Horst D. Deckert

Zensurmuster bei Google: Alles nur Zufall oder bitterböse Absicht? (Teil 4/5)

Bevor es weiter geht kurz ein kleiner Abstecher zu einem Beitrag, der mir beim ersten Suchdurchlauf auf Danischs Blog aufgefallen ist. Er trägt den Titel „Die große Zensur kommt“ und stammt vom Mai 2016,. Darin findet sich das folgende Zitat:

Auf einer Konferenz im Mai forderte Microsoft Kooperationen zwischen Staaten und Unternehmen zur Bekämpfung von „Propaganda im Internet“, wie Zerohedge berichtet. Der Vizepräsident von Microsoft, Steve Crown, betonte, dass es keinen Königsweg gäbe, mit dem Extremisten und Terroristen der Zugriff auf das Internet verwehrt werden könne. „Wenn es eine elegante Lösung geben würde, hätte die Industrie sie bereits angewendet.

Der Mai 2016 war vor gut fünf Jahren. Es scheint, als hätten sie ihre elegante Lösung gegen „Propaganda im Internet“ in der Zwischenzeit gefunden. Etwas unerwartet war es aber nicht das zu Microsoft gehörende Bing, sondern Google, das mir bei beiden Durchläufen einen Link zum Beitrag verweigerte. Bing selbst warf mir den Link ohne zu zögern aus. Was auch immer das heißen mag. Doch das nur am Rande.

Links bei Danischs zu ZeroHedge & Daily Mail

Für die weitere Analyse vorteilhaft gehen von Danischs Blog zahlreiche Links in Richtung Daily Mail und ZeroHedge weg, die sich über einen Zeitraum von über sechs Jahren erstrecken. Insgesamt habe ich mir davon 110 Artikel herausgepickt, in denen mindestens eine der beiden Seiten verlinkt ist und dabei versucht, möglichst gleich viele aus allen Jahren zu wählen. Der älteste aus der Auswahl stammt aus dem Jahr 2011 (richtig los geht es erst ab 2015) und der neueste Beitrag stammt vom 29. Mai diesen Jahres. Mit 72 Verweisen geht die Mehrheit der Links zur Daily Mail, die übrigen 38 gehen zu ZeroHedge.

Zunächst wollte ich feststellen, wie oft bei Links zu den beiden Seiten generell Ergebnisanomalien auftreten. Leider ist mir entfallen, wie ich das geregelt habe, wenn in einem Text beide Seiten verlinkt sind (oder ob ich die doppelten Einträge in einem schwachen Moment gedankenlos gelöscht habe). Trotz dieses kleinen Lapsus, hier das Ergebnis:

Anzahl Zensurquote 1. Durchlauf Zensurquote 2. Durchlauf Zensurquote Ø Google mein Blog Zensurquote Test mit Bing
Daily Mail 72 61% 60% 26% 17%
ZeroHedge 38 50% 58% 50% 16%
zusammen 110 57% 59% 35% 16%

Das sind imposante Werte und sie sind auch relativ konstant, was dafür spricht, dass es sich um belastbare Zahlen handelt. Wie auch bei den anderen Analysen zeigt sich, dass die Suche mit Bing wesentlich geringere Ausfälle hat, im Gesamtbild aber ebenso wenig ohne Verzerrungen auskommt. Insgesamt zeigt letztlich auch diese Übersicht, dass im Hintergrund ganz bestimmte Mechanismen ablaufen müssen, die in zuverlässiger Weise Auffälligkeiten produzieren und permanent am arbeiten sind.

Beim Vergleich mit den Werten, die von meinem Blog in Richtung ZeroHedge & Daily Mail gehen, muss man die zeitliche Dimension berücksichtigen. Alle meine Artikel stammen aus dem Jahr 2021, während es bei Danisch nur eine Minderheit ist, was die Unterschiede erklären könnte.

Hier die Zensurquoten von Danisch zu Daily Mail & ZeroHedge nach Jahren gestaffelt:

Jahr Anzahl Zensurquote 1. Durchlauf Zensurquote 2. Durchlauf Zensurquote Ø Google Zensurquote Test mit Bing
Bis inkl. 2015 10 60% 50% 55% 30%
2016 11 82% 73% 77% 27%
2017 19 90% 74% 82% 5%
2018 16 81% 69% 75% 19%
2019 25 48% 52% 50% 16%
2020 22 23% 41% 31% 14%
2021 7 14% 71% 43% 14%

Da insbesondere die 2021er Werte der beiden Google Suchdurchläufe stark voneinander abweichen, habe ich noch den Mittelwert hinzugefügt. Dieser wirkt tauglich als Erwartungswert, da er zwischen den beiden Vorjahreswerten liegt. Insgesamt kommen die Zensurwerte für das Jahr 2021 damit recht nahe an die meines Blogs heran (Google: 35%; Bing: 10%).

