Horst D. Deckert

Öffentlich-rechtliche Prioritäten: Streit zwischen zwei Personen in New Yorks Central Park von „überregionaler Bedeutung“

Weil ich mir den Propagandamüll schon lange nicht mehr antue, habe ich nur indirekt mitbekommen, wie die ARD gerade wieder einmal einen Glanzpunkt setzten konnte im Bereich der redaktionellen Themensetzung.

Einige erinnern sich vielleicht noch an den Fall von Maria Ladenburger, die infolge der Migrationskrise in Freiburg in bestialischer Weise von einem afghanischen Intensivtäter ermordet wurde. Damals hieß es von Seiten der Tagesschau, dass der Fall nur eine „regionale Bedeutung“ habe, weshalb von einer Berichterstattung darüber abgesehen wurde.

Ganz im Gegensatz dazu bekamen wir gerade brühwarm aufgetischt, was passierte, nachdem zwei Personen im Central Park von New York einen Streit hatten. In den Köpfen der GEZ-Zwangsgebührenempfänger hat das offenbar eine höhere Priorität, als eine angemessene Berichterstattung über die hiesigen Verhältnisse.

 

New York, Central Park: Ein Sack Reis fällt um

 

Bei der Angelegenheit, über die der ARD Korrespondent für New York Peter Mücke berichten musste, geht um einen Streit, der vor knapp einem Jahr im Central Park von New York ausgetragenen wurde. Auf der einen Seite im Ring stand eine hellhäutige Frau mit ihrem Hund, den sie gerade unangeleint Gassi führte, während ihr im Streit gegenüber ein dunkelhäutiger Mann stand, der gerne Vögel beim zwitschern beobachtet. Beide sind Angehörige der Mittelschicht.

Wie üblich in der heutigen Zeit sind die Hautfarben der beiden ein zentrales Element in der Geschichte. Der Ornitologe ärgerte sich über den Hund der Frau, weil er befürchtete, dass sich dieser über die Vögel hermachen würde. Daher hatte er ein paar Hundeleckerli dabei, mit denen er den Hund zu sich lockte, um die Frau dann auf den Sachverhalt hinzuweisen und sie zu bitten, den Hund anzuleinen. Zur Beweisführung filmte der Mann die Szene.

Die Frau, obwohl gebildet, hatte wohl gerade ihr Tage und wollte nicht so recht einsehen, dass sie ihren Hund anleinen sollte. Nach einem kurzen Wortgefecht drohte die Frau mit der Polizei, womit der Mann einverstanden war. Denn immerhin sah er sich im Recht, weil Hunde angeleint sein müssen, und er hatte überdies den filmischen Beweis zur Hand.

Dennoch zog die Frau durch und teilte der Polizei mit, dass sie „von einem afroamerikanischen Mann bedroht würde“. Inwieweit derartige Aussagen zum Alltag in New York gehören, kann ich kaum beurteilen. Vermutlich erhoffte sie sich eine schnellere Reaktion durch die Polizei, vielleicht war sie auch nur eine miese Rassistin. Wir wissen es nicht.

Zur Sicherheit holte sie dann ihren Hund zu sich und leinte ihn an. Der Mann, der stets mehrere Meter von ihr entfernt stand, brach daraufhin die Aufnahme ab, da er erreicht hatte, was er wollte. Nachdem dann die Polizei eintraf, löste sich die Situation schnell auf und beide Beteiligten gingen ihrer Wege.

 

Bestenfalls lauwarm…

 

Leider muss ich die Geschichte so ausführlich beschreiben, weil die Frau mit ihrer Zuschreibung des Mannes bei der US-Linkspresse auf der Richterskala für Rassismustourett ein Beben der Stärke 8 ausgelöst hat. Das Video machte schnell die Runde in den Sozialen Medien und es wurde breit darüber berichtet. Am Ende bekam sie sogar juristischen Ärger, weil sie einmal den Hund nicht angeleint hatte und sinnloserweise die Polizei zur Hilfe rief. Obendrein kam der Ärger von wegen „Hassrede“, weil sie Neger gesagt hat.

