Gustave Le Bon schuf mit seiner Forschung über Massenpsychologie die Grundlage für die Propaganda-Werkzeuge, mit welchen das offizielle 9/11-Narrativ verbreitet wurde.
von Michael Günther
Gustave Le Bon, der als einer der Begründer der Massenpsychologie gilt, war überzeugt: „Die Masse denkt in Bildern!“ Politische Massenpropaganda leistet hier Erstaunliches. Wir erinnern uns alle noch an „Nine Eleven“ und an die unglaubliche Verschwörungstheorie der Bush-Regierung, die den Ablauf des New Yorker Massenmordes am 11. September 2001 erklären sollte. Eine recht fantasievolle Darstellung der erschütternden Geschehnisse wurde damals in endlosen Wiederholungsschleifen der höchst beunruhigten Weltöffentlichkeit präsentiert; eine umfassende Verschwörungstheorie, die von Washington und New York ausgehend über die westlich bestimmten Massenmedien mittels eines unaufhörlichen Bildersturms in die Köpfe der Weltbevölkerung förmlich eingehämmert wurde (1).
Nach diesem Bildersturm und der Wiederholung des immer gleichen Narrativs glaubte zumindest die westliche Welt an eine unerhörte, absolut unglaubliche Geschichte: Eine kleine, allenfalls 20-köpfige Horde fanatischer Araber habe sich dazu verschworen, das hochgerüstete 260-Millionen-Volk der Vereinigten Staaten von Amerika zu überfallen, so hieß es allen Ernstes aus Washington.
Die amerikanische Regierung lieferte damals zu dieser permanent wiederholten Behauptung eine weitere Erklärung, die ebenfalls bei näherer Sichtung ziemlich verwunderlich erschien: Ein Dutzend islamistischer Fanatiker hätten im Auftrag des Chefs des „Weltterrorismus“, Osama bin Laden, und seiner bis dato nahezu unbekannten, global operierenden Terrororganisation Al-Qaida fast zeitgleich drei Verkehrsflugzeuge gekapert. Diese seien, nach Absolvierung dreier fehlerfreier Kontinentalflüge, im Sekundentakt ins Pentagon und in die New Yorker Twin Towers gestürzt worden, welche daraufhin beide fachgerecht in sich zusammenbrachen, als handele es sich um einen höchst unrealistischen Hollywood-Katastrophenfilm der 80er-Jahre.
Die wirklich einmalige organisatorische, technische und fliegerische Meisterleistung des einzelnen arabischen „Terrorteams“ wurde in den Medien kaum gewürdigt oder allein damit erklärt, dass einer der Täter — von dem man a priori annahm, er sei an dem 9/11-Massenmord beteiligt gewesen — zuvor in den USA einen dreistündigen Flugkurs in einem Cessna-Kleinflugzeug absolviert hatte.
Kleine Ursache, große Wirkung!
Im Nachhinein schob die amerikanische Regierung dann auch noch die Information nach, eine vierte Verkehrsmaschine sei ebenfalls am 11. September von einem islamistischen Terrorteam gekapert worden, höchstwahrscheinlich um sie ebenfalls in das World Trade Center, dessen Kernstück die Twin Towers sind, zu stürzen; diese Maschine sei aber glücklicherweise durch den tollkühnen Widerstand eines Piloten bereits unterwegs zum Absturz gebracht worden.
Das mächtige World Trade Center, einstmals höchstes Gebäude der Welt, stürzte dann allerdings trotzdem ein, möglicherweise weil es mit dem mutigen Widerstand des Flugpiloten und seiner Passagiere nicht gerechnet hatte (2).
Drei Flugstunden, drei Meisterflüge; zwei Flugzeugeinschläge, drei perfekte Gebäudeeinstürze, auf die jeder Sprengmeister stolz hätte sein können. Und die British Broadcast Company (BBC) hatte sogar in weiser Voraussicht der Geschehnisse den Einsturz des dritten Gebäudes, des WTC 7, gemeldet, 30 Minuten bevor der Einsturz dann tatsächlich erfolgte.
Wunder über Wunder!
Die Regierungsversion der Erklärung jener Vorkommnisse um Nine Eleven wurde gelegentlich als hanebüchener Unsinn bezeichnet. Insbesondere wurde angezweifelt, dass eine global operierende Welt-Terrororganisation namens Al-Qaida hinter den Anschlägen gesteckt hatte, zumal wenig dafür sprach, dass diese Organisation überhaupt ein selbstständiges Dasein fristete (3).
