Horst D. Deckert

Leserbriefe zu „Kriegstreiberei: Panzer-Debatte treibt bizarre Blüten“

Tobias Riegel kommentiert hier die Waffenlieferungen Deutschlands in den Ukrainekrieg. Mit einer „geradezu Orwell’schen Sprachverdrehung“ hätten die „Jungen Liberalen“ unter der Überschrift „Krieg beenden, Panzer senden!“ die Bundesregierung und Bundeskanzler Scholz dazu aufgefordert, die angekündigte Lieferung der Marder-Panzer zu einem umfangreichen Kurswechsel auszubauen. Diese Botschaft sei (in Abstufungen) in der deutschen Parteienlandschaft und auch in zahlreichen Medien „erschreckend weit verbreitet“. Die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine durch Deutschland sei „gefährlich und moralisch abwegig“. Eine völkerrechtlich andere, noch gefährlichere Qualität hätte zudem die Ausbildung von Ukrainern an Waffen in Deutschland. Wir danken für die interessanten E-Mails. Christian Reimann hat hier für Sie die Leserbriefe zusammengestellt.


1. Leserbrief

Lieber Tobias Riegel!
 
Weiter so! Die Stimme der Vernunft muss doch durchdringen!
 
Wir haben gestern an alle MdBs der ‘Ampel’ folgende Mail geschickt:
 
***

Werte Abgeordnete der Regierungskoalition!
 
Mit diesen Worten eines Mitstreiters für Frieden aus der Kriegsgeneration möchten wir Ihnen vor Augen führen, was Sie mit verantworten:

“Junge MENSCHEN wie DIESE – Ukrainer und Russen [und bald(?) Deutsche] – sollen mit deutschen PANZERN morden und gemordet werden  – für das US-IMPERIUM – „bis zum letzten UKRAINER!“ – Der SCHWUR „Nie wieder KRIEG“ ist WERTLOS geworden in DIESEM Deutschland, in dem KRIEGSLUST hemmungslos ausgetobt wird von GRÜNEN wie Hofreiter-Baerbock-Habeck etc. – der FDP mit Strack-Zimmermann aus dem „Rheinmetall-Rüstungs-Wahlkreis“ und einer SPD, die einmal mit BRANDT und BAHR für „Wandel durch Annäherung“ erfolgreich eingetreten war – ALLES vorbei und vergessen –”

 
Tun Sie etwas gegen dieses Horrorszenario!
 
Friedliche Grüße!
Helene+Dr.Ansgar Klein


2. Leserbrief

Moin Nachdenker,

vielleicht sollten wir unsere Einstellung überdenken. Natürlich bedeutet die Lieferung von Waffen erst einmal eine Kriegsverlängerung mit mehr Leid und Opfern. Aber tatsächlich bedeutet die Entsendung von Waffen auch, dass wir bald keine mehr haben, da unsere schlauen Strategiefüchse ja vergessen haben, dass ein echter Krieg auf einer wirtschaftlichen Basis fußen muss. Ich gehe fest davon aus, dass die Russen (böööhhse!) ihre Kriegsziele der Realität angepasst haben und dahingehend erweiterten, dass Entnazifizierung und Entmilitarisierung nicht mehr nur für die Ukraine sondern für den kombinierten Westen gilt. Die russische Führung und wohl auch die Bevölkerung haben erkannt, wer hier der Feind ist, und was hier wirklich passiert.

Solange wir also Waffen schicken, die die Russen auf Grund der derzeitigen Lage zeitnah neutralisieren können, entwaffnen wir die Nato sehr effektiv. Ok, die Ukrainer müssen darunter leiden, aber das ist eh gängige Praxis. Für den Westen sind Ukrainer nur Kanonenfutter (Krieg und Geopolitik sind per se inhuman). Wäre es nicht sinnvoll und im Endeffekt kriegsverkürzend, alle Nato Waffen zur Neutralisation an die Ostfront zu karren? Am besten mit “Söldnern”? Stand jetzt scheint zu sein, dass die russische Artillerie in industriellem Maßstab alles zerstört, was wir schicken und man sollte die Gunst der Stunde nutzen.
— 
MfG
Florian App


3. Leserbrief

Danke, Herr Riegel, für diesen wichtigen Artikel!

Ich wundere mich kolossal darüber, dass die Mehrheit in Deutschland die Lieferung schwerer Panzer ablehnt, der Medienblock – einschließlich der meisten unabhängigen Kleinplattformen – und der Staatsfunk aber im Unisono fortissimo nach neuen und immer schwereren Waffen rufen. Die Dissoziation zwischen Mehrheitsmeinung und Medienblock ist aus einem Punkte zu erklären, um bei Goethe anzuzapfen. Aber das hilft nicht weiter.

