Laut Weltbank hatte im Jahr 2017 noch immer einer von drei Indern keinen Zugang zu einer Sanitäranlage. Das ist ein sehr bedauerlicher Zustand und leicht unwürdig. Vor allem aber ist es ein Problem für die Öffentliche Gesundheit, da sich Krankheiten sehr leicht verbreiten können. Die Prioritäten in diesem Bereich sollten daher für jeden offensichtlich sein, doch leider ist dies nicht der Fall. Auch Indien wird heimgesucht von einer allzu mächtigen Transenlobby, die lieber dem dritten Geschlecht eigene Aborte bauen will, als endlich die Grundversorgung im Land auf ein adäquates Niveau zu heben. Zum Leidwesen Indien mit immer größerem Erfolg.
Zersetzung per Netflix
Endlich, jubelt The Print, gibt es eine TV-Serie mit einem transsexuellen Protagonisten. Keine indische zwar, sondern ein Netflix Produkt, doch das spielt mit der grassierenden Globalisierung ohnehin keine Rolle mehr. Sogar eine Verwandte des fiktiven Präsidenten in der Serie sei die Transe. Das ist natürlich ganz besonders wichtig zur Präzeption neuer Rollenvorbilder auch in Indien.
Es war der Aufhänger für einen Jubelbericht über die erste Transentoilette des Landes. Gebaut wurde sie von einer öffentlichen Behörde, die 2014 von Präsident Modi ins Leben gerufen wurde. Damit wollte er sein Wahlversprechen erfüllen, das Land endlich umfassend mit Sanitäranlagen auszustatte.
Während in den ersten Jahre der Behörde durchaus Erfolge gefeiert werden konnten – in einem halben Jahrzehnt wurden 100 Mio Toiletten gebaut, so dass sich der Zugang zu öffentlichen Sanitäranlagen in weniger als einem Jahrzehnt verdoppelt hat – scheint man nun aber die Spitze der Aufgabenproduktivität erreicht zu haben, in deren Folge es nur noch runter gehen kann.
Denn anders ist kaum zu erklären, dass trotz der noch immer massiven Defizite in Stadt und Land die postmoderne Tugend Einzug halten konnte. Genau genommen hat sich die Behörde die „Inklusivität“ auf die Fahnen geschrieben und kürzlich mit großem Tamtam die erste Latrine speziell für besondere Hintern eingeweiht. Sie ist jedoch kein Schönwetterprojekt für die Medienmete, sondern markiert den Beginn eines umfassenden Programms.
Erbsenzähler suchen nach Sonstigen
Unkritisch bejubelt The Print die Einweihung des Aborts und verweist auf die dringende Notwendigkeit dafür, dass auch in Indien endlich der Transenpolitik Vorrang gegeben wird, nachdem diese über Jahrzehnte links liegen gelassen wurde.
Die Politik habe Transen sträflich vernachlässigt. Aber nicht etwa, weil sie mit der Entwicklung eines gigantischen Armenhauses beschäftigt war, das sich immer wieder gegen ein durchgeknalltes und atomar bewaffnetes Nachbarland wehren muss. Vielmehr war es die Zählweise, an der etwas nicht stimmen soll.
So schreibt die Postille über die transisch-indische Gesamtsituation: „In Indien wird [die Situation] dadurch erschwert, dass der Regierung die Gesamtzahl der Transsexuellen im Land nicht bekannt ist.“
Das ist ja wirklich schlimm. Dabei hat sich die Staatsverwaltung in dieser Hinsicht tatsächlich alle Mühe gegeben. Denn weiter heißt es: „Bei der Volkszählung 2011 wurden den Befragten erstmals drei Wahlmöglichkeiten angeboten – männlich, weiblich und ‚sonstiges‘.“
Obwohl sie also durchaus konnten, wollten das Gros der ach so ignoranten Inder leider partout nicht darauf anspringen. Gerade einmal eine halbe Million Inder gab damals bei der Volkszählung an, sich selbst geschlechtlich als Sonstiges einzuordnen. Bei einem Volk mit damals schon 1,25 Milliarden Nasen ist das nicht gerade viel und entspricht ungefähr einem Geschlechtsverwirrten pro Slum.
Wohlstandsverwahrlosung mit Curry
Natürlich kann nicht sein, was nicht sein darf. Daher muss die viel zu kleine Zahl der transsexuellen Inder auf einem Messfehler beruhen. Trotz der Myriade an eklatanten Defiziten in Indien (man denke nur an die Vergewaltigungsepidemie), ist es daher zwingend, so der Tenor im Text, dass Transen endlich auf jenen Schild gehoben werden, den sie verdient hätten. Warum auch immer. Entsprechend großartig wird nun über das erste Toilettenhäuschen alleine für Transen berichtet, das im großindischen Durchschnitt aller Erwartung nach sehr sauber bleiben wird.