In der Tat ist die Regierungserklärung George Bushs und anderer Repräsentanten der US-Eliten zu Nine Eleven widersprüchlich, lückenhaft und dubios. Sprengstoffexperten, Flugkapitäne, Architekten, auch Angehörige der Opfer wurden hellhörig; Kriminologen und Kriminalisten wunderten sich, wie sparsam die US-Regierung mit der Herausgabe belastbarer Fakten umging (4).
Nichtsdestotrotz hat sich diese Erklärung der Bush-Regierung durchgesetzt und hielt zur Rechtfertigung eines „Global War on Terror“ (deutsch: globaler Krieg gegen den Terror) her, der vor der Weltöffentlichkeit stets mit dem 9/11-Massenmord begründet wurde.
Kriegerische Angriffe auf insgesamt zwölf Staaten und Staatsgebiete der Welt wurden durch Nine Eleven legitimiert, ebenso der US-Drohnenkrieg gegen den Weltterrorismus, der global geführt wurde, ohne Rücksicht auf nationale Grenzen oder völkerrechtliche Bestimmungen zu nehmen (5).
Die Amerikaner schienen nach Nine Eleven jeden Begriff von Verhältnismäßigkeit verloren zu haben – aber die Weltöffentlichkeit schwieg sich darüber aus. Man bedenke: In all den Jahren vor und nach dem Ereignis vom 11. September und sogar im Jahr 2001 selbst waren weit mehr amerikanische Bürger beim Umgang mit ihren eigenen Schusswaffen gestorben als infolge terroristischer Angriffe der islamischen Welt (6).
Was kann Massenpropaganda leisten?
Gustave Le Bon, der französische Massenpsychologe und Revolutionsforscher des ausgehenden 19. Jahrhunderts, hatte sich anlässlich seiner Analyse von Kriegsereignissen und Revolutionssituationen dieser Fragestellung gewidmet. Denn Propaganda ist nichts anderes als organisierte, zielorientierte massenpsychologische Überzeugungsarbeit. Antwort gab er in seinem Buch „Psychologie der Massen“.
Le Bons zentrale These ist: Emotionalisiert man die Menschen, die propagandistisch manipuliert werden sollen, in extremer Weise, glauben sie nahezu alles, was nimbusbefrachtete Autoritäten ihnen vorgeben; vor allem das Vernunftwidrige erscheint ihnen dann glaubwürdig.
Die Wirkung der mediengestützten Propagandamaschinerien auf das Unbewusste ist enorm: Je größer die Lüge, die politische Manipulatoren ihren emotionalisierten Adressaten auftischen, desto wahrscheinlicher findet sie auch Glauben im Geist des Kollektivs und stiftet dort unbewusst eine gewisse soziale Einheit.
Die Grundgedanken der Adressaten von großen Propagandalügen könnte man so formulieren:
- Etwas so Verrücktes kann man einfach nicht frei erfinden!
- Was alle glauben, kann nicht ganz falsch sein!
- Was die Autoritäten uns sagen, muss doch wohl stimmen!
- Nie würde ein Staat es wagen, in so großem Maßstab die Völker der Welt zu täuschen und zu belügen! (7)
Unter den Opfern solcher massenpsychologischen Suggestionen entwickelt sich Gustave Le Bon zufolge so etwas wie eine Katastrophensolidarität, die durchaus als angenehm und hilfreich empfunden wird. Denn angesichts von psychischem Terror und allgemeiner Verunsicherung ist die unbewusste Sehnsucht nach Geborgenheit unter Gleichgesinnten besonders ausgeprägt. Eine Menge vernünftiger, miteinander konkurrierender Individuen verwandelt sich auf diese Weise in einen reflexhaft reagierenden Schwarm, in eine „schafsdumme“, dafür aber solidarisch empfindende Masse. Die Manipulierten, einig in den ihnensuggerierten Grundideen und Gefühlen, entwickeln aufgrund dieser Übereinstimmung so etwas wie eine „Gemeinschaftsseele“ (Gustave Le Bon, (8)).
Die Suggestibilität der Masse
Im Falle von Nine Eleven würde der geistreiche Franzose wohl auch darauf hinweisen, dass eine massenhafte Emotionalisierung der Bevölkerung tatsächlich durch den erheblichen Einsatz manipulativer Massenmedien erzielt worden sei. Die erste Reaktion der westlichen Welt auf den angeblichen Angriff der islamistischen Terroristen auf die USA war in der Tat ein „großer Schrecken“.