Selbst mit dem Beweisvideo kann der Zwist nicht mehr als eine Petitesse bezeichnet werden. Der Streit machte zwar einmal landesweit die Runde und wurde von den großen New Yorker Zeitungen ein paar Tage in den Schlagzeilen gehalten. Allerdings war die Luft schnell wieder aus der Sache raus. Zu wenig ist passiert, zu regional – nein, lokal – war die Sache, so dass diese Nichtigkeit schnell von anderen Nachrichten verdrängt wurde.

Gerade eben kam die Sache wieder in die Medien, nachdem die Frau die ihr aufgebrummte Strafe hinter sich gebracht hatte. Jedoch ist unwahrscheinlich, dass die Aufmerksamkeit ausreichen wird, bis die Frau „in dieser Woche“ ihre Seite der Geschichte in die Medien bringen will, wie es heißt.

 

(Fast) als wäre der KuKluxKlan einmarschiert

 

Ganz anders, als in meinem kleinen Kostenlosredaktionsbüro, sieht man die Geschichte in den zwangsgebührenfinanzierten Berichterstattungshallen der Tagesschau. Brühwarm berichtete der Herr Mücke aus seinem sicherlich feinen Büro in New York und vermeldete in einer kurzen Meldung darüber, wie die Frau mit einer neo-kommunistischen Besserungstherapie davon kam und dabei jedoch nicht ihren Arbeitsplatz, sondern ihren „Job“ verlor.

Doch das war nicht alles, was die Tagesschau darüber berichtete. Wer per Suchmaschine nach „Central Park“ sucht, der findet dreierlei. Einmal die erwähnte Meldung vom 16.2., wonach der Fall abgeschlossen ist. Dazu ein gleichlautender Audiobericht durch Mücke über den Vorfall vom selben Tag (in der er die Fake News verbreitet, der Fall habe „in den ganzen USA für Aufsehen gesorgt“; nein, er hat nur in deiner linken Wohlfühlblase für Aufsehen gesorgt) und dann noch eine 250 Worte umfassende Meldung vom 16.7. letzten Jahres, als der Fall vor Gericht kam.

 

George Floyd VS Granufink

 

Im Mai, als das ursprüngliche Video mit dem Zwischenfall gerade verbreitet wurde, hatte die Tagesschau leider keine Zeit für eine Berichterstattung darüber. Damals nämlich ist in einem anderen Landesteil der USA gerade ein gewisser George Floyd an einer Überdosis Drogen gestorben. Das hat wie Mücke sagen würde „in den ganzen USA für [noch mehr] Aufsehen gesorgt“ als der epochemachende Zank im Central Park, was sich denn auch in den Suchtreffern auf der Seite der Tagesschau niederschlug.

Die Suche nach George Floyd ergibt gleich 270x Treffer, die den Zeitraum vom 27. Mai letzten Jahres bis zum 13. Januar abdecken, also 231 Tage. Der zwangsbeglückte deutsche GEZ-Empfänger bekam George Floyd damit gefühlt so oft ins Wohnzimmer geliefert, wie sonst nur die Werbung für Granufink. (Fun fact: “George Floyd Überdosis” ergab Null Suchtreffer.)

 

Hey Mücke, du faule S**, mach endlich deine Arbeit!

 

Es mag durchaus sein, dass mir in meiner Mainstream Abstinenz die Relationen verloren gingen. Aber ich finde nicht, dass der Fall für das deutsche Zwangsgebührenzahlerpublikum allzu berichtenswert war und dann gleich in der Weise inklusive Audio, aber ohne den Beginn der Angelegenheit mitbekommen zu haben.

Volumenseitig viel war es nicht, was Mücke et al zu sagen hatten. Aber auch das war schon zu viel in Anbetracht seines Stundensatzes und was er alternativ hätte berichten können. Beispielsweise über den Massenmord an Pflegeheimbewohnern durch New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo, wie gerade erst herauskam.

