Wikipedia geniesst nach wie vor bei vielen Menschen einen tadellosen Ruf. Mitte Januar feierte das als „freie Enzyklopädie“ bezeichnete Online-Lexikon ihren 20. Geburtstag. Vom Tages-Anzeiger bis zur Süddeutschen Zeitung wurde die Wikipedia geradezu als eine Quelle des Wissens gefeiert und glorifiziert.
Was die Medien in ihren Werbeberichten nicht berichteten: Das Online-Lexikon ist alles andere als eine seriöse Quelle. Gerade bei politisch heissen und aktuellen Themen lässt Wikipedia Ausgewogenheit und Unparteilichkeit vermissen. Dies zeigt sich aktuell auch am Beispiel der Covid-Impfungen. Impfkritik ist für Wikipedia ein Dorn im Auge – Impfkritiker werden schlecht geschrieben, teilweise gar diffamiert.
Wie dies konkret geschieht, verdeutlicht der Wikipedia-Eintrag des österreichischen Biologen Clemens Arvay. Arvay trat bereits letzten Frühling in der digitalen Öffentlichkeit in Erscheinung, als er auf Youtube kritisch zu den m-RNA-Impfstoffen Stellung bezog und darauf hinwies, dass diese bis anhin nie am Menschen angewendet wurden.
Enzyklopädie voller Meinungen
Dazu verfasste er ebenfalls das Buch: „Wir können es besser“, das vergangenen Sommer im Quadriga Verlag erschien. Auch in mehreren Fachzeitschriften äusserte sich der Biologe ausführlich, darunter in der Schweizerischen Ärztezeitung (Corona-Transition berichtete). In seinen Beiträgen zitierte Arvay zahlreiche Studien und wies stets auf die Gefahren hin, die im Zusammenhang mit den verkürzten Zulassungsverfahren lauern.
Diese Äusserungen passen dem Online-Lexikon nicht in den Kram. In dem Wikipedia-Eintrag über den Biologen wimmelt es regelrecht von scharfen Kritikern Arveys. Die Journalistin Barbara Tóth, die von der Wikipedia zitiert wird, bezeichnet den Biologen als „klassischen Corona-Trittbrettfahrer”, der Kritik an den Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus als reines Geschäftsmodell nutze.
In die selbe Kerbe schlägt die Journalistin Mira Landwehr, die überzeugt ist, Arvay reite „auf der Welle der vermeintlich alternativen Covid-19-Berichterstattung, um sein neuestes Buch … zu bewerben.“ Laut Landwehr ist es „überaus fraglich, ob Arvays Studium der Landschaftsökologie und Pflanzenwissenschaften ihn dazu qualifiziert, eine komplexe medizinische Gefahrenabschätzung zu leisten.“
In die Spinnerecke gestellt
Doch damit nicht genug: Natürlich wird Arvay auch gleich noch in die Nähe von sogenannten Verschwörungstheoretikern gestellt. Dessen „Kampfbegriffen“ sich der Biologe bediene. Lohnenswert ist es, einen genaueren Blick auf die Quellen zu richten, auf die sich der Wikipedia-Eintrag stützt. Über die “Expertise”, welche Arvey-Kritikerin Landwehr hinsichtlich der Beurteilung von Impfstoffen aufweise, schrieb Nachdenkseiten-Journalist Jens Berger anfangs Woche:
„Nun besitzt Frau Landwehr, die nach Angaben der taz Geschichte und Germanistik studiert hat und ‘nun als Autorin und Journalistin’ arbeitet, jedoch keine nennenswerten Expertisen auf diesem Gebiet. Muss sie auch nicht, den in ihrem breit in der Wikipedia zitierten Artikel geht es nicht um Fakten, sondern darum, dass Frau Landwehr der Meinung ist, Kritik an der Impfstoffentwicklung sei eine Verschwörungstheorie und als solche irgendwie rechts.“
Berger stellte auch fest, dass in Arvays Wikipedia-Eintrag ausschliesslich Journalisten klassischer Medien zu Wort kommen – die Kritik von Barbara Tóth erschien zuerst in der österreichischen Wochenzeitung Falter, diejenige von Landwehr in der Berliner Wochenzeitung The Jungle.
Bemerkenswert ist diese einseitige und diffamierende Darstellung vor dem Hintergrund, dass das Online-Lexikon zu den meistbesuchten Websites der Welt zählt. Im September 2020 lag Wikipedia mit 17,5 Milliarden Besuchen auf Rang 4. Entsprechend mächtig ist die Seite.
Für die Wikipedia ist Arvay kein Biologe
Die Hetze gegen den Biologen dauert inzwischen bereits rund ein halbes Jahr an. Wie systematisch und aggressiv auf dem Online-Lexikon gegen Arvey vorgegangen wird, bemerkte Berger bereits vergangenen September. Und seither wurde „generalstabsmässig eine Kampagne lanciert, deren Ziel ganz offensichtlich der Rufmord und die Zerstörung der Glaubwürdigkeit des Biologen ist“, so Berger. Dabei ging Wikipedia gar soweit, Arvay mittlerweile nicht einmal mehr als Biologen zu bezeichnen.
Dies, obwohl zwei anerkannte Professoren in schriftlichen Stellungnahmen (hier und hier) den Wiki-Aktivisten versichert haben, dass Arvay als Biologe bezeichnet werden kann. Und auch die ehemalige Fachbereichsleiterin der Wiener Universität, die Arvays Diplomarbeit seinerzeit betreute, hat der Wikimedia Foundation schriftlich bestätigt, dass Arvay den Titel „Biologe“ rechtmässig führen darf. Doch das scheint die Hüter der „Wahrheit“ nicht zu interessieren.