Ein aktuelles Beispiel aus den USA, dem unter der Biden-Regierung zum “Vorzeigestaat” nachhaltiger und grüner Technologien erklärten Musterland, zeigt, dass sich die Bürger auch dort, wo keine selbstverschuldete Energiekrise herrscht, keinesfalls auf die unbeschwerte und beliebige Nutzung ihres Elektroautos verlassen können: In Kalifornien wurden zum diesjährigen Labour-Day-Wochenende, das immer am ersten Septemberwochenende begangen wird, sämtliche E-Autofahrer angewiesen, ihre Wagen nur zu bestimmten Zeiten zu laden.
Grund war hier die erwartete Hitzewelle, die zu einer befürchteten Überlastung des Stromnetzes führen könnte. Für die kalifornischen Einwohner bedeutete dies einen empfindlichen Eingriff in ihre Mobilität: Über 40 Prozent der landesweiten E-Autos sind in Kalifornien registriert.
Der Ladeverzicht sollte allerdings auf freiwilliger Basis erfolgen. Die Bitte kam ironischerweise, kurz nachdem der Bundesstaat – der ähnlich klimaschutzbesoffen ist wie Deutschland – beschlossen hatte, dem EU-Beispiel zu folgen, dass ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden dürfen. Der Verkauf benzinbetriebener Geräte wie Rasenmäher oder Generatoren, ist ab dann ebenfalls verboten. Um diese Pläne umzusetzen, soll das strapazierte Stromnetz in den nächsten 13 Jahren die überfällige Generalüberholung erhalten.
Verzweifelte Appelle zum Stromsparen
Schon am dritten Tag hintereinander bat der kalifornische Independent System Operator (ISO) die Bürger mit einem so genannten “Flex Alert” um freiwilliges Stromsparen. Nach Möglichkeit soll am Freitag zwischen 16 und 21 Uhr nicht nur auf das Laden von E-Autos verzichtet werden, sondern auch auf die Nutzung großer stromfressender Geräte wie Waschmaschinen.
Auch nicht unbedingt notwendige Lichter sollen ausgeschaltet werden. Außerdem sollen Klimaanlagen nicht unter 25 Grad eingestellt werden. Angesichts solcher Aufforderungen fühlt man sich unwillkürlich an das Deutschland des Sommers 2022 erinnert, wo sich Politik und Behörden ebenfalls mit Stromsparforderungen überbieten und von Denkmalbeleuchtungen bis zu Verkehrsampeln alles abschalten, was man für vertretbar hält.
Weitreichende lokale Blackouts befürchtet
Die kalifornischen Behörden fürchten umfassende Stromausfälle als Folge der am Wochenende erwarteten Hitze, nachdem 2020 durch schwerere Stürme und Waldbrände bereits eine solche Situation eintrat. Auf die Modernisierung des Stromnetzes hatte man damals noch verzichtet.
Eine weitere Ähnlichkeit mit der Situation in Deutschland zeigt sich auch in Bezug auf die Atomenergie: Die übereifrigen Klimaschützer hatten 2020 beschlossen, das Kernkraftwerk Diablo Canyon, das die gesamte Bay-Area mit Strom versorgt, 2025 zu schließen. Da man, hier jedoch, anders als in Deutschland, realisierte, dass es keine Alternative für den dort erzeugten Strom gibt, bleibt das Kraftwerk mit staatlicher Förderung bis 2030 in Betrieb. Zu dieser Einsicht ist man hier noch nicht gekommen.