Mücke berichtete zwar über die Zustände in New York im Zusammenhang mit der Coronarkise. Jedoch versäumte er es genauso zu erwähnen, dass der Stadt ein leeres Militärkrankenhausschiff zur Verfügung stand, wie auch, dass damals schon kritisiert wurde, wie Cuomo trotz bekannter Risiken und mit dem bereitstehenden Schiff Coronapatienten in Pflegeheime verlegen ließ. Mücke verlor kein Wort darüber, wobei sein letzter Bericht über Corona in New York inzwischen auch wieder ein Viertel Jahr alt ist. Seitdem: Tote Hose.

 

Krachende Fehlbesetzung

 

Bestechend aufschlussreich ist auch das Twitterkonto des ARD New York Studios, das federführend vermutlich von Mücke betreut wird. Offizielle Verlautbarungen finden sich dort neben ein paar Allgemeinplätzen zu Corona und nebenbei noch fade Mems, die längst jeder gesehen hat. Der Rest des Twitterkontos ist gefüllt mit Alltagsbanalitäten, die – siehe etwa die Schneeschipperei – nur am Hintergrund als für New York spezifisch zu erkennen ist.

Inhaltlich ansprechendes oder gar innovatives sucht man beim ARD New York Studio vergeblich. Keine Kurzinterviews mit New Yorkern, keine Hinweise auf lokale Besonderheiten, keine Verweise auf Eigenproduktionen mit wichtigen Leuten der Stadt (es gäbe etliche; aber bitte nicht immer nur die üblichen!) und auch keine größeren Zusammenhänge und wie sie in der Stadt wahrgenommen werden. Nichts, Nada, Null.

Dem Kanal merkt man auf den ersten Blick an, warum er auf kaum mehr als 5.000 Abonnenten kommt – und das, obwohl er die noch immer bedeutendste Stadt unserer Zeit abdecken soll. Aus allen Poren von Mückes Arbeit strömt der faulige Geruch eines kulturlinken Dienstes nach Vorschrift. Man könnte fast zum Schluss kommen, die Tagesschau habe die Rekrutierungsmethoden der New York Times übernommen.

Doch genug abgeledert über eine weitere überbezahlte Leerstelle in den Reihen der GEZ-Sender. Zurück zum Metathema mit den Berichterstattungsprioritäten der Tagesschau und warum Maria Ladenburger regional bedeutend sein soll, dieser Streit im Central Park dagegen in alle deutschen Haushalte zu strahlen hat.

Da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, warum dem so ist, habe ich die Tagesschau um ein paar Antworten dazu gebeten.

 

Meine Nachricht an die Tagesschau

 

Hallo,

man könnte meinen, es handele sich bei dieser Angelegenheit in einem Stadtpark von New York um eine „Meldung mit regionaler Bedeutung“, wie es bei dem Mord an Maria Ladenburger zur Begründung hieß, weshalb die ARD nicht darüber berichten wollte.

Mich würde die Rechtfertigigung der Redaktion interessieren, weshalb für den deutschen GEZ-Zwangsabgabenzahler eine derartige Nichtigkeit aus den USA bedeutender ist als etwas aus Deutschland, und ob es denn sonst nichts gab aus Deutschland, das nicht mindestens genauso wichtig war, etwa ein Verkehrsunfall in Castrop-Rauxel.

Des weiteren frage ich mich, wann der GEZ-zwangsfinanzierte Schreiberling Mücke auch über den Skandal rund um den Gouverneur Cuomo berichten wird, der mehrere tausend Pflegeheimbewohnern umgebracht hat, weil er sie aus politischen Gründen in vollem Bewusstein einer Covid-19 Infektion ausgesetzt hat.

Falls Sie sich noch immer fragen, warum Ihnen die Zuschauer weglaufen: Genau deshalb!

 

P.S.

 

Die Suchmaschine auf der Seite der Tagesschau wirft mir bei einer Anfrage nach “Maria Ladenburger” übrigens genau ein Ergebnis aus. Es ist die Tagesthemen Sendung vom 24.11.2018 mit der Meldung, dass die Eltern von Maria Ladenburger “Helfen statt Hass” wollen und deswegen im Namen ihrer toten Tochter eine Stiftung gegründet haben.

Da war der Fall dann plötzlich doch von überregionaler Bedeutung.

Quelle Titelbild

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