Mit Blick auf die Jahre vor 2019 zeigt sich, dass beide Suchmaschinen in der Vergangenheit noch einmal erheblich mehr zensiert haben müssen als es danach der Fall war. Die Frage wäre, ob es sich dabei um einen Rückgang der Zensur handelt, oder ob man wie erhofft ganz einfach nur bessere Zensurmethoden finden konnte, wie aus dem obigen Zitat hervorgeht. Sollte es letzteres sein, dann konnte die Zensurqualität in wenigen Jahren verdoppelt werden. In Anbetracht der Komplexitäten wäre das eine beeindruckende Leistung. Auf der anderen Seite würde die weiterhin sichtbare Zensur aber auch heißen, dass wir weiterhin meilenweit von einem geschlossenen digitalen Informationssystem entfernt sind. Ob dies ein Zeichen für die prinzipielle Unmöglichkeit eines totalen Zensurregimes ist, kann ich nicht beurteilen, doch es macht ein kleines bisschen Hoffnung.

Ebenso als Hoffnungsschimmer verbuchen lassen sich die im Vergleich zu Google sehr konstanten und konstant niedrigeren Werte bei Bing. Eventuell sind es die massiven Größenunterschiede, die bei Google zu wesentlich erratischeren Zensurquoten führen. Es könnte allerdings auch am Führungspersonal liegen, das sich nicht grün ist über die Größe der Axt, mit der sie den digitalen Dschungel roden sollen. Das wäre gut, denn langfristig führen derartige Richtungsstreits immer zu einem umfassenden Scheitern mit nachfolgender Zerschlagung.

Die Wahlbeeinflussung grafisch dargestellt

Eine quartals- oder gar monatsweise Aufschlüsselung ist aufgrund der geringen Zahl an Werten leider kaum aufschlussreich. Daher bin ich zur grafischen Aufbereitung gewechselt und habe die Werte in ein Diagramm übertragen. Jeder blaue Balken darin stellt einen Danisch Artikel dar, für den mir die Suchmaschine den Direktlink lieferte, die roten stehen für Artikel, bei denen die Suche danach ins Leere lief. Wichtig zu beachten ist, dass die Abschnitte für die Jahre nicht gleich breit sind und die relativen Positionen der einzelnen Balken nicht dem Zeitpunkt im Jahr entsprechen, sondern teilweise direkt ein Balken für Oktober auf einen aus dem Juli folgt.

Mit dem bloßen Auge zeigt sich nun deutlich, wie bei Google zwischen 2016 und bis 2019 eine große Lücke herrscht. Bei Bing gibt es nur bis inklusive 2016 einige kleinere Ausfälle, die eventuell auf das damals noch junge Alter der im Jahr 2012 auf den Markt gekommenen Suchmaschine zurückgeführt werden können. Über Google lässt sich selbiges dagegen nicht sagen, hier müssen andere Kräfte wirken, da nicht einmal die beiden Suchdurchläufe miteinander kombiniert einer akzeptable Ergebnisdichte erzeugen.

Die große Frage ist, woran das gelegen haben könnte und selbstverständlich wissen wir alle, woran es wohl gelegen hat: Es war die Präsidentschaftswahl 2016 in den USA und nachfolgend der informationelle Wahnwitz gegen Trump als Präsident. Für einen Vergleich mit den Verhältnissen aus der Zensurgrafik habe ich mir den immer wieder lesenswerten Wikipedia-Eintrag von Donald Trump zur Brust genommen und die wichtigsten Meilensteine in die obige Grafik für die Suchergebnisse beider Google Suchrunden (G1+G2) eingefügt.

Hier das Ergebnis:

Viel zu interpretieren gibt es hier nicht. Es sieht ganz danach aus, als sei die Handbremse immer genau dann angezogen worden, wenn Trump einen Stich machen konnte. Sobald die eigene Seite auf dem Vormarsch war, wurde sie dann wieder zeitweise gelockert. Mitte 2020 schließlich, nach dem Tod von George Floyd und den gewalttätigen Ausschreitungen überall im Land, war der massenpsychologische Sack zu. Ab da konnten sie sich dann gewiss sein, dass mit dem absehbaren Einzug von Biden im Weißen Haus die Zensur im Land mit ganz anderen Mitteln vorangetrieben werden würde .

Gänzlich überzeugt bin ich dennoch nicht, dass sich die selektiven Aussetzer von Google bei deutschen Suchergebnissen ausschließlich mit dem Kampf gegen Präsident Trump erklären lassen. Vielleicht ist da noch mehr.

Teil 1: Zensur nach Themen

Teil 2: Zensur nach gesetzten Links

Teil 3: Zensur nach Zeit

Teil 4: Zensur nach politischer Windrichtung

Quelle Titelbild

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