Händeringend suchen auch in Oberösterreich viele Gastronomen verzweifelt nach Personal. In den Hotels und Wirtshäusern im Seengebiet, wie etwa auch am Traunsee, ist der Bedarf an Mitarbeitern größer als beispielsweise in den Stadthotels, wo eher die Gäste fehlen.
„Ich finde keine Putzfrau für die Gästezimmer“, klagt genervt Elisabeth Aigner-Steinmaurer, die mit ihrem Mann Gerald die Hotel-Pension „Altmünstererhof“ am Traunsee betreibt. Das Haus ist mit Feriengästen gut belegt und vor allem am Morgen, wenn alle frühstücken wollen, hat die Gastwirtin alle Hände voll zu tun. Um überhaupt über die Runden zu kommen, packt auch der Sohn mit an. Die Familie kommt ziemlich dran, bekommt jedoch kein Personal, das ein wenig Entlastung bringen könnte. Ähnlich ergeht es auch den beiden Betreiberinnen des Feriengasthofes „Ramsau“ auf der dem Ort Altmünster gegenüberliegenden Seite des Sees. „Wir könnten durchaus noch zwei Allroundkräfte gebrauchen“, betonen Christine und Gabriele Scharmüller, aber es gebe keine Leute mehr, die auch arbeiten wollen, sind sich die beiden einig. Vom Arbeitsmarktservice sei diesbezüglich nichts zu erwarten. Man sei also auf Eigensuche angewiesen, die aber auch nicht erfolgversprechender sei. „Bei mir hat sich unlängst eine Frau nach der offenen Putzstelle erkundigt, erzählt die „Altmünstererhof“-Wirtin Elisabeth, nur um am Ende unseres Gesprächs zu erklären, dass sie für monatlich 150 Euro mehr in der Tasche nicht beabsichtige, arbeiten zu gehen.
Notstandshilfe reicht
Denn durch die Notstandshilfe, die sie augenblicklich beziehe, plus Wohnbeihilfe und Kindergeld käme sie locker auf 1350 Euro und dies reiche ihr. Von Elisabeth Aigner-Steinmaurer hätte sie für eine 30-Stunden-Tätigkeit 1500 Euro bezahlt bekommen. Das wäre eine reine Vormittagsbeschäftigung gewesen. Doch damit hätte sich die Job-Interessentin quasi Arbeit gekauft.
Von ähnlichen Erfahrungen können alle Gastronomen am Traunsee und auch darüber hinaus berichten. Kaum jemand wolle noch in der Gastronomie arbeiten, obwohl es in dieser Branche schon längst vertragliche garantierte Arbeitszeiten gibt und Gehälter, die über dem kollektivvertraglich festgelegten Satz liegen – nicht eingerechnet sind hier die Trinkgelder.
Vermehrt Finanzkontrollen beim Mittelstand?
Doch angesichts der Schwierigkeiten, die die Politik der Gastronomie schon seit Jahren bereitet, zieht es immer weniger in die Tourismusbranche, die seit den vielen Lockdowns zu einem unsicheren Arbeitgeber geworden ist. Aber bereits vor zehn Jahren begann die Zahl der jährlich Auszubildenden in der Tourismusschule Bad Ischl von einst 1300 Mädchen und Burschen auf