Horst D. Deckert

Nun breiten sich die Affenpocken aus – neue Pandemie in Sicht?

Eigentlich sind die Affenpocken nicht so leicht von Mensch zu Mensch übertragbar, doch in Großbritannien traten zuletzt binnen kürzester Zeit sieben Fälle auf. Müssen wir uns jetzt auf die nächste „Pandemie“ vorbereiten?

Wie die britischen Gesundheitsbehörden am Samstag mitteilten, wurden in England zwei weitere Fälle der seltenen Affenpocken-Virusinfektion diagnostiziert, die nicht mit dem vor einer Woche gemeldeten Fall in Zusammenhang stehen. Die britische UKHSA erklärte, die jüngsten Infektionen beträfen Personen, die im selben Haushalt lebten, und es werde untersucht, wie sie sich das Virus zugezogen hätten. Diese beiden neuen Fälle hatten jedoch keinen Kontakt zu dem ersten Fall, der am 7. Mai bestätigt wurde. Die Behörden versuchen nun herauszufinden, wie sie sich angesteckt haben könnten.

Bei dem am 7. Mai bestätigten Fall gehen die Behörden davon aus, dass sich das Opfer in Afrika infiziert hat. Der erste Fall wurde bei einer Person festgestellt, die aus Nigeria ins Vereinigte Königreich geflogen war. Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA wurde der Patient in einer Isolierstation des Krankenhauses Guy’s and St Thomas‘ in London fachärztlich betreut.

Wie der „Telegraph“ berichtet, sind mittlerweile insgesamt sieben Fälle in England bekannt geworden, sechs davon in London. Laut der Zeitung könne sich das Virus offenbar auch durch sexuellen Kontakt übertragen, so dass die Gesundheitsbehörden nun insbesondere die Homo- und Bisexuellen-Gemeinschaften dazu aufruft, besonders vorsichtig zu sein und auf „unübliche Ausschläge“, insbesondere im Genitalbereich, zu achten. Denn vier der sieben Fälle seien aus dieser Männergruppe.

Normalerweise milde Erkrankung

Affenpocken ähneln den gewöhnlichen Pocken. Die Erkrankung ist im Falle einer Humaninfektion jedoch üblicherweise nicht sonderlich gefährlich, die Prognose gilt als günstig. Auch bei den jüngst bekannt gewordenen Fällen war / ist der Verlauf mild. Gefährdet sind vornehmlich Immungeschwächte und Kinder; tödliche Verläufe nahmen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte generell deutlich ab (laut RKI: 10 Prozent in den frühen 1980er Jahren, 1996/97 nur noch rund 2 Prozent).

Die normale Inkubationszeit liegt zwischen sechs und 13 Tagen, kann aber bis zu 21 Tage betragen. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Außerdem entsteht ein charakteristischer Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und sich dann über den ganzen Körper, einschließlich der Genitalien, ausbreitet, was laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) juckend und schmerzhaft sein kann.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung nur bei engem Kontakt mit symptomatisch Erkrankten

Es handelt sich eigentlich um eine Zoonose: Wirtstiere sind vor allem Nagetiere. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist normalerweise selten und erfolgt nur bei engem Kontakt mit symptomatisch Erkrankten. Virologen befürchten allerdings gerade in Anbetracht steigender Fallzahlen in den letzten Jahrzehnten, dass sich Affenpockenviren umso besser an den menschlichen Körper anpassen, je häufiger sie Gelegenheit zur Infektion von Menschen haben. Auch die Einstellung der Pockenimpfung und das Nachlassen der Immunität könnte ein Faktor sein (hier besteht eine Kreuzimmunität, sodass die Impfung auch vor Affenpocken schützte). Affenpocken sorgen tatsächlich in relativ regelmäßigen Abständen für Schlagzeilen – so gab es beispielsweise in den Vereinigten Staaten im Jahr 2003 insgesamt 47 Fälle, die sich auf sechs Bundesstaaten (Illinois, Indiana, Kansas, Missouri, Ohio und Wisconsin) verteilten. Großbritannien verzeichnete auch im September 2018 zwei Fälle von Affenpocken; beide Personen waren aus Nigeria eingereist.

Insgesamt wird das Risiko durch Affenpocken für die Allgemeinbevölkerung von Behörden derzeitig als niedrig eingestuft. Das Robert-Koch-Institut sensibilisiert derzeitig auch deutsche Ärzte für die Erkrankung, Grund zur Panik besteht aber nicht. Problematischer könnte es werden, wenn das Virus tatsächlich mutiert und so leicht übertragbar wird wie die mittlerweile als ausgerottet geltenden menschlichen Pocken. Und es stellt sich freilich die Frage, ob nicht auch mit diesen Viren in Biolaboren herumexperimentiert wird…

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