Die Emotionalisierung der Massen war durch Nine Eleven zweifelsohne gegeben; denn es herrschte kollektive Angst, verbunden mit omnipräsenten düsteren Ahnungen. Dies zunächst im Hinblick auf die erstaunliche Potenz, Organisiertheit, Präzision und Handlungskraft der Täter, dann aber mehr und mehr in Bezug auf die Konsequenzen, weil sich sehr bald die Frage stellte, wen wohl die „heilige Rache“ der noch viel potenteren Vereinigten Staaten von Amerika treffen würde?
Da niemand den „berechtigten Zorn“ der waffenstarrenden Weltmacht USA auf sich lenken wollte, beeilte man sich also, nolens volens Bekundungen bedingungsloser Solidarität gen Washington zu richten und zu glauben, was man eben ganz offensichtlich zu glauben hatte.
Das Unbewusste wurde zum handlungsbestimmenden Element: Statt erst einmal kritisch zu hinterfragen, ob es sich hier wirklich um einen kriegerischen Anschlag auf die Vereinigten Staaten von Amerika gehandelt hatte, der etwa die Auslösung des NATO-Bündnisfalles zur Folge haben musste, parierte man, gehorchte dem Willen der Weltmacht USA, indem man amerikanischen Suggestionen von Gut und Böse Glauben schenkte. Glauben und Gehorchen war gewissermaßen dasselbe, denn beides wurde zur Pflicht.
Die Ausschaltung des kritischen Denkens
Die Eigenart der gleichartig denkenden, fühlenden und handelnden „psychologischen Masse“ schließt Gustave Le Bon zufolge das kritische Denken aus. Dies bei Ungebildeten und Gebildeten gleichermaßen; die massenhafte Emotionalisierung und Massenintegration ist ein Gleichmacher wie der Rausch — deshalb sprach der Revolutionsforscher Le Bon auch vom „Rausch der Masse“. Die Mittel, aus einer Menge intelligenzbegabter getrennter Individuen eine unkritische, verbundene, geistig inferiore Masse herzustellen, sind ihm zufolge in bestimmten extraordinären politischen Situationen wie Krieg, Aufruhr und Revolution im Prinzip sehr einfach: „Behauptung, Wiederholung, Übertragung“.
„Nie wieder wird die Welt so sein wie zuvor!“
Dies war im Falle von Nine Eleven präzise der Überzeugungsmechanismus, den die Massenmedien und ihre prestigebefrachteten Sprachrohre bedienten, um die emotionalisierte Bevölkerung auf Kurs zu bringen und jede Kritik auszuschalten. Das Denken, Hinterfragen und Reflektieren wurde durch den suggestiven Mechanismus von Behauptung, Wiederholung und Übertragung ausgeschaltet. Die gleichförmige, unkritische, millionenfache Wiederholung des ewig Gleichen, begleitet von einem Wochen und Monate dauernden, scheinbar sinnlosen, nie abreißenden, überaus stereotypen Bildersturm, schuf geistige Tatsachen, nahezu unumstößliche Vorstellungen der Massen.
Wer dieses neue Credo der Unvernunft nicht beflissen nachplapperte und bei jeder Gelegenheit zum Besten gab, wurde gewissermaßen zum Ausgestoßenen der Gesellschaft erklärt. Der kollektive Druck war in jenen Zeiten enorm, die Angst, allein gegen die Supermacht und ihre Verbündeten zu stehen und ausgegrenzt oder vernichtet zu werden, war omnipräsent. Viele, die diese Vorgänge damals beobachteten und unwillkürlich Teil von ihnen wurden, werden sich gewiss noch an das extreme, fast fiebrig zu nennende kollektive Unbehagen erinnern, das damals, unmittelbar nach den Ereignissen von Nine Eleven, auch die bundesdeutsche Gesellschaft beherrschte.
Vielleicht erinnert man sich auch an Beispiele der „massenhaften Verminderung der Intelligenz“ (Gustave Le Bon), verbunden mit der Ausschaltung des kritischen Denkvermögens, wie etwa bei der außerordentlichen Sitzung des Deutschen Bundestages vom 12. September 2001 anläßlich des New Yorker Massenmordes am Tage zuvor:
Die politische Elite der Bundesrepublik Deutschland war plötzlich wie ausgeschaltet, es herrschte nackte Angst. Jeder normale Kindergeburtstag wies mehr Intelligenz, Charakter und kritisches Denkvermögen auf als diese kopflose Veranstaltung „unserer“ Abgeordneten und Regierungsvertreter, die allesamt wie die Papageien genau die gleichen sinnlosen Phrasen von sich gaben.
