Horst D. Deckert

Swiss Covid-19 Task Force: Neuster Lagebericht basiert auf verzögerten und nicht quantifizierbaren Schätzwerten

Ein Projekt mit vorläufigen Daten über SARS-CoV-2 im Abwasser – ein unabhängiger und wichtiger Indikator

Seit Januar werde das Vorkommen des SARS-Cov-2-Virus auch im Abwasser gemessen. Die Wasseranalysen stammen vom Wasserforschungsinstitut Eawag der ETH Zürich. Martin Ackermann ist Leiter dieses Instituts und gleichzeitig Chef der Covid-19-Taskforce. Ob dabei ein Interessenskonflikt bestehen könnte, bleibt abzuwarten.

Die Daten aus dem Abwasser seien vorläufig und es seien weitere Qualitätskontrollen nötig, schreibt die Eawag auf ihrer «Projektseite». Gemessen werde nur das sogenannte N1-Gen. Zudem handle es sich nur um ein Forschungsprojekt und die Ergebnisse würden der Öffentlichkeit lediglich «zur Diskussion gestellt». In der Lagebeurteilung hingegen schreibt die Taskforce: «Daten aus der Abwasserüberwachung sind ein vom Testverhalten unabhängiger wichtiger Indikator».

Fallzahlen und Indikatoren, die wegen verändertem «Testverhalten» nicht quantifiziert werden können

Die allgemeinen epidemiologischen Parameter wie Fallzahlen, Hospitalisationen, Belegung der Intensivstationen und Todesfälle seien eine Gesamtsicht. Zwischen einzelnen Stämmen könne dabei nicht unterschieden werden. Insgesamt würden all diese Indikatoren auf eine stabile oder leicht steigende Epidemie in den letzten Wochen hindeuten. Die priorisiert geimpfte Altersklasse 75+ bilde mit «rückgängigen Fallzahlen» eine Ausnahme.»

O-Ton Taskforce:

«Eine genaue Quantifizierung ist momentan schwierig durch das veränderte Testverhalten und die fortschreitenden Impfungen.»

Bei den «rückgängigen Fallzahlen» handelt es sich um PCR-Testresultate, die bis zu 95 Prozent falsch-positiv sein können. Zudem werden verschiedene Personengruppen teils mehr und teils weniger getestet. Viele Kantone wissen zudem nicht, wie viele Menschen bereits geimpft worden sind (Corona-Transition berichtete). Wieso es die Taskforce trotzdem wissen kann, bleibt ein Rätsel.

Schätzungen über den Re-Wert, der sich im Bereich zwischen 0,88 und 1,04 Prozent bewegt

Zum Re-Wert schreibt die Taskforce:

«Wegen Meldeverzögerungen und Fluktuationen in den Daten könnten die Schätzwerte nachkorrigiert werden.»

Danach die wenig aussagekräftigen Zahlen über «bestätigte Fälle» und tägliche «laborbestätigte Todesfälle», von denen es über die letzten 14 Tage zwischen 3 und 9 gegeben habe.

Zu den Varianten, für deren Gefährlichkeit es noch immer keine wissenschaftliche Evidenz gibt, schreibt die Taskforce:

«Die ursprünglich in Brasilien beschriebene P.1 Variante wurde erstmals in Kalenderwoche 6 des Jahres 2021 in der Schweiz identifiziert. B.1.1.7 ist inzwischen die dominante Virusvariante und die Epidemie in der Schweiz ist eine B.1.1.7 Epidemie.»

B 1.1.7 habe eine erhöhte Übertragungsrate und dies habe nun dazu geführt, dass diese Variante dominant sei. Das Risiko eines schweren Verlaufes aufgrund einer Infektion mit B.1.1.7 sei in mehreren Studien beobachtet worden, behaupten die Wissenschaftler der Taskforce und verweisen, wie immer, einzig auf die bereits bekannten Studien aus Grossbritannien.

Zur Behauptung, die Varianten seien wesentlich ansteckender, finden sich nur hypothetische und nicht überprüfte Studien (preprint und non peer reviewed) sowie Computermodelle (Corona-Transition berichtete), die auf Daten der bis zu 97 Prozent falsch-positiven PCR-Testungen aufbauen.

Am Schluss der Mitteilung heisst es:

«(…) Man erwartet zudem, dass jegliche Zunahme von Kontakten oder Mobilität zu einer weiteren Zunahme der Ansteckungen führen würde.»

Wie können die Mitglieder der Taskforce bei einer Zunahme von Kontakten oder der Mobilität eine höhere Ansteckung vermuten, wenn doch die Zahlen nicht quantifiziert werden können und reine Schätzungen und Vermutungen sind? Auf diese Frage findet man in der «epidemiologischen Zusammenfassung» keine Antworten.

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