Horst D. Deckert

Ruth Humbel will aufgrund von reinen Vermutungen den Reiseverkehr von und nach Brasilien verbieten

Ruth Humbel, CVP-Nationalrätin und Präsidentin der Gesundheitsdirektion, will Flüge von und nach Brasilien sofort verbieten. Als Grund dafür nennt sie die angebliche Gefährlichkeit des mutierten Coronavirus P1 aus Brasilien, so zu lesen in der Onlineausgabe von SRF. Die brasilianische Mutation soll gemäss BAG nicht nur ansteckender, sondern auch immuninvasiv sein – also das menschliche Immunsystem umgehen können.

Auf den Webseiten des Bundesamtes für Gesundheit BAG findet sich zu dieser Behauptung allerdings nichts. Hingegen schreibt das BAG zu den Virusvarianten aus Grossbritannien, Südafrika und Brasilien in der aktuellen Mitteilung:

«Es gibt Hinweise darauf, dass diese Varianten deutlich ansteckender sind und das Virus sich dadurch wesentlich schneller ausbreitet als dies bei der bisherigen Variante des neuen Coronavirus mit Ursprung in Wuhan der Fall war. Bei allen Varianten gibt es momentan keine Hinweise darauf, dass sie stärkere Symptome verursachen oder zu mehr Todesfällen führen.»

Zur Behauptung, die Varianten seien wesentlich ansteckender, finden sich nur hypothetische und nicht überprüfte Studien (preprint und non peer reviewed) sowie Computermodelle (wir berichteten), die auf Daten der bis zu 97 Prozent falsch-positiven PCR-Testungen aufbauen.

Nach Meldung von SRF seien in der Schweiz gemäss BAG bisher nur zwölf Infektionen mit der Variante P1 festgestellt worden. Man wolle deshalb den Flugverkehr nach Brasilien nicht einschränken, wird Patrick Mathys, Leiter der Krisenbewältigung beim BAG zitiert. Wenn man von Brasilien einreise, müsse man schon heute einen negativen PCR-Test vorlegen und sich in Quarantäne begeben, sagte Mathys gegenüber SRF. Auch Bundesrat Alain Berset wolle sich der Forderung von Humbel nicht anschliessen: «Wir streben eine gesamteuropäische einheitliche Lösung an. Einen ersten alleinigen Schritt will der Bundesrat nicht machen», sagte er an der gestrigen Medienkonferenz.

Kommentar der Redaktion:

Berset gesteht damit offen ein, nicht im Sinne einer schweizerischen, sondern einer gesamteuropäischen Lösung zu handeln, auf die er gar keinen Einfluss hat.

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