Man traute sich seinerzeit einfach nicht mehr, frei nachzudenken und seine Gedanken offen zu äußern. Und fiel damit, mit Immanuel Kant gesprochen, weit hinter die Aufklärung zurück, in düstere Zeiten des Mittelalters nämlich, weil man den Mut verloren hatte, sich seiner eigenen Gedanken zu bedienen.
So wurde auch das Unglaubwürdige, Abstruse, Widersprüchliche als Wahrheit interpretiert und zum unhinterfragbaren Glaubensartikel der westlichen Welt erklärt. Obwohl einfaches logisches Denken unter Berücksichtigung der Faktenlage dies niemals erlaubt haben würde.
Die suggestible Masse als Spielball der großen Politik
Was war denn bei Nine Eleven wirklich geschehen — oder auch nicht geschehen? Ein „Existential Threat“ (deutsch: existenzielle Bedrohung) war damals für die USA gewiss nicht gegeben, ebenso wenig ein nationaler Notstand. Allenfalls zwanzig Araber hatten versucht, die USA zu attackieren, wenn dies überhaupt zutreffend sein sollte. Die Regierung der Vereinigten Staaten wie auch das Wirtschaftssystem waren absolut unbeschadet geblieben, die Kommunikationsnetzwerke funktionierten weiterhin hervorragend, Verwaltungsorganisationen ziviler und militärischer Art arbeiteten in gewohnter Form weiter, die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen erfuhr ebenfalls keinerlei Einbrüche — die Gesellschaft ertrug den nationalen Schicksalsschlag, ohne auch nur im Entferntesten in allgemeines Chaos zu versinken.
Die damalige US-Regierung hingegen hatte nicht etwa die Bevölkerung beruhigt, wie es in solchen Fällen angebracht und katastrophensoziologisch geboten gewesen wäre. Sondern sie hatte in einem fort eskaliert, die Massenemotionen aufgerührt und sie dann einfach nicht mehr zum Stillstand kommen lassen. Dann hatte sie den nationalen Notstand und den NATO-Bündnisfall ausgerufen, fast so, als hätte gerade ein Angriff der gesamten klingonischen Weltraumflotte auf die Vereinigten Staaten von Amerika stattgefunden (9).
Dies war, aus heutiger Sicht betrachtet, geradezu absurd, da das Ereignis bereits geschehen war und keinerlei Indizien dafür sprachen, dass es sich in naher Zukunft wiederholen würde oder auch nur in fernster Zukunft wiederholen könnte. Auch die Unterstellung der Faktizität eines überaus gefährlichen, weltweit operierenden, antiamerikanischen Terrornetzwerkes namens Al-Qaida, in dessen Auftrag die vier Terrorteams gehandelt haben sollen, änderte nichts an diesem Grundwiderspruch, zumal es keinerlei Evidenz für solch eine Behauptung gab (10). Aber Fakten interessieren in solchen historischen Momenten niemanden, denn das Credo heißt nun: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“ (George Bush).
Dies bedeutete auf suggestiver Ebene zugleich:
- Wer uns nicht glaubt, ist gegen uns!
- Wer zweifelt, ist gegen uns!
- Wer gegen uns ist, wird vernichtet!
Die suggestive Botschaft, die im Unterton der US-Repräsentanten deutlich zu vernehmen war, hieß nach Nine Eleven: „Die USA wurden angegriffen! Damit haben sie das Recht erworben, den Angriff auf jeden zu durchzuführen, der ihnen in irgendeiner Weise verdächtig erscheint, daran teilgehabt zu haben oder mit diesem Angriff zu sympathisieren.“
Die Verschwörungstheorie von Nine Eleven wurde so lange wiederholt, bis sie im kollektiven Geist der westlichen Welt absoluten Glauben fand. Der kritische Verstand der Adressaten war im Moment der „Übertragung“ (Gustave le Bon) dieser quasi unhintergehbaren Erklärung einfach ausgeschaltet. Die Botschaft der USA an die Welt wurde so gesehen in den „tiefsten Seelengrunde der Massen eingepflanzt“, um es mit den Worten des genialen Franzosen Le Bon zu auszudrücken.