Wie konnte der Schwachsinn der ersten Kriegswochen im Raum stehen bleiben, mehr Waffen bedeuteten Rettung von Leben und Verkürzung des Krieges? Es sind nach 10 Monaten sechsstellige Totenzahlen zu beklagen und ein zerschossenes großes Gebiet am Schwarzen Meer – und das soll Verkürzung und Rettung gewesen sein?

Es kann nur atomar knallen, wenn sich 3 Atommächte und Dutzende weitere Staaten daran machen, das Motto “Alle gegen einen” auf dem Schlachtfeld gegen die Atommacht Russland zu exerzieren. Die USA sitzen weit vom Schuss und können – wie damals in Hiroshima, aber auch Vietnam und anderen zerbombten Ländern –  in Ruhe betrachten, wie ihre Gegner und Gefolgsleute verheizt werden.

Für die Russen geht es um alles – also werden Sie alles einsetzen. Dass unsere Berliner Amateurtruppe, deren Vorfrau die Kriegsfront “hunderttausende Kilometer” weit weg wähnen mag, das nicht versteht, ist angesichts ihres traurigen Ausbildungsstandes nachvollziehbar, bleibt aber unverzeihlich und muss korrigiert werden, bevor das nicht mehr möglich ist.

Freundliche Grüße
Alexander G. Roklum


4. Leserbrief

Sehr geschätzter Tobias Riegel,

vielen lieben Dank für diesen meines Erachtens (m.E.) treffenden Kommentar!

Russland ist nicht unser Feind – Russland wird bzw. wurde zu unserem Feind gemacht!

Kriege (sowohl militärisch wie auch wirtschaftlich (Sanktionen)) werden von Regierungen und den dahinter stehenden (insb. geostrategischen/expansiven) Interessen gemacht (vorbereitet und durchgeführt). Die eigene Bevölkerung(smehrheit) wird durch die Deutungshoheit der Regierung in Verbindung mit den kooperierenden (Mainstream)Medien, auf “Linie” manipuliert.
Die im Kommentar beispielhaft dargestellten und schon aus der Parteiräson der FDP heraus den politisch neoliberalen, insb. geostrategischen/expansiven (m.E. gewalttätigen) Interessen fröhnenden jungen Liberalen (FDP) sind da nur ein Werkzeug der Manipulation/Sprachverdrehung gegenüber der Bevölkerung!

George Beebe, 2015 Direktor für Russland-Analysen bei der CIA sagte 2015 (!) laut den jetzt zugänglichen Geheimdienstakten sinngemäß, dass Russland aus Sicht der USA nicht auf dem friedlichen (Verhandlungs)Wege sein Veto (wovon fest ausgegangen wurde) gegen die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine solle einlegen dürfen, sondern nur auf dem Schlachtfeld. Demzufolge musste Russland aus Sicht der USA (und seinen willigen Vasallenregierungen) in einen (Angriffs)Krieg gezwungen werden der medial/propagandistisch gut gegenüber der Bevölkerungsmehrheit auszuschlachten ist und Russland somit von vorne herein in die Defensive drängt – zumindest in der medialen Hemisphäre des kollektiven Westens gegenüber deren Bevölkerungen (ca. 50 von ca. 190 Ländern weltweit).
Sehen und hören Sie hierzu bitte mindestens bis zur Minute 10:30 den Vortrag des Wirtschaftsjournalisten Ekkehard Sieker – “Strategische Kommunikation und Feindbildpflege” bei dem 29. Friedensratschlag in Kassel am 10./11.12.2022. Ekkehard Sieker ist Wissenschaftsjournalist, Rechercheur (in der Vergangenheit für Monitor und die Anstalt), Buch- und Filmautor. Hier der Link (auch abrufbar auf den “Videohinweisen am Samstag” der NachdenkSeiten vom 07.01.23, Nr. 1.): youtube.com/watch?v=S7TjRO7sLfY

Die Aggressoren im Ukraine-Konflikt, also die Kriegsvorbereiter und Kriegstreiber, sind m.E. unzweifelhaft die US-Regierung(en) mit ihren geopolitischen/strategischen Zielen (insb. Russland zerschlagen um sich die Bodenschätze/Rohstoffe Russlands anzueignen) und ihre willigen, insb. europäischen Vasallenregierungen – also auch die deutsche(n) Regierung(en)! Für diese Aggressoren/Regierungen spielen m.E. Menschenleben und/oder (internationale) demokratische/rechtsstaatliche Grundsätze keine Rolle mehr! Die ukrainische Bevölkerung und die ukrainischen (normalen) Soldaten sind das größte Bauernopfer für diese Aggressoren und deren bösem “Spiel”. Auch die deutsche (und andere europäische) Bevölkerung(en) wird(werden) von der Politik gezwungen für diesen Krieg sprich für diese neokolonialen/menschenverachtende Interessen zu leiden und zu bezahlen!

