Horst D. Deckert

Was zu Ostern so alles Brauch ist

Während das Weihnachtsfest schon ein paar hundert Jahre mit dem Christbaum verbunden ist, behauptet der Osterbaum oder -strauch noch nicht allzu lange seinen Platz im Festgeschehen.

Der bunte Zimmer- oder Gartenschmuck ist eine Weiterentwicklung der Palmbuschen. Bemalte, ornamental verzierte und ausgeblasene Eier, die auf den Weidenzweigen (Palmkatzerln) hängen, sind oft Ausdruck von Kreativität und Gestaltungskraft.

Trotzdem versammelt man sich zum Fest nicht um den geschmückten Baum bzw. Strauch, sondern macht sich auf, die versteckten Ostereier, Süßigkeiten oder kleinen Geschenke zu suchen.

Ratschenbuben

Im Lexikon „ABC alpenländischer Volkskultur“ ist unter dem betreffenden Stichwort daher auch vermerkt: „Bei dem verhältnismäßig jungen Alter des Osterbaumes kann man mit Einschränkungen den Begriff ,Brauch‘ verwenden, eine endgültige Zuordnung kann man noch nicht vornehmen.

Lassen wir es vorerst … bei einem schönen österlichen Brauch, bei dem man noch nicht den Begriff ,Sitte‘ im Sinne einer volkskundlichen Definition verwenden kann.“

Ihren angestammten Platz haben aber seit jeher die „Ratschenbuben“, in deren Schar sich schon immer mehr Mädchen gemischt haben, also „Ratschenmadln“. Wenn sie mit ihrem Glocken-Ersatz in Form von Klappern oder Ratschen von Haus zu Haus ziehen, stellen sie sich mit folgendem Spruch ein: „Wir ratschn, wir ratschn den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ beten muss. Fallt’s nieder, fallt’s nieder auf enkere Knia, tut’s beten a Vaterunser und drei Ave Maria.“

„Englischer Gruß“

Anzumerken ist bei diesem Sprücherl der Ausdruck „Englischer Gruß“. Dieser hat nichts mit England zu tun, sondern mit den Engeln, die uns vom Himmel herab bei der Ratschen-Prozession ihren Gruß senden. Die schon seit dem Mittelalter bekannte Klapper wird an einem Stiel gehalten und geschüttelt, worauf sie ein dem Klapotetz ähnliches Geräusch ertönen lässt.

Die Ratsche hingegen wird gedreht, und über eine gezahnte Walze erzeugt man einen eigentümlichen, unverkennbaren Klang. Diese „Instrumente“ wurden vielfach von Generation zu Generation weitergegeben, der Uropa hatte das hölzerne Gerät erstmals in der Hand, der Urenkel ratscht damit unbekümmert weiter.

Kein Wunder, dass so manch alte Ratsche schon längst den Weg in volkskundliche Sammlungen und Ausstellungen genommen hat.

„Lumen Christi“

Einen fixen Platz im Brauchtum hat auch das „Weihfeuer“ (Osterfeuer). Es wird vor Beginn der Osternachtsfeier am Karsamstag vor dem Kirchenportal angefacht, der Priester betritt mit der offenen Lichtquelle den verdunktelten Raum und entzündet unter dem Ruf „Lumen Christi“ die Kerzen der Gläubigen.

Man muss bedenken, dass ja früher auf den Höfen oder in den Wohnungen das Herdfeuer bzw. die Glut das ganze Jahr über als Energie- oder Lichtquelle bewahrt werden mussten. Man ließ deshalb am Karsamstag absichtlich das Herdfeuer ausgehen, damit es mit der geheiligten Flamme frisch entzündet werden konnte.

Mit dessen Kraft sollte das Ausgehen des Feuers das ganze Jahr über verhindert werden. Auf dass allen aus österlichem Anlass ein Licht aufgehe…

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