Der Artikel spricht es direkt nicht an, aber es schwingt deutlich mit, dass sich nur deswegen so wenige als Transe bekennen wollten, da analog zum Sanitärproblem knapp jeder Dritte Inder ebenso große Defizite beim Lesen hat. Poststrukturalisten mit Hang zum wirtschaftsliberalen Denken wiederum würden jenseits davon eventuell noch einwenden, dass sich jedes Angebot seine eigene Nachfrage schafft. Und wenn in Indien erst einmal genug Transenklos installiert sind, dann…
Oberste Richter mit Privatklo
Der Bau des Transenhäuschens wurde durchgeführt, um endlich einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Indien zu dem Thema nachzukommen. Denn bereits 2014 entschied man dort in einem Streitfall, dass Transsexuelle das Recht auf den „selben Zugang zu den Grundrechten und Freiheiten“ haben wie alle anderen Inder ohne Geschlechtsverwirrung.
An dieser Feststellung grundsätzlich nichts auszusetzen ist. Gleich danach wird allerdings deutlich, dass die kastenpriviligierte indische Gerichtsbarkeit vermutlich noch nie einen Slum von Innen gesehen hat, geschweige denn dort ihr Geschäft erledigen musste.
Denn „insbesondere erklärte der Oberste Gerichtshof“, so The Print, „dass die Zentralregierung und die Regierungen der Bundesstaaten geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, um Transsexuellen öffentliche Toiletten zur Verfügung zu stellen.“
Es ist eine Forderung, als hätte sie jemand aus dem Parteiprogramm der Grünen herauskopiert. In keinster Weise anerkennt das Gericht, dass man(?) keinen Beinbruch erleidet, wenn einmal nur die „falsche“ Toilette zur Verfügung steht. Zumal es um öffentliche Örtlichkeiten geht und nicht um private, wo jede/r/x sich freie im Design entfalten kann.
Ebenso wenig wird auf die Möglichkeit einer Alternative mit „Unisextoiletten“ hingewiesen, was die Thematik gänzlich vom Tisch wischen würde . Jenseits davon, und das ist das vermutlich schlimmste Versäumnis des Gerichts und ihrer medialen Jubelperser, nimmt wird keinerlei Rücksicht auf die Gesamtsituation im Bereich der sanitären Ausstattung des Landes genommen, für die man in Deutschland vermutlich wegen Folter angeklagt würde.
Nichts davon wurde bedacht – oder – nichts davon wurde berichtet, falls das Gericht damals tatsächlich zu differenzieren wagte. Das einzige Schlupfloch, dass der Politik vom Gericht im Urteil eingeräumt wurde war die Zeitdimension. Doch die scheint inzwischen auch abgelaufen zu sein.
Toiletten für die Toilette für alle
Am 2. Oktober 2019 war es so weit, als die Sanitärbehörde die erste Phase ihres Mammutprojekts für abgeschlossen erklärte. Bis dahin wurden 100 Millionen an öffentlichen Toiletten errichtet für das geschätzt vier- bis fünffache an Menschen. Vor allem auf dem Land sind diese Toiletten eine Erleichterung, da dort nur selten Kanalisationen vorhanden sind.
Trotz der weiterhin existenten Defizite bei der Grundversorgung leitete die Behörde die richterlich verfügte Phase zwei ein und gab als Losung den allzu bekannt klingenden Slogan aus, wonach „niemand zurückgelassen wird“. Es wurde programmatisch der Übergang vollzogen weg von der Quantität und hin zur Qualität in ihrer postmodernen Auslegung (die es eigentlich gar nicht gibt, weil „Quality is a myth!“).
Die ersten Beglückten waren die Einwohner eines ländlichen Bezirks namens Shajapur mit knapp einer Million Einwohnern. Auf das Landesmittel bezogen leben dort ungefähr 360 Transsexuelle, die durchschnittlich circa sechs Kilometer zurücklegen müssen, wenn sie auf den nächsten Transsexuellen im Bezirk treffen wollen.
Sie genießen heute ein ganz besonderes steuerfinanziertes Privileg. Denn der für Shajapur zuständige Verantwortliche von der Sanitärbehörde wollte ganz vorne mit dabei sein. Daher beschloss er, von Beginn an ausschließlich Toiletten in der „transensensiblen Art“ zu bauen, sprich, für m/w/d.
Heute gibt es im Bezirk insgesamt 87 Gemeinschaftstoiletten. Den Quotienten für die Belegungsquote für den Thron hinter dem Türchen mit dem Genderstern kann sich jeder selbst ausrechnen. Alles in allem handelt es sich mit den Genderklos um eine Investition, deren Barwert nahe herankommen dürfte an jenen des direkt an den Bezirk angrenzenten Chemiewerks von Bhopal. Nur mit dem Unterschied, dass es in ganz Indien ausgerollt werden soll.
Quelle Titelbild