Die Übertragung solch einer Botschaft hat dann stattgefunden, wenn der Empfänger seinerseits die Botschaft reproduziert und sie überzeugend als neuer Absender an andere Empfänger weitergibt.
Alle, die mit der Botschaft konform gehen, gehören nun zur Gemeinschaft der Gläubigen, sie zeigen eine besondere soziale Nähe auf, verhalten sich zueinander in gewisser Weise solidarisch. Alle, die nicht mit ihr konform gehen, werden mental ununterbrochen bearbeitet, bis sie konform gehen, oder sie werden aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgestoßen und demonstrativ feindselig behandelt, zuweilen vernichtet. Wo erfolgreiche Massendemagogie stattgefunden hat, ist also kein Platz mehr für geistige Toleranz und individualistische Differenzierung: In schnellebigen Zeiten von Krieg, Terror und Umsturz wird im Sinne einer primitiven Freund-Feind-Unterscheidung polarisiert. Und wehe dem, der dagegen opponiert!
Von Gustave Le Bon zu Gabriel Tarde
Hier ging es soeben um Gustave Le Bons Massenpsychologie, um die massenpsychologischen und sozialen Vorkommnisse im Zusammenhang der Rezeption von Nine Eleven, nicht um die Erklärung des New Yorker Massenmordes am 11. September 2001 selbst. Wozu auch Eulen nach Athen tragen?
In meinem nächsten Artikel wird es wieder um einen Franzosen gehen, um den Soziologen Gabriel Tarde (1843 bis 1904), der eine brillante Theorie prestigegestützter Nachahmungsprozesse geliefert hat, von der heute kaum noch irgendjemand etwas Genaueres weiß. Obwohl Tardes Theorie der Nachahmung praktisch sehr gut funktioniert — sie ist ein handhabbares Werkzeug zur Analyse und Deutung unserer derzeitigen wahnwitzigen Wirklichkeit —, wird sie kaum benutzt.
Ich werde dann mit Gabriel Tardes Theorie unter anderem einen Erklärungsversuch dafür liefern, wie es möglich war, dass eine ursprünglich pazifistische, antifaschistische deutsche Anti-Akw-Partei — Die Grünen — plötzlich Beifall klatschte, als eine faschistische ukrainische Militärjunta das größte Atomkraftwerk Europas, das Saporischschja-Kernkraftwerk, im Südosten der Ukraine am Dnipro gelegen, unter Artilleriebeschuss nahm und damit ein zweites Tschernobyl riskierte.
Ich schließe mit der pazifistischen Einsicht des russischen Freiheitskämpfers und Anarchisten Pjotr Alexejewitsch Kropotkin:
„Die Friedensliebe der Völker ist so groß, dass kein Staat der Welt es bisher wagte, einen offenen Angriffskrieg gegen einen anderen Staat zu führen. Die Herrschenden haben bislang noch jeden Angriffskrieg als Verteidigungskrieg erscheinen lassen“ (11).
Quellen und Anmerkungen:
(1) Ununterbrochen zeigten die Massenmedien damals ein und dieselben Filmsequenzen vom Einschlag der Flugzeuge und vom Zusammensturz der Twin Towers. Eine diesbezügliche Regierungserklärung zum nationalen Notstand und NATO-Bündnisfall — „We fight this global war on Terrorism!“, „If you are not with us, you are against us!“ (deutsch: Wir kämpfen in diesem globalen Krieg gegen den Terrorismus!. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns) — wurde schon drei Tage nach dem Schreckensereignis der erstaunten Weltöffentlichkeit vom Präsidenten George Bush persönlich serviert: 12. September 2001, George Bush, Reden auf AP-News und PBS NewsHour.
(2) Der Einsturz des dritten Gebäudes ist, nach dem Urteil von 1.500 US-amerikanischen Statikern, Architekten und Sprengstoffexperten, nur durch eine fachgerechte Sprengung erklärbar. Die offizielle Regierungserklärung lautet hingegen, ein Feuerschaden habe das World Trade Center zum Einsturz gebracht. Vergleiche Daniele Ganser, Vortrag „Feindbilder und die Anschläge vom 11. September 2001“, 31. Juli 2022, Minute 56.