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


5. Leserbrief

Lieber Herr Riegel,

beim Lesen Ihres Beitrag “Kriegstreiberei: Panzer-Debatte treibt bizarre Blüten” fällt einem doch glatt das Grundgesetz ein, in dessen Artikel 26 (1) es heißt: “Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.” In klarer deutscher Sprache wird also gefordert, dass diejenigen zu bestrafen sind, die Kriegstreiberei betreiben. Und das ist nach den Lehren aus den letzten beiden Weltkriegen auch bitter nötig.

Ich gebe zu, dass ich als Durchschnittsbürger dieses Landes offenbar zu dumm bin, die Muttersprache richtig zu verstehen und nicht begreife, was Artikel 26 GG eigentlich meint und wie man es zu sehen hat. Deswegen wird man ja mal nachfragen dürfen. Also, ich möchte von autorisierter Seite gerne wissen, wie dieser Artikel zu verstehen ist. Und das bitte in einfacher Sprache und, dass es nicht von vornherein zu Missverständnissen kommt, unter Beachtung dessen, was sich zwischen 2014 und 2022 im Donbass ereignet hat. Wer hat hier wen angegriffen? Sollte es dabei tatsächlich nicht zur Findung einer einheitlichen Meinung kommen, steht immer noch das friedliche Zusammenleben der Völker als übergeordnetes Kriterium im Raum.

In der Wahrnehmung dessen, was sich hier gerade abspielt, versteht man nun auch besser die Hintergründe für die Abschaffung des §80 StGB, in dem die Strafen für Kriegstreiberei klar bezeichnet waren. Man kann dem Gesetzgeber eine große Weitsicht bescheinigen. Chapeau!

Mit freundlichen Grüßen
Björn Ehrlich


6. Leserbrief

Sehr geehrte NDS Redaktion,

Die NDS Artikel haben ja schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Ukraine Vergangenheit vor dem 24 Februar 2022 ausgeblendet wird.

Es gibt allerdings noch etwas das sogar noch stärker ausgeblendet wird:

Die psychologische Komponente, etwas genauer die Massenpsychologie die zum Ukraine Krieg gehört und zwar gleichermaßen Bevölkerung, Medien und Politik erfasst.

Ich habe bereits mit einem Massenpsychologen Kontakt gehabt ( Jaap Van Ginneken ) der meine Beobachtung bestätigt, dass die Psychologischen Effekte die einher gehen mit diesem Krieg komplett unbelichtet bleiben, es umgibt sie ein Schweigen.

Was wir sehen ist zu umschreiben als eine pathologische Massenpsychose.

Diese wird gekennzeichnet durch:

Dass sie wirksam ist ungeachtet der Ausbildung oder Intelligenz der Menschen.

Sie sich praktisch wie eine Epidemie ausgebreitet hat.

Die Menschen die sich in diesem Zustand befinden leicht zu beeinflussen sind. Leicht Opfer von Suggestion werden.

Sie jede Kritik aggressiv beantworten, Kritiker als Feinde empfunden werden.

Die Menschen eine starke Bindung suchen zu Menschen die sie als Führer sehen. Denkbar wäre Habeck, Baerbock?

Bei den Menschen die Opfer dieses Effekts werden jedes rationelle Denken, jede Logik ausgeschaltet wird.

Letzteres dürfte die bizarren Blüten erklären, die völlig wirren Aussprachen von Politik und Medien.

In diesem Zustand sind Menschen fähig zu Taten die sie als alleinstehendes Individuum im Normalzustand niemals tun würden.

Der Effekt ist so kräftig dass sogar der Selbsterhaltungstrieb von Menschen ausgeschaltet sein kann und selbstzerstörerisches Verhalten auftritt. Letzteres erklärt dass die Eskalationsgefahr ihrer Entscheidungen durch Politiker nicht mehr wahrgenommen wird.

Nicht Ukraine relatierte Beispiele dieses massenpsychotischen Handelns sind:

Sturm und Zerstörungswut der Grossen Menschenmenge aktuell in der Haupstadt von Brasilien, Stürmung der Regierungsgebäude.

Gleiches gilt für die Stürmung des Kapitols in Washington nach der Abwahl von Trump.

Die Erklärung für diesen massenpsychotischen Zustand ist erklärbar durch die Wirkung der Medienberichterstattung, Propaganda, kritikloses Vertrauen von Menschen in Politiker und Medien, sozialer Gruppendruck, populistische, charismatische Figuren.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


7. Leserbrief

Die Parole „Krieg beenden – Panzer senden“ ist nicht sehr originell: in George Orwells Buch „1984“ steht bereits geschrieben:

>Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!


Ähnliche Nachrichten