Horst D. Deckert

Politischer Tagestip: Lebensmittel werden teurer, gewöhnt euch dran!

Lebensmittel – bald unerschwinglich? (Symbolbild:Imago)

Das „Kanonen-statt-Butter“-Zitat Hermann Görings, oft verfremdet wiedergegeben, wird zu Recht als Ausdruck der völligen Gewissenlosigkeit und NS-Menschenverachtung bereits in der Frühphase des Dritten Reichs angeführt. Der spätere Reichsmarschall hatte in einer Rede bei der Werft Blohm & Voss 1935 wörtlich gesagt: „Erz hat stets ein Reich stark gemacht, Butter und Schmalz haben höchstens ein Volk fett gemacht.“ Göring wollte damals den Deutschen die Erduldung des Mangels als Auswirkungen der damals bestehenden „Fettlücke“ patriotisch schmackhaft machen. Dafür gab es damals Standing Ovations, Göring traf voll den Geist seiner Zeit.

80 Jahre später philosophieren deutsche Politiker erneut über Grundnahrungsmittel und Lebensmittel – wenn auch in anderem Zusammenhang – und versuchen die Deutschen erneut auf Mangel und Verzicht einzustellen. Mit einem gerüttelt Maß trockener Arroganz stimmt nun Niedersachsens CDU-Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast auf  „deutlich steigende Lebensmittelpreise“ ein. Fast schon triumphierend verkündet sie in der „Neuen Osnabrücker Zeitung„: „Die Zeiten billiger Lebensmittel sind vorbei!“ Grund seien die deutlich gestiegenen Produktionskosten in der Landwirtschaft, insbesondere die zuletzt explodierenden Preise für Dünger. „Das führt zwangsläufig zu einer Preissteigerung. Oben drauf kommen die Kosten höherer Umwelt- und Tierschutzstandards„, so die CDU-Politikerin. Der letzte Satz ist der entscheidende: diese „höheren Standards“ sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind menschengemacht – und werden unter der Ampel noch heftiger durchschlagen.

Triumph der Arroganz

Mit demonstrativer Gelassenheit, ungerührt und gleichgültig erklärt die Ministerin, die von den Folgen der Krise – ebenso wie alle anderen für die verheerende Entwicklung verantwortlichen Politiker – dank fünfstelliger monatlicher Apanagierung auf Steuerzahlerkosten praktischerweise freigestellt ist, die Folgen der Preisspirale im landwirtschaftlichen Primärsektor: Viele würden dies zeitnah an der Kasse im Supermarkt zu spüren bekommen. „Den einen wird es mehr schmerzen als den anderen. Aber billig ist vorbei. Daran werden wir uns gewöhnen müssen.

Gewöhnen müssen – also gefälligst fatalistisch alles schlucken? Das gehört sich so und ist so unvermeidlich wie die Klimatransformation? Die einfachen Arbeiter oder Hartz-IV-(demnächst „Bürgergeld“)-Empfänger sicher mehr als Robert Habeck, Annalena Baerbock und Otte-Kinast. Oder als Olaf Scholz, der nicht einmal den Spritpreis kennt. Abgesehen davon, dass Lebensmittel im Schnitt eben schon lange nicht mehr „billig“ sind, woran auch politisch niedriggehaltene Milchpreise oder Fleisch-Massenproduktion nichts ändern: Die Lebensfremde unserer „Diener am Volk“ ist nur noch vomitierungswürdig.

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