(3) Peter Scholl-Latour, Diskussionsbeitrag im Gespräch „Die Wahrheit über den 9.11.2001 und Al -Qaida“, Minuten 2:12 folgende
(4) Auch Journalisten, die diesen „Fakten“ auf den Grund gingen, stießen immer wieder auf eine Wand des Schweigens. Eine kriminalistische, staatsanwaltliche, gerichtliche Bewältigung des 9/11-Massenmordes hat bis heute nicht stattgefunden. Weder Opfer noch Täter wurden auf dem Trümmergrundstück der Twin Towers oder des WTC7-Gebäudes geborgen und kriminaltechnisch untersucht, angeblich weil eine „Pulverisierung“ dieser Personen stattgefunden hätte und zudem „Seuchengefahr“ gedroht habe. Wenig überzeugende Argumente, die übrigens Entwicklungsländer nach Tsunamis oder katastrophalen Erdbebengeschehnissen nicht gelten lassen. Vergleiche Elias Davidson, Vortrag Scala, Basel, 13. Juni 2021.
(5) Von US-Angriffen betroffen waren Afghanistan, Irak, Maghreb, Sahel, Jemen, Nepal, Pakistan, Somalia, Kenia, Libyen, Uganda, Syrien – die Anzahl der Todesopfer wird von Militärexperte Scott Ritter auf mehrere Millionen geschätzt, wobei eine gehörige Anzahl von Menschen im globalen Drohnenkrieg der USA gegen den „Weltterrorrismus“ kampflos und willkürlich hingerichtet wurden. Erstaunlicherweise unterstützten die USA in ihrem sogenannten War on Terror völkerrechtswidrig die Terrororganisation IS gegen die rechtmäßige syrische Regierung, zum Beispiel durch Ausbildung, Waffenlieferungen, Feindaufklärung, Finanzierung und politische Morde, und wurde deshalb auch entsprechend von den Vereinten Nationen (UNO) gerügt. Andererseits verdankt Al-Qaida, welche die USA für Nine Eleven und den Weltterrorismus verantwortlich machten, ihre Existenz einzig den Amerikanern, die diese Terrororganisation einstmals ins Leben gerufen hatten, sie aufbauten, ausbildeten, bewaffneten, um sie dann als Waffe gegen Russland einzusetzen. Der US-amerikanische Professor Dr. Noam Chomsky bemerkte auch deshalb, die einzige weltterroristische Organisation, die tatsächlich global existiere, seien die Vereinigten Staaten von Amerika selbst.Vergleiche Noam Chomsky, Interview mit Euronews, 17. April 2015, Seite 1 unten.
(6) Im statistischen Durchschnitt fordert der freizügige Umgang mit Waffen in den USA pro Jahr etwa 15.000 Todesopfer, was nach heutigem Kenntnisstand ziemlich genau dem 5,4-fachen der einmaligen, extraordinär erhöhten Anzahl von Todesopfern (2.753) durch Nine Eleven entspricht. Von einem „War against Weapons“ aus Humanitätsgründen war allerdings in den USA bislang nicht die Rede. Vergleiche Statista, „Kriminalität, Recht und Justiz“, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/579175/umfrage/vorfaelle-und-todesfaelle-durch-schusswaffen-in-den-usa/.
(7) Der amerikanische Politologe Professor Dr. John Mearsheimer bewies kürzlich in seiner Studie „Why Leaders lie“, dass sich Regierungen im Umgang mit Regierten besonders häufig der Lüge bedienen, wenig hingegen im Umgang mit anderen Regierungen. Vergleiche „Why Leaders Lie: The Truth About Lying in International Politics with John Mearsheimer“, YouTube-Vortrag zur Publikation, Herausgeber The University of Chikago, 1. März 2012, Minuten 2:59 folgende.
(8) Vergleiche auch Michael Günther: „Masse und Charisma. Soziale Ursachen des politischen und religiösen Fanatismus“, Deutscher Wissenschaftsverlag, Seiten 84 folgende.
(9) Vergleiche Landeszentrale für politische Bildung, „Terroranschläge in den USA“, Kapitel 2 und 5, lpb, 11. September 2001.
(10) In Peter Scholl-Latours Diskussionsbeitrag in „Die Wahrheit über den 9.11.2022 und Al-Qaida“, Minuten 2:15 folgende, wird zutreffend bemerkt: „Al-Qaida, das ist doch nur eine Erfindung der Amerikaner (…)!“
(11) Vergleiche Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, „Gegenseitige Hilfe“, Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1969, Seite 269.
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