Henry Kissinger feierte am 27. Mai 2023 seinen 100. Geburtstag
Von REDAKTION | Henry Kissinger, der Doyen der Diplomatie und allerhöchsten Globalpolitik kann auf eine aussergewöhnliche Laufbahn zurückblicken: Er prägte nicht nur die Aussenpolitik der Vereinigten Staaten als Aussenminister und Nationaler Sicherheitsberater unter den Administrationen von Richard Nixon und Gerald Ford, sondern war auch als Direktor des Councils on Foreign Relations von 1977 bis 1981 tätig. Darüber blieb er als Berater von Regierungen weltweit, wie auch als grosser Politstratege für überstaatliche Gruppierungen bis zum heutigen Tag unersetzbar.
Seine Expertise und Alleinstellung sorgen dafür, dass Kissinger trotz seines hohen Alters noch zur Lösung heikelster politischer Aufgabenstellungen nach wie vor benötigt und weiterhin persönlich herangezogen wird: Es fehlen die Alternativen!
Die Probleme des transnationalen Establishments
US-Hardliner und ihre europäischen Vasallen auf den staatlichen Ebenen haben aufgrund ihrer schrumpfenden Macht das vormalige Konzept des globalen Gleichgewichts durch das einer aggressiven Kriegspolitik ersetzt. Das hat nicht nur die bisherige Weltordnung durcheinandergebracht, sondern dazu die laufende Zeitenwende brandgefährlich gemacht. Mit ihrem überhasteten Zweifrontenkrieg gegen Russland und China – Wirtschaftssanktionen inklusive – haben die atlantischen Scharfmacher das vormalige «Kissinger Konzept» letztlich zum Absturz gebracht.
Henry Kissinger zeigt sich heute besorgt, dass die Fraktion der westlichen Falken es geschafft hat, die Supermächte Russland und China zusammen zu schweissen. Als Stratege weiss er genau, dass der Westen der «15 Prozent» [der Weltbevölkerung] gegen die Kombination Russland und China nicht den Funken einer Chance nur hat.
Daher lautet der Auftrag an Kissinger von jenen Machtgruppen mit noch klarem Verstand, den politischen Scherbenhaufen westlicher Kriegstreiber zu dem auch insbesondere die steigende Gefahr eines Atomkrieges zählt, wieder aufzukehren.
Das geforderte politische Kunststück und die Fallstricke
Das diplomatische Kunststück, welches von Kissinger verlangt wird, beinhaltet, einen Verhandlungserfolg einzufahren, bevor das westliche Bündnis wirtschaftlich und militärisch ganz auseinanderbricht: Vier bis sechs Monate dürften sie noch aushalten. Nachdem der ursprüngliche Plan der Atlantik-Krieger, der Coup d’ État in Moskau für den geplanten «Regime Change» mit zeitgleichem(!) militärischen Angriff ihrer ukrainischen Bandera-Armeekorps, sich – entgegen den mehrfachen Zusagen der Kollaborateure in Russland – bis heute hat nicht realisieren lassen, ist jetzt ein sogenanntes «Einfrieren» des Konfliktes für das Überleben des Westens angesagt.
Dazu wäre es notwendig, sowohl EU-Europa samt Grossbritannien, wie auch China in eine solche «Verhandlungslösung» auf Kosten von Russland, einzubeziehen. Wenn einer das schaffen könnte, dann heisst dieser Mann, nur Henry Kissinger!
Dem Altmeister der hohen Diplomatie schwebt vor, in besagte Verhandlungslösung Grossbritannien und Frankreich einzubinden, welche politisch die intellektuellen Voraussetzungen mitbrächten: Deutschland falle aus, weil Kissinger, so in einem Interview gegenüber dem Economist, meinte, dass der deutsche Staat über keine konsistenten historischen Erfahrungen verfüge, wenn man von den 20 Jahren unter dem grossen Staatsmann Bismarck absähe, doch davon abgesehen es nie verstanden hätte, unter den vorliegenden politischen Optionen klare Entscheidungen zu treffen.
Was China betrifft, muss man vermuten, dass die USA einmal mehr versucht sein könnte, China – anstelle von Taiwan – Zugriff auf ehemalige Sowjetterritorien, auch auf kreative Weise, wie z.B. über Verpachtung der Krim, anzubieten. Das hat zwar in der Vergangenheit aufgrund der Entwicklungen um 2015 in der Ukraine schon nicht geklappt, doch hat China in der Zwischenzeit ganz sicher umso vorsichtiger gemacht.
Im Gegensatz zu den eindimensional gestrickten US-Kriegsfalken wird Kissinger dagegen versuchen Indien – aufgrund seiner Animositäten mit China – auf die westliche Seite zu ziehen. Das dürfte nicht ganz leicht werden, weil die Inder nach ihren leidvollen kolonialen Erfahrungen unter den Briten sehr gut wissen, welche Wünsche sich hinter westlichen «trojanischen Angeboten» zu guter Letzt noch verstecken könnten: Natürlich für atlantische Kriegstreiber in deren Kriege zu ziehen!
Japan plant man, kurzfristig zur Atommacht aufsteigen zu lassen, in der Hoffnung sie darüber – ohne weiteren militärischen Zwang – langfristig gegen China für die Seite der «Nord-Atlantiks» vereinnahmen zu können.
So gesehen, würde auch ein «Konzept der Diplomatie» nur auf Kosten von Russland, gefolgt von Mitteleuropa und China gehen. Doch im Gegensatz zur vorherrschenden aktuellen atlantischen Politik, ist Kissinger nicht so verblendet, versuchen zu wollen Russland ganz zu zerschlagen, weil er nach seinen Studien zum 19. Jahrhundert und Metternich das Prinzip der Gleichgewichtspolitik auch für globale Verhältnisse vertritt.
Selbstverständlich sollen die Energie- und Rohstofflieferungen aus Russland zu nur manipulierten Wechselkursen für alle Zukunft so bleiben, nachdem die atlantische Wertegemeinschaft sich auf die manipulierten Dumpingpreise über viele Jahrzehnte voll und ganz eingestellt und eingelebt hat. So liesse sich ihr künstlicher Wohlstand auch weiter aufrechterhalten. Zu vorschnell nur hat die «Wertegemeinschaft der 15 Prozent» ihre Rechnung gegen ihren eigenen Wirt gemacht und der heisst: Russland.
In diesem Sinne soll Kissinger die Welt mit seiner hohen diplomatischen Kunst und gesammelten Erfahrung auch vor einer nuklearen Eskalation – wie begrenzt oder unbegrenzt auch immer – ebenso retten, nachdem im Jahr 2023 der totale Krieg des vereinten Westens gegen Russland vor dem kompletten Zusammenbruch steht.
Umso mehr, möchten wir Henry Kissinger auch persönlich zu seinem 101. Lebensjahr nur das Allerbeste wünschen!
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