Horst D. Deckert

Stadtviertel in Sancti Spíritus auf Kuba abgesperrt: Anwohner sprechen von «inneren Unruhen»

Die strikten Ausgangssperren, die in einigen Vierteln im zentralkubanischen Sancti Spíritus aufgrund einer hohen Anzahl an positiv-getesteten Anwohnern durchgesetzt werden, treiben Menschen dazu, die staatlichen Anordnungen zu ignorieren: «Stillhalten heißt verhungern», titelte das unabhängige Medienportal 14ymedio am 8. April.

Obwohl die Polizei das Viertel Viento Negro in Sancti Spíritus hermetisch abgeriegelt hat, wagen es viele Anwohner, die totalitären Massnahmen zu umgehen. Die «Fluchtwege» der Menschen führen über Hausdächer in angrenzende Stadtbereiche.

Wie 14ymedio berichtete, widersetzen sich die Menschen den polizeilichen Massnahmen aus purer Notwendigkeit, um beispielsweise Kartoffeln kaufen zu können, die es in Kuba nur saisonal und an staatlichen Ständen gibt – und von denen jeder Bürger laut Rationierungsplan nur «ein paar Pfund pro Person» kaufen darf.

«Mein Vater hat Krebs im fortgeschrittenen Stadium, und was immer er sich wünscht, gebe ich ihm. Er sagte mir, er hätte Lust auf Pommes, also musste ich über die Dächer klettern», wird ein Anwohner zitiert.

Die Lage in Sancti Spíritus, eine Stadt, die von den Behörden streng überwacht wird und wo es bis zum Beginn des Pandemiemanagements noch friedlich zuging, hat sich nach Ansicht des Medienportals dramatisch verändert: Anwohner würden von «inneren Unruhen» sprechen, sie hätten ein «schlechtes Bauchgefühl».

«Es gibt viele Ecken und Winkel in unserem Viertel, die nur Leute kennen, die von hier sind. Von meinem Haus aus habe ich Zugang zu drei Blocks, denn dies ist eine Stadt mit sehr alten Häusern aus dem neunzehnten Jahrhundert. Sie haben uns unten eingeschlossen, aber wir bewegen uns oben. Wir tun es nicht, um uns der Polizei zu widersetzen, sondern weil stillstehen für uns verhungern bedeutet», wird ein Anwohner des Viertels zitiert.

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