Horst D. Deckert

Schlaumeierei: Mit den Schnelltests werden die Ergebnisse des PCR-Tests nach oben frisiert

Antigentests werden seit 2. November in Deutschland in zunehmender Weise als gezielte Vortests genutzt: Nur ein positives Ergebnis muß durch einen nachfolgenden PCR-Test „bestätigt“ werden. Durch Testerfassung (Antigen & PCR) eines viel größeren Personenkreises als vom RKI angegeben werden daher die absoluten Fallzahlen und damit die Inzidenzwerte künstlich in die Höhe getrieben. Der Bezug für die PCR-Positivenraten bleibt nur die klein gehaltene Zahl der PCR-Tests und verfälscht somit die Raten in extremer Weise.

Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) war noch bis in den Oktober hinein höchst erfolgreich darin, die PCR-Positivtestungen durch gezieltes Testen auf möglichst hohem Niveau zu halten bzw. gegen den Trend etwas zu steigern. Ganz nach der Devise: immer schön dort testen, wo die Chance am höchsten ist, weitere Positivfälle zu finden – im Amtsdeutsch: „Infektionsketten abarbeiten“.

Das RKI war und ist auch erfolgreich in der Vermeidung repräsentativer Tests, so daß immer wieder der Mythos Dunkelziffer beschworen werden kann. Denn eine entsprechende Studie hätte offenbart, daß repräsentative PCR-Positivenraten (fast) eine Größenordnung niedriger sind als die jeweils wöchentlich übermittelten Raten. Die vielen großen und kleinen Kohortentestungen (Reiserückkehrer, Schüler. Lehrer usw.) brachten es jedoch ans Tageslicht.

Der alleinige Fokus des RKI auf die Maximierung der absoluten Fallzahlen ist gewollt, denn sonst hätte man während einer Infektionswelle nicht in Bundesländern flächendeckend den Inzidenzwert 50 oder gar 100 knacken können. Es war Ende Oktober bereits zu erwarten, daß die absoluten Fallzahlen und die PCR-Positivenraten den Zenit der Herbstwelle zum 1. November oder kurz danach überschreiten würden.

Aufwärts immer, abwärts nimmer – so mußte die Teststrategie geändert werden. Vorgeblich sollte fortan symptombezogen getestet werden, auch unter Einbeziehung von Antigentests. Nur ein positives Antigentestergebnis muß zwingend dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden, das darauf einen PCR-Test anordnet.

Ein positives Antigentestresultat ist natürlich kein Symptom, wenn die Testperson ansonsten gesund und munter ist: Eine Infizierung mit einem Coronavirus führt in der Mehrheit der Fälle nicht zu einer Erkrankung. Also meint das RKI in Wirklichkeit ‘anlaßbezogen’. Das war das Testen vorher auch schon, zumindest überwiegend.

Die ineffektiven Massentestungen sollen gewissermassen ausgelagert werden an den Subunternehmer ‘Antigen’. Ist ja auch viel billiger und schneller. Nur, die Antigentests interessieren ansonsten das RKI nicht: Testzahlen dazu werden – anders als in der Schweiz – nicht erhoben. Folglich hinterlassen genau die angeordneten PCR-Tests, die mit einer Häufigkeit von rund 80% positiv ausfallen, wenn der Antigentest positiv war, eine Spur in den Daten, die die epidemische Spur überlagert und damit teilweise löscht.

In Deutschland werden die Antigentests als Zwangstest bereits massenhaft eingesetzt, um Zugangsberechtigungen zu schaffen, z.B. bei Besuch in Krankenhäusern und Pflegeheimen oder bei freien Dienstleistern, etwa im Stil von Sebastian Kurz: In Österreich soll schon jetzt nur der zum Friseur gehen dürfen, der ein negatives Antigentestresultat vorweisen kann.

Vor dem Supermarkt könnte es vielleicht dann in naher Zukunft für Ungetestete wie für Hunde heißen: ‘Wir müssen draußen bleiben’. Mit solchen Repressalien könnte das wöchentliche Volumen der Vortestung auf über 20 Millionen Antigentests steigen, also mehr als eine Verzehnfachung im Vergleich zur reinen PCR-Teststrategie.

Fazit:

Durch den klandestinen Umfang des Einsatzes von Antigentests werden letztendlich die potentiell PCR-Positiven effizient herausgefischt und so die PCR-Positivenraten nach oben frisiert durch einen künstlich verkleinerten Bezug auf alleinige PCR-Testungen. Das entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Die dadurch frisierten Positivenzahlen sind ebenso stark erhöht, weil eine viel größere Grundgesamtheit von Getesteten erfaßt wird im Vergleich zur früheren Teststrategie. Die auf den berichteten PCR-Testergebnissen basierenden politischen Maßnahmen sind daher willkürliche und rechtswidrige Verwaltungsakte, die Grundgesetz bzw. Verfassung unter dem Vorwand des Bevölkerungsschutzes aushebeln.


Prof. Dr. rer. nat. Hans-Jürgen Bandelt war 1990-2017 Professor für Mathematik an der Universität Hamburg


Zur Illustration soll noch eine mögliche Rekonstruktion des deutschen Testgeschehens in der Kalenderwoche (KW) 53* vollzogen werden, um realistisch einschätzen zu können, welchen Einfluß das Vortesten schon da gehabt haben könnte. In jener Woche um den Jahreswechsel wurde das absolute Maximum der Positivenraten mit rund 15,9% erreicht. Wie hoch hätte die Rate p ohne den Antigen-Schmu sein können? Nehmen wir mal 9% als reale Rate an, die konform ginge mit der alten Teststrategie. Erstaunlich wenig Proben, nämlich rund 807.000, wurden damals in jener KW offiziell PCR-getestet, von denen dann rund 128.000 PCR-positiv ausfielen. Davon wurden viele, wie gehabt ohne Vortest, direkt PCR-getestet. Raten wir mal (mit einem Zwinkern des Mathematikers), wieviele das wohl unter der getroffenen 9%-Annahme wären: 729.000. Bestätigen wir das jetzt, machen also die mathematische Probe.

Wenn 9% von diesen direkten PCR-Tests positiv sein sollen, so kommen da rund 66.000 PCR-Positive heraus. Die noch an 807.000 fehlenden 78.000 Proben müssen dann aus der Vortestung stammen, wo sie ein positives Antigentestergebnis aufwiesen. Gemäß RKI haben 80% (= die postulierte Sensitivität) dieser Proben aufgrund des Vortestergebnisses auch ein positives PCR-Testergebnis – macht hier also rund 62.000. Wir zählen zusammen: 66.000 + 62.000 = 128.000. Paßt. Und uns wird vom RKI erzählt, daß die Positivenrate rund 15,9% statt vielleicht 9% sei – weil die Vortests verschwiegen wurden. Hinter den 78.000 Antigen-Positivproben würden rund 865.000 Antigentests stehen, wenn man die zugehörige Positivenrate auch etwa in der Höhe von 9% sieht. Man hätte also unter diesen Annahmen inklusive der notwendigen Doppeltests insgesamt 865.000 + 807.000 Tests gleich 1.672.000 Tests benötigt, nur unwesentlich mehr als allein mit PCR in der KW 51* getestet wurde. Man sieht in dieser Beispielrechnung, wie effektiv das Vortesten zur Findung potentiell PCR-Positiver ist.

(Ausführlicher Nachweis mit allen Tabellen und Formeln hier)

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