Ein Blick zu unseren Nachbarn. Die österreichische Regierung schaltet auch in der kalten Jahreszeit 2022/23 keinen Gang herunter, ihre neue Corona-Impfkampagne wird von lockeren Zitaten begleitet. In Medien ist dazu zu lesen: âWir möchten das Thema mit einem LĂ€cheln verbinden, das in den vergangenen Jahren durch schwierige Diskussionen negativ besetzt warâ, erlĂ€uterte Gesundheitsminister Johannes Rauch (GrĂŒne) in einer Aussendung. Die bis Weihnachten laufende Kampagne wird ĂŒber Fernsehen, Radio, Print, Online und ĂŒber Social-Media-KanĂ€le ausgespielt.â In Wien und anderen StĂ€dten Ăsterreichs ist einerseits festliche Adventsstimmung vor allem auf den liebevoll und schön gestalteten MĂ€rkten zu erleben, andererseits herrscht immer noch ein Regime der Maskenpflicht in Verkehrsmitteln, in medizinischen Einrichtungen und in Pflegeheimen. Paradox wirkt die beklemmende AtmosphĂ€re in den genannten Bereichen gegenĂŒber dem LĂ€cheln und der Aufbruchstimmung im tĂ€glichen Leben. Von Frank Blenz
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfĂŒgbar.
Wien. Was fĂŒr eine mondĂ€ne, schicke, elegante, coole und lebendige Stadt. Und ja, nicht jede Ecke ist sauber, die Sprayer haben sich WĂ€nde satt erobert und damit manch schöne Passage am Donaukanal auf ihre Art mit zahlreichen Graffitis verschönert. Die Stadt lebt auf selbst im grauen November wohl in der Freude auf den Winterzauber, auf die besinnliche Zeit. Die Ăsterreicher haben wie wir eine schlimme Zeit hinter sich und/ oder merken â es ist (noch) nicht vorbei. Der trotzig optimistische Blick der Wiener nach vorn mit ihrem Lachen und ihren offenen Gesichtern dokumentiert sich in ihren opulenten MarktprĂ€sentationen, in den vielen bunten Lichtern, von wegen Energie sparen, und in der lĂ€ssigen Quirligkeit mit all dem Wiener SchmĂ€h im Alltag. Allein das Maske tragen in der StraĂenbahn oder der U-Bahn, das Maske-Tragen an frischer Luft im Park mancher BĂŒrger wirkt seitens der TrĂ€ger wie das Ausstellen einer âSchautÂŽs her, wir sind vernĂŒnftig-Haltungâ. Es ist eine Haltung, die das immer noch lauernde MaĂnahmen-Machtgehabe gern konservieren möchte, zum Gefallen auch der Regierung? Wozu soll die neuerliche Kampagne sonst stehen? Fragen ĂŒber Fragen stellen sich.
Nun werden die Wiener und Ăsterreicher mit einer neuen Kampagne erfreut. Derlei Kampagnen gibt es alle Jahre wieder bei unseren Nachbarn. Mitten in der Szenerie der scheinbaren Normalisierung, des Aufbruchs ploppen jetzt immer wieder neben anderen Werbeposter Plakate der Bundesregierung auf, die Passanten mitunter irritieren als das sie witzig wahrgenommen wĂŒrden. Worte von österreichischen Promis wie Michi HĂ€upl, Andreas Hofer und Co. wurden bemĂŒht. Die Bundesregierung hat deren berĂŒhmte Zitate umgeschrieben, so dass diese zum Impfen aufrufen, erfahre ich beim Nachsuchen auf der Seite des Gesundheitsministeriums. Selbst eine Filmlegende (Cassablanca) wird abgewandelt zitiert: âIch schau Dir in den Impfpass Kleinesâ. Was Humphey Bogart dazu sagen wĂŒrde?
Ein Filmzitat umgedichtet.
