Horst D. Deckert

Lagebericht aus Spanien (3): Corona kam, sah und siegte – der Medienmorast

Wenn man nach den Hauptverantwortlichen für die Corona-Massenpsychose sucht, kommt man an den Mainstream-Medien nicht vorbei. In Spanien übernehmen diese sogenannten «Qualitätsmedien», wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sie Anfang April 2020 in einer Ansprache an die Nation zum Thema «Fake-News» betitelte, eine besonders unmoralische und unwürdige Rolle im Corona-Drehbuch.

Die Gleichschaltung der Medien und Fakten-Checker-Portale wurde so eindrücklich in Szene gesetzt, dass sie aufmerksamen Lesern nicht entgehen konnte. Kurz vor Jahresende gab noch eine wirkliche Überraschung:



Am 1. Dezember traten plötzlich die Fakten-Checker der Deutschen Presse-Agentur auf den Plan,
die sich sehr weit aus dem Fenster lehnten, als sie zum ersten Mal in spanischen Gefilden agierten. Sie traten – anders kann man das nicht sagen – bei ihrer grenzüberschreitenden Aktion voll in den Fettnapf.

Nachdem ein deutsches Medienportal in Spanien ein Video über eine Demonstration der Organisation Policías por la Libertad (Polizisten für Freiheit) veröffentlicht hatte, die Ende November in València organisiert wurde, stuften die dpa-Fakten-Checker diese Meldung als Fake-News ein. Tatsächlich behaupteten sie, dass auf dieser Kundgebung keine «echten» Polizisten demonstrierten, sondern nur Aktivisten, die mit den staatlichen Sicherheitsbehörden nichts zu tun hätten.

Natürlich stellte sich die Frage, auf welcher rechtlichen Grundlage Fakten-Checker der Deutschen Presse-Agentur Beiträge aus Spanien zensieren dürfen. Weiterhin drängte sich der Verdacht auf, dass die deutschen Fakten-Checker womöglich an Realitätsverlust leiden und denken, Spanien sei eine Bananenrepublik, in der irgendwelche Möchtegern-Aktivisten sich als Polizisten ausgeben und mit selbstgemalten Protestschildern durch Städte laufen dürfen, ohne dass die Sicherheitskräfte einschreiten würden.

In dem Video der Non-Profit-Organisation Dawn of Peace war zudem bestens zu erkennen, dass während der Demonstration reichlich Polizeikräfte vor Ort waren, ohne dass es zu Ausschreitungen oder Verhaftungen gekommen wäre.

Alle Mainstream-Medien, sogar die spanische Nachrichtenagentur Europa Press, beschäftigten sich ausführlich mit dem Thema. Es wurde sogar berichtet, dass die Autonomieregierung von València etwa 90 Polizisten mit Bussgeldbescheiden bedacht habe, weil sie während der Demonstration keine Masken trugen. Zudem hiess es, dass gegen die beiden Polizisten, die zur Kundgebung aufgerufen hatten, Sanktionsmassnahmen eingeleitet worden seien.

Aber wieso massen sich dpa-Faktenchecker an, in fremden Territorien zu wildern? Eine kurze Recherche im Internet lieferte erstaunliche Ergebnisse. So berichteten spanische und deutsche Medien bereits im Februar 2019 darüber, dass die GmbH dpa mit der privaten spanischen Nachrichtenagentur Europa Press ein «umfassendes Kooperationsabkommen» getroffen hat – sowohl was Texte als auch Fotos und Videos angeht.

Besonders auffällig erschien diese Meldung: 80 Prozent der Texte, die von der «glücklichen» Familie dpa und Europa Press angeliefert werden, sind mit Fotos illustriert, was die «Online-Publikation einfacher und schneller machen soll».

Das i-Tüpfelchen: Der neue Medien-Service von dpa und Europa Press bietet neben klassischen Nachrichten auch gerne Informationen über Sonderthemen wie «Wissenschaft, Technologie und Gesundheit» an.

Übrigens beschränken sich dpa und Europa Press nicht nur darauf, Medien in Europa mit Nachrichten zu versorgen, nein, sie beliefern auch Lateinamerika und andere Länder in der Welt. So schreibt die dpa auf ihrer Website:

«Die Deutsche Presse-Agentur gehört zu den weltweit führenden unabhängigen Nachrichtenagenturen. dpa beliefert Medien, Unternehmen und Organisationen mit redaktionellen Angeboten. Dazu zählen Texte, Fotos, Videos, Grafiken, Hörfunkbeiträge und andere Formate.»

Als international tätige Agentur berichtet dpa in den vier Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und Arabisch. Rund 1000 Journalisten arbeiten von mehr als 160 Standorten im In- und Ausland aus. Gesellschafter der dpa sind 180 deutsche Medienunternehmen. Die dpa-Redaktion hält sich dabei nach eigenen Angaben an die im dpa-Statut festgelegten Grundsätze, die als «unabhängig von Weltanschauungen, Wirtschaftsunternehmen oder Regierungen» bezeichnet werden.

Und schon im Januar 2017 wurde das dpa-Fotonetzwerk ausgeweitet. So schrieb die Austria Presse Agentur (APA) damals: «Die Deutsche Presse-Agentur hat ihr internationales Fotonetzwerk um wichtige Partner erweitert: Künftig kann die Agentur sich bei der Berichterstattung aus Europa auch auf Bilder der führenden belgischen Nachrichtenagentur Belga, der spanischen Europa Press und der kroatischen Nachrichtenagentur HINA stützen. Gleichzeitig wurde die Foto-Berichterstattung vom indischen Subkontinent ausgebaut: Mit dem Press Trust of India (PTI) stößt der Marktführer auf dem indischen Nachrichtenmarkt zum dpa-Fotonetzwerk hinzu.»

Anekdote am Rande: Die so erfolgreiche neue Kooperation zwischen der Deutschen Presse-Agentur und Europa Press mutet angesichts der Tatsache, dass die dpa ihren spanischsprachigen Service im November 2018 einstellte, weil er nach eigenen Angaben «wirtschaftlich nicht rentabel war», doch etwas seltsam an. Denn ganz offensichtlich änderte sich die prekäre finanzielle Lage im Laufe von nur drei Monaten.

Links:

Demonstration «Policías por la Libertad» (Video «Dawn of Peace» in Englisch):

Demonstration «Policías por la Libertad» in Europa Press

Demonstration «Policías por la Libertad» in ABC

La Vanguardia/Bußgeldbescheide für Polizisten

dpa-Faktencheck/Demo«Policías por la Libertad»:

dpa stellt spanischsprachigen Service ein/2018

Kooperation dpa und Europa Press/Tagesspiegel/2019

Kooperation dpa und Europa Press/La Vanguardia/2019

dpa-Presseportal

Internationales dpa-Fotonetzwerk/2017

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