Horst D. Deckert

US-Waffenlieferungen: Taiwan muss warten – die Ukraine hat Vorrang

Eigentlich hätte Taiwan eine Lieferung von Haubitzen aus den Vereinigten Staaten erhalten sollen. Doch diese verzögert sich, weil die Produktion voll ausgelastet ist. Die Ukraine hat derzeit eben Vorrang.

Taiwan hat bestätigt, dass die erwartete Lieferung von US-Waffensystemen verschoben wurde. Es wird allgemein angenommen, dass dies in direktem Zusammenhang mit dem laufenden Krieg in der Ukraine steht, wo Washington eine noch nie dagewesene Menge an Ressourcen eingesetzt hat. In einer offiziellen Erklärung ist von einer „überfüllten“ Fertigungsanlage die Rede. Angesichts dessen, dass Washington so viel Militärhilfe für die Ukraine bereitstellt, dass selbst Israel als bisheriger Hauptnutznießer solcher Zuwendungen neidisch werden könnte, dürfte dies jedoch kaum überraschen. Während Jerusalem 38 Milliarden Dollar in zehn Jahren erhält, gibt es für Kiew schon innerhalb eines Jahres deutlich mehr Geld.

USA sending $33 billion in aid to Ukraine ( that doesn’t include all the mil- Intl + arms BTW) and here’s L.A – many military vets – 🙈 on the streets- 🙈America wake the F—k up , vote for no party only Independent candidates. And can all the garbage that treats people thus ⬇😞 pic.twitter.com/UmQc2aXbJQ

— Alice in Wonderland (@ClarityCalling) May 2, 2022

„Als Reaktion auf Medienberichte über den Verkauf von M109A6-Panzerwaffen sagte das Verteidigungsministerium heute, dass der Kauf von M109A6-Waffen [durch Taiwan] wegen einer überfüllten Fertigungsanlage verschoben wurde. Die US-Seite teilt uns mit, dass dieses System frühestens 2026 an die Republik China geliefert wird“, so das Ministerium in einer auf seiner Website veröffentlichten Erklärung. Infolgedessen soll Taipeh nun laut Reuters nach „alternativen“ Waffenoptionen suchen.

BREAKING: The Pentagon has asked China to hold off on invading Taiwan until more Howitzer tanks can be built.

— Yes. It’s Me. (@ElysiusThor) May 2, 2022

Was die fraglichen Haubitzen betrifft, so hatten die USA im vergangenen Jahr die Lieferung von bis zu 40 Stück 155 mm M109A6 Medium Self-Propelled Howitzer Artilleriesystemen an Taiwan genehmigt. Das Geschäft soll einen Wert von bis zu 750 Millionen Dollar haben. Zuvor hatten taiwanesische Medien einen Lieferzeitraum von spätestens 2023 genannt. Die Tatsache, dass das taiwanesische Verteidigungsministerium nun von 2026 spricht – also volle drei Jahre später -, stellt eine erhebliche Verzögerung dar. Reuters schreibt über mögliche Alternativen, um die Lücke zu schließen: „Taiwan erwägt andere alternative Präzisions- und Langstreckenwaffensysteme, darunter das High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS), das von der Lockheed Martin Corp. hergestellt wird“, heißt es in der Erklärung des Verteidigungsministeriums.

Am Wochenende sagte Taiwans Außenminister Joseph Wu: „Wenn es zu einem Krieg kommt, brauchen wir Freunde und Verbündete, die Taiwan unterstützen, wie im Fall der Ukraine.“ Er erklärte: „Die Menschen hier in Taiwan sind bereit und darauf vorbereitet, uns zu verteidigen. Wir bitten die Vereinigten Staaten und andere Regierungen, Taiwan mit den notwendigen Verteidigungsgütern zu versorgen, damit wir in der Lage sind, uns zu verteidigen.“

In China selbst sieht man die Lage mit Realismus. Das Sprachrohr der kommunistischen Führung, die „Global Times„, verdeutlicht, dass die Biden-Administration in diesem Jahr bereits zwei andere Waffenverkäufe an Taiwan genehmigt hat. Darunter ein 95 Millionen Dollar teures Paket für Ausrüstung und den Service für die Patriot-Luftabwehrsysteme. Die USA verkaufen möglicherwaeise zudem ihr M270 Multiple Launch Rocket System (M270 MLRS) an Taiwan, wie die Zeitung berichtet. Das M270 MLRS hat allein mit Artillerie eine Reichweite von bis zu 70 Kilometern und mit taktischen Einsatzraketen der Armee eine maximale Reichweite von fast 300 km. Wenn man bedenkt, dass die 155-mm-Panzerhaubitzen M109A6 nur eine Reichweite von etwa 40 km haben, würde das M270 MLRS eine ernstere Bedrohung für das chinesische Festland darstellen, so die Zeitung weiter.

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