Horst D. Deckert

ÖVP-Tourismus-Stadträtin torpediert den Fremdenverkehr in Hainburg

Mit der im Vorjahr erlassenen Zutrittsgebühr für den Hainburger Tourismusmagneten Braunsberg dürften sich die Stadtverantwortlichen des hübschen niederösterreichischen Donaustädtchens ins eigene Knie geschossen haben. Denn die Mauteinnahmen werden die Verluste nicht wettmachen, die vermutlich durch das Wegbleiben von Ausflüglern wegen der Maut im Ort entstehen.

Dass sich diese Maßnahme ausgerechnet die für den Tourismus zuständige ÖVP-Stadträtin Michaela Gansterer-Zaminer ausgedacht hat, halten nicht wenige Menschen im Ort für einen Anachronismus. „Sie sollte doch dafür sorgen, dass Besucher in die Stadt kommen und nicht dazu beitragen, diese zu verjagen“, entrüstet sich ein Hainburger im Hotel „Altes Kloster“. Denn Gansterer-Zaminer soll die treibende Kraft in dieser Maut-Sache gewesen sein.

Abzocke nach jahrelanger Gratis-Zufahrt

Auch der Heurigen-Betreiber Franz Riedmüller hält den im Vorjahr auf der Zufahrt zum Braunsberg installierten Maut-Schranken für eine Schnapsidee. 1963 haben die Hainburger extra eine Straße auf den bis dahin straßenlosen Braunsberg gebaut, um Einheimischen und Besuchern einen leichteren Zugang auf die bis dahin straßenlose, naturgegebene Aussichtsplattform zu ermöglichen, ist von Seiten der Maut-Gegner zu hören.

Wunderschöne Aussicht 

Denn vom schönen Braunsberg aus kann man die Blicke bis weit in die Slowakei schweifen lassen und in westlicher Richtung sieht man an schönen Tagen bis Wien.

4481bc466238e0bd1ad988abb1b03977.jpg

Solche Bilder von fröhlichen Ausflüglern, aufgenommen auf dem Hainburger Braunsberg in Vormaut-Zeiten, wird es in Zukunft kaum noch geben. Foto zVg Guggenbichler

Seit fast 60 Jahren sind nun Generationen von Menschen mit Kind und Kegel auf diesen Hainburger Haus- und Ausflugsberg kostenlos hinaufgefahren, um ins Land zu schauen, aber auch den Blick auf die Stadt aus der Vogelperspektive zu genießen. Nach dem Augenschmaus haben die Braunsberg-Besucher meist in den örtlichen Wirtshäusern noch ihre Mägen verwöhnt.

Schranken und Mautgebühr

Damit dürfte nun Schluss sein, weil für das jahrzehntelange Gratis-Vergnügen nun niemand bezahlen wollen wird. Beim AUF 1.INFO-Lokalaugenschein am 1. April hat ein slowakischer Autofahrer sogar trotz zufällig geöffneten Schrankens umgedreht – sicher ist sicher -, weil ihm das Ganze offenbar nicht geheuer erschien. Dass der Schranken geöffnet war, sei eine Panne gewesen, bekam AUF1.INFO später mitgeteilt. 

Käme der slowakische Autofahrer in diesen Tagen noch einmal zurück, fände er natürlich einen geschlossenen Schranken vor und müsste für dessen Öffnung 4 Euro blechen. Soviel kostet nämlich jetzt eine Auffahrt mit dem Auto oder mit dem Motorrad auf den Braunsberg. Sollte ein Bus hochfahren wollen, werden gar 20 Euro fällig.

Ausflügler sollen Stadtkasse aufbessern

Die Mehrheit des Gemeinderates, bestehend aus ÖVP, SPÖ verspricht sich davon offenbar das große Geschäft für die Abgangsgemeinde Hainburg. Eine Abgangsgemeinde ist eine Kommune, die den Haushaltsausgleich aus eigenen Kraft nicht schafft, obwohl im Vorjahr angeblich ein kleines Plus erwirtschaftet werden konnte. Der Schranken, so die Hoffnung, soll die permanente Ebbe in der Stadtkasse etwas lindern.

FPÖ: Mautgebühr ist Schildbürgerstreich

Diese Hoffnungen aber, glaubt nicht nur FPÖ-Gemeinderat Helmut Harringer, wird sich nicht erfüllen. Seine Partei hat daher bei der Abstimmung für die Einführung der Mautgebühr nicht mitgestimmt, betont Harringer, da er diese für einen Schildbürgerstreich hält. 

48cd4faab1f5014db8193f05f3ae14d6.jpg

FPÖ-Stadtrat Helmut Harringer an der Mautschranke auf den Hainburger Braunsberg. Foto zVg Guggenbichler

Schranken verschlang über 127.000 Euro Gemeindebudget

Zum einen habe die Installation der Schrankenanlage 127.221,10 Euro aus dem Gemeindebudget verschlungen, zum anderen sind in den sommerlichen Vorjahresbetriebsmonaten (ab August 2022) lediglich mickrige 9.197,58 Euro „zusammengekommen“. „Davon sind freilich noch die Kosten für die Bauhof-Eigenleistungen in Abzug zu bringen“, erläutert Harringer, sodass sogar – wenn es blöd hergeht – ein Minus herauskommen könnte.

Viele Besucher drehen um 

Weil im Vorjahr schon viele Autos am Schranken umgekehrt seien, habe es auch schon Lärmbeschwerden von den Anrainern gegeben. Zum allem Überfluss wurde der Ticket-Automat auch noch an der rechten Straßenseite montiert, sodass ein Auffahrwilliger erst anhalten, aussteigen und das Auto umrunden muss, um die Mautgebühr entrichten zu können. Doch viele, die in diese Lage kommen werden, dürfte es wohl nicht geben, spotten die Hainburger.

Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.

Wir sind unabhängig, weil Sie uns unterstützen!

AUF1 ist durch seine Zuseher finanziert. Wenn Ihnen unser Angebot gefällt, dann bitten wir Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten zu helfen. Nur mit dieser Hilfe können wir ein tägliches Programm aufrechterhalten und weiter ausbauen.

Ähnliche Nachrichten