Die Plakataktion ist Teil eines ganzen Pakets. Es gibt auch eine âGeimsam Geimpft Schulaktionâ. Auf der Seite der Regierung steht dazu:
GemÀà dem Motto âMit Corona leben lernenâ starteten die Schulen in das aktuelle Schuljahr. FĂŒr das gemeinsame Ziel, einen kontinuierlichen PrĂ€senzunterricht zu gewĂ€hrleisten, ist die Corona-Schutzimpfung einer der wichtigsten Hebel. Informationsmaterial und -veranstaltungen. Mit der Abschaffung der Impfpflicht und einer Reihe weiterer MaĂnahmen konnte Druck aus der aufgeregten gesellschaftlichen Debatte genommen werden. Nun besteht die Chance, in einem sachlichen Klima ĂŒber die Corona-Schutzimpfung zu informieren. In diesem Sinne erhĂ€lt jede Schule in Ăsterreich ein Informationspaket mit Plakaten und Foldern fĂŒr SchĂŒlerinnen und SchĂŒler. ZusĂ€tzlich wird allen Schulen angeboten, direkt am Schulstandort oder online, einen Infoabend zur Corona-Schutzimpfung abzuhalten. PrimĂ€re Zielgruppe der Informationsveranstaltungen sind die Erziehungsberechtigten. SelbstverstĂ€ndlich können auch interessierte Kinder und Jugendliche teilnehmen, um sie in Entscheidungen, ihre Gesundheit betreffend, nach Möglichkeit einzubinden.
Die österreichische Regierung beschreibt in ihrer Kampagne, Druck aus der Debatte in der Gesellschaft genommen zu haben. Und lĂ€sst dagegen nicht locker, nun im Stil lĂ€ssiger Slogans und mit der Beibehaltung zahlreicher Verordnungen, Regeln und Hinweise. Schaut man sich die Seite des österreichischen Gesundheitsministeriums an, sind zahlreiche Informationen von GrĂŒner Pass bis 3 G Regel zu lesen. Auch fehlt nicht der Hinweis auf die Dauer der GĂŒltigkeit von Impfungen, die zweite 180 Tage, die dritte 365 Tage.
Gegenwind bekommt die Regierung Ăsterreichs in sozialen Medien. Einige Wortmeldungen:
Ich und meine Kinder sind ungeimpft und bleiben es auch, meine Frau wurde gezwungen wegen der Krankenpflege. Einmal dĂŒrft ihr raten, wem es schlechter ging und noch geht. Macht Euere Feldversuche im Gesundheitsministerium.
Was ist das wieder fĂŒr ein Schwachsinn? Man bekommt egal wieviel man geimpft ist einen schweren Coronaverlauf. Es geht alles nur um viel Geld und nicht um das Wohl der Menschen.
Die Hersteller wurden doch von der EU befragt ob das Produkt Ansteckung verhindert. Antwort: Nein. Legen Sie alle VertrÀge ,transparent, dar!
Ich bin heilfroh, dass mein Immunsystem langsam wieder funktioniert! Diese Dxxx Impfung hat es mir komplett zerschossen. Zwei (Zwangs-)Impfungen waren genau zwei zuviel.
Könnt ihr behalten, die 4. Impfung lass ich mir nicht geben. ErwĂ€hnt mal wie vielen Leuten es seitdem schlecht ergeht, ach ja, ich vergaĂ, das ist ja nicht wahr.
ZurĂŒck in Deutschland ist eine ebenfalls kritische Debatte zu beobachten, das Paul-Ehrlich-Institut als Bundesbehörde wird kritisiert, dass es nicht nachweisen konnte, dass die Corona-Impfung die Verbreitung des Virus verhindere, fĂŒr die immer noch bestehende einrichtungsbezogene Pflicht fehle nach wie vor der Beleg in einer Studie, die nachweist, dass nicht geimpfte Mitarbeiter im Gesundheitswesen fĂŒr Patienten âgefĂ€hrlicherâ seien als geimpfte Mitarbeiter.
In der B.Z. (Hinweise des Tages NachDenkSeiten vom 28.11.2022) ist zu lesen:
âDie einrichtungsbezogene Impfpflicht lief von Anfang an ins Leereâ, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz. Denn die Impfung schĂŒtze ânicht vor Weitergabe des Virusâ.
Eine ĂŒberzeugende BegrĂŒndung fĂŒr die Impfpflicht gab es also im FrĂŒhjahr genauso wenig wie heute. Es handelte sich um politischen Aktionismus, der seine Ursache in einer aufgeladenen Stimmung hatte. Ohne sachlichen Grund wurden Menschen zu einer Impfung gezwungen, die sie ablehnten.
Derweil deutet sich ein langsames âAusschleichenâ ĂŒbrig gebliebener CoronamaĂnahmen an inklusive dem Auslaufen der einrichungsbezogenen Impfpflicht sowie ein Abducken von Verantwortlichen in Politik und Wissenschaft betreffs der MaĂnahmen wie dem Lockdown.
Titelbild: Marcia Bressanin/shutterstock.com


