Horst D. Deckert

Verfrühte Pubertät bei Mädchen während des Lockdowns

Die schlimmsten psychischen Folgen der Corona-Massnahmen tragen vermutlich die Kinder und die Jugendlichen. In der Entwicklungsphase prägt sich das Erlebte wesentlich stärker ein als im Erwachsenenalter. Kinder und Jugendliche haben zudem die Fähigkeit zum kritischen Denken noch nicht oder wenig entwickelt – leider auch manche Erwachsene nicht – und somit ist es für sie äusserst schwierig, selbständig Autoritäten zu hinterfragen. Vielleicht der wichtigste Punkt: Für Kinder und Jugendliche ist der soziale Druck am grössten, weil die Sozialisierung durch das Beobachten und das Imitieren Anderer erfolgt.

Das Ausmass der gravierenden psychischen Belastung für die Jüngeren lässt sich anhand einer Anfang März veröffentlichten italienischen Studie erahnen. In dieser Arbeit, die im römischen Kinderspital Bambino Gesù durchgeführt wurde, ermittelten die Autoren die Häufigkeit frühzeitiger Pubertät bei Jugendlichen im Jahre 2020 und verglichen sie mit dem Jahr 2019. Vor allem bei Mädchen ist das Resultat erschreckend: 2020 waren 215 Mädchen betroffen, im Jahr zuvor nur 87.

Das ist eine Zunahme von fast 250 Prozent frühzeitiger Pubertät bei Mädchen während des Lockdowns.

Bei den Jungen war die Zunahme statistisch nicht relevant.

Weitere internationale Studien sind nötig, um die Zunahme frühzeitiger Pubertät bei Mädchen während des Lockdowns zu bestätigen und die spezifischen Ursachen zu ermitteln. Die Daten müssten zudem auch mit denen der Jahre vor 2019 verglichen werden. Sollten sich Lockdowns tatsächlich auf die biologische Entwicklung von Jugendlichen auswirken, wird dieses Phänomen nicht nur römische Mädchen betreffen.

Laut Studien kann Stress sowohl zu verfrühter wie auch zu verspäteter Pubertät bei Mädchen führen – abhängig von unterschiedlichen Faktoren.

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