Horst D. Deckert

Virologe rechnet mit der französischen Regierung ab – und ruft die Jugend dazu auf, ihr Leben wieder zu leben

In Frankreich herrscht der Ausnahmezustand. Seit Mitte Januar gilt ab 18.00 Uhr eine strikte Ausgangssperre. Besserung ist nicht in Sicht: Diese Woche stimmte das französische Parlament der Verlängerung des sogenannten Gesundheitsnotstands bis im Sommer zu.

Doch die gegenwärtigen Massnahmen rufen auch zahlreiche Kritiker auf den Plan – auch unter Gesundheitsexperten. Einer von ihnen ist Professor Bernard La Scola, medizinischer Mikrobiologe, Virologe und Leiter des P3-Labors am Institut für Infektionskrankheiten der Universitätsklinik Marseille (IHU).

„Solange wir nicht aus dem Teufelskreis herauskommen, indem wir Seuchenbekämpfung mit strikter Eindämmung gleichsetzen, fahren wir weiter gegen die Wand“, sagte La Scola kürzlich. Die gegenwärtige Corona-Politik der französischen Regierung erachtet der Mikrobiologe als verfehlt.

Dies auch deshalb, weil sie im Vergleich zu viel leichteren und weniger einschneidenden Massnahmen überhaupt nicht effektiv sei. Kein Verständnis hat La Scola für Panikmacher, die nun stets die Gefahr des mutierten Virus heraufbeschwören. „Mit diesen Varianten werden wir leben müssen, also lasst uns einfach damit leben, lasst die jungen Leute ihre Jugend leben“, so der Mikrobiologe.

La Scola plädiert dafür, wirklich gefährdete Personen zu schützen – mit FFP2-Masken und Aufklärung über Händehygiene. Diese Personen sollten mit Home-Monitoring-Systemen ausgerüstet werden, die die Sauerstoffsättigung messen, um Patienten zu erkennen, denen es nicht gut geht, so La Scola.

„Geben wir unseren Krankenhäusern die Mittel; insbesondere für mehr Notfalldienste. Wichtig sind nicht bloss Wiederbelebungsbetten, sondern reine Covid-Intensivstationen für die Pflege zu schaffen, die mit einem optimalen Oxygenierungssystem (Optiflow) ausgestattet sind und von speziellen Ärzten überwacht werden.“

La Sculas Fazit:

„Es ist viel besser, öffentliche Gelder zu verwenden, um unser Gesundheitssystem auf Epidemiewellen vorzubereiten … als all die unglücklichen Menschen zu bezahlen, die nicht mehr arbeiten können (Restaurants, Tourismus, Skigebiete), um nichts zu tun.“

Kritisch äusserte sich der Mikrobiologe auch gegenüber Impfstoffen. So wies La Sculas darauf hin, dass der Impfstoff von AstraZeneca wohl überhaupt keine schützende Wirkung gegen die südafrikanische Mutation des Coronavirus aufweise.

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