der Ankunft von Klaus Schwab bei Escher-Wyss, unterzeichneten die Schweizer Turbinenhersteller einen Kooperationsvertrag mit den Gebrüdern Sulzer in Winterthur. Der Zusammenschluss von Sulzer und Escher-Wyss begann 1966, als Sulzer 53 Prozent der Firmenanteile erwarb. Aus Escher-Wyss wurde 1969 offiziell die Sulzer Escher-Wyss AG… Nach der Fusion begann die Umstrukturierung von Escher-Wyss, und zwei der bisherigen Verwaltungsräte waren die ersten, die ihre Tätigkeit bei Escher-Wyss beendeten. Dr. H. Schindler und W. Stoffel schieden aus dem Verwaltungsrat aus, der nun von Georg Sulzer und Alfred Schaffner geleitet wurde. Dr. Schindler gehörte dem Verwaltungsrat von Escher-Wyss 28 Jahre lang an und hatte während eines grossen Teils seiner Dienstzeit mit Eugen Schwab zusammengearbeitet. Peter Schmidheiny übernahm später das Verwaltungsratspräsidium von Escher-Wyss und setzte damit die Herrschaft der Familie Schmidheiny über die Führungskräfte des Unternehmens fort.“

Im Zuge der Umstrukturierung wurde beschlossen, dass sich Escher-Wyss und Sulzer künftig auf getrennte Bereiche des Maschinenbaus konzentrieren würden. Escher-Wyss sollte vor allem im hydraulischen Kraftwerksbau tätig sein, unter anderem mit Turbinen, Speicherpumpen, Umkehrmaschinen, Verschlüssen und Rohrleitungen sowie mit Dampfturbinen, Turbokompressoren, Verdampfungsanlagen, Zentrifugen und Maschinen für die Papier- und Zellstoffindustrie. Sulzer würde sich auf die Kälteindustrie sowie den Dampfkesselbau und Gasturbinen konzentrieren.

Dazu der Journalist Johnny Vedmore weiter: „Am 1. Januar 1968 wurde die frisch reorganisierte Sulzer Escher-Wyss AG der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Unternehmen war gestrafft worden, was aufgrund von mehreren grosser Akquisitionen als notwendig erachtet wurde. Dazu gehörte auch eine enge Zusammenarbeit mit Brown, Boveri und Cie (BBC), einer Gruppe von Schweizer Elektromaschinenbauern, die auch für die Nazis gearbeitet hatten und die Deutschen mit einem Teil ihrer U-Boot-Technologie belieferten… BBC wurde auch als ‘rüstungsbezogenes Elektrounternehmen’ beschrieben.“

Schwab macht aus Sulzer einen Technologiekonzern



Und hier betritt Klaus Schwab die Bühne der Schweizer Wirtschaftsszene.
Schwab war federführend bei der Fusion von Sulzer und Escher-Wyss sowie bei der Bildung profitabler Allianzen mit BBC (heute ABB) und anderen Unternehmen. „Klaus Schwab trug dazu bei, dass Sulzer Escher-Wyss nicht mehr nur ein Maschinenbaugigant war, sondern ein Technologiekonzern, der mit hoher Geschwindigkeit in eine Hightech-Zukunft fuhr“, schreibt Vedmore.

Und weiter:

„Als Klaus Schwab 1967 zu Sulzer Escher-Wyss kam und den Umbau der Firma zu einem Technologiekonzern einleitete, wurde die Verwicklung von Sulzer Escher-Wyss in die dunklen Seiten des globalen nuklearen Wettrüstens sofort deutlicher. Bevor Klaus sich engagierte, hatte sich Escher-Wyss oft darauf konzentriert, bei der Konstruktion und dem Bau von Teilen für die zivile Nutzung der Kerntechnik mitzuwirken, zum Beispiel für die Atomstromerzeugung. Doch mit der Ankunft des eifrigen Mr. Schwab kam auch die Beteiligung der Firma an der illegalen Verbreitung von Atomwaffentechnologie. 1969 war die Eingliederung von Escher-Wyss in Sulzer abgeschlossen und die Firma wurde in Sulzer AG umbenannt, wobei der historische Name Escher-Wyss aus dem Firmennamen gestrichen wurde.“

Vedmore lässt zwar eindeutige Belege vermissen, die bezeugen, dass Schwab wegweisend war, die Geschäfte von Konzernen wie Sulzer und BBC noch stärker auf das Wettrüsten im Zuge des Kalten Krieges auszurichten. Interessant sind seine Beobachtungen aber allemal. Dies auch insbesondere vor dem Hintergrund, dass sowohl Sulzer als auch BBC später das international sanktionierte Apartheid-Regime in Südafrika mit wichtigen Teilen für dessen Urananreicherungsanlage belieferten – bis 1986 produzierte Sulzer erfolgreich Spezialkompressoren für die Urananreicherung des Regimes.

Die Geschäfte von Sulzer und den weiteren Firmen sind zwar längstens bekannt. Doch die Rolle, die der WEF-Gründer dabei spielte, stimmt nachdenklich und gilt es noch genauer zu untersuchen. Gerade weil sich das Weltwirtschaftsforum als prominenter Befürworter der Nichtverbreitung von Atomwaffen und „sauberer“ Atomenergie aufspielt. All das, schreibt Vedmore, macht Klaus Schwab „zu einem schlechten Sprecher für seine erklärte Agenda.“

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