Horst D. Deckert

Obacht: Medien-Mainstream entdeckt Vorliebe für Norbert Hofer

„Kickl versucht es mit der Brechstange“, lautet ein Titel des Boulevard-Blattes OE24. Im Magazin Profil kann man lesen: „FPÖ-Spitzenkandidat: Hofer in Umfrage vor Kickl“.  Zuvor hat man einen skurrilen „Katzen-Mäuse-Streit“ herbeigeschrieben. Wenn diejenigen, welche die Partei ohnehin nie wählen würden, mit guten Tipps vor der Tür stehen, ist Vorsicht geboten. 

Ein Kommentar von Michael Mayrhofer

Erinnern Sie sich noch an die vergangene Wahl zum Bundespräsidenten mit anschließender Zählung der Briefwahlstimmen? Angesagt war: Alle gegen Norbert Hofer. Doch gerade jene Medien, die am vehementesten gegen einen freiheitlichen Bundespräsidenten hetzten, wollen jetzt am allerbesten wissen, was gut für die FPÖ wäre. Zu groß ist offenbar die Gefahr, die man in Herbert Kickl verortet, der als blauer Klubchef eine kantige Oppositionspolitik gegen die verordnete Einheitsmeinung garantiert. Plötzlich wäre all jene, die sonst das ganze Jahr lang auf die Freiheitlichen spucken, ein Norbert Hofer  an der Spitze gerade recht, der sich mit Impfungen und Corona-Masken irgendwie ganz gut zu arrangieren scheint.

Kickl „störrisch“, Hofer trinkt gern Milch

Speziell das Profil arbeitete sich jüngst umfangreich an Herbert Kickl ab, auch wenn der Titel  das nicht auf den ersten Blick vermuten ließe: „Norbert Hofer: Der Simulant“. Da wird Kickl mit Trump verglichen, Hofer mit Mike Pence. Kickl wäre ein „störrischer Charakter“, Hofer eher entspannt. „Glücklicherweise“ erfahren wir dort auch noch, was Norbert Hofer am 2. März an seinem 50. Geburtstag gemacht haben soll: Er trank ein Glas Milch und ging früh ins Bett, so das Profil.

Skandal bei Parteisitzung

Über einen von Teilnehmern berichteten Skandal bei der erweiterten Landesparteileitungssitzung berichtete zuerst das Online-Portal Report24, OE24 folgte.

Auf der vergangenen erweiterten Landesparteileitungssitzung sollen durch Landesparteichef Manfred Haimbuchner nachfolgende Aussagen getätigt worden sein:

„Dass es ein Vollwahnsinn ist, sich gegen den gewählten Parteiobmann zu äußern. Der Klubobmann müsse wissen, wo sein Platz ist. Denn er würde nie Spitzenkandidat oder Obmann, dafür werde ich sorgen.“

(Andere wollen auch das Wort „geisteskrank“ vernommen haben.)

„Im Bund mag man Andreas Rabl und mich nicht, weil wir so erfolgreich sind.“

„In der FPÖ haben wir natürlich Meinungsfreiheit. Aber jeden, der nicht auf meiner Linie ist, werde ich mir persönlich vorknöpfen.“

Quelle: Report24.news

Diese Begebenheiten wurden auch gegenüber Info-DIREKT sinngemäß bestätigt. Der Konflikt zwischen den beiden freiheitlichen Spitzenpolitikern brodelt. Die Frage ist allerdings, welches Lager hier tatsächlich zur Brechstange greift – und ob das wirklich notwendig ist.

Manipulation bei Heute online-Umfrage?

Sehr spannend ist in diesem Kontext auch eine merkwürdige Abstimmung bei Heute online. Zunächst nahmen die Stimmen für Herbert Kickl an Fahrt auf. Das entsprach prozentuell etwa auch der Vorzugsstimmen-Verteilung bei der vergangenen Nationalratswahl, wo Kickl 75.699 Stimmen, Hofer 30.502 Stimmen erringen konnte. Doch dann, wie aus dem Nichts, schnellten die Stimmen für Hofer kurzzeitig in die Höhe:

27.5., 13:20: 434 Stimmen Norbert Hofer, 1.288 Stimmen Herbert Kickl

27.5., 21:00: 1024 Stimmen Norbert Hofer, 1.961 Stimmen Herbert Kickl

28.5., 18:00: 3109 Stimmen Norbert Hofer, 3.140 Stimmen Herbert Kickl

31.5., 08:30: 3154 Stimmen Norbert Hofer, 4.214 Stimmen Herbert Kickl

Der plötzliche Stimmenzuwachs bei Hofer scheint entgegen jeglicher statistischer Wahrscheinlichkeit entstanden zu sein. Die Heute zog es vor, auf eine Anfrage von Info-DIREKT nicht zu antworten. Wir stellten die Frage, ob Manipulation durch außen („Bots“) oder von innen („Hacker“, IT-Mitarbeiter) möglich wären. Aber vielleicht hat Hofer zwischendurch einfach nur ganz stark mobilisiert, was ebenso stark wieder nachgelassen hat. Der Vollständigkeit halber, für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Zurufe von außen sind stets bedenklich

Auch wenn manche Politiker dazu tendieren, vor der Macht der Medien in die Knie zu gehen und zum vorauseilenden Erfüllungsgehilfen fremder Begehrlichkeiten zu werden: Die Meinung jener, die tagein-tagaus kein gutes Haar an der FPÖ lassen, ist grundsätzlich immer entbehrlich, auch und gerade bei einem Führungsstreit. Da stellt sich vielmehr die Frage, was sich der Medien-Mainstream und die dahinterstehenden Auftraggeber erhoffen, wenn sie sich dermaßen Partei ergreifend in interne Angelegenheiten einmischen. Der Richtungsstreit ist eine Sache, welche die FPÖ alleine klären muss – zu dem Zeitpunkt, den die Partei für richtig erachtet und mit dem Ausgang, für den sich die Parteigremien entscheiden.

Auf zur nächsten Präsidentenwahl!

Stellt sich abschließend die Frage, ob die Mainstream Medien auch so vehement Werbung für Norbert Hofer betreiben würden, wenn sich dieser nochmal einer Wahl zum Bundespräsidenten stellt. Die Antwort ist: „Ja, natürlich!“ Aber nur, wenn der Gegner „Herbert Kickl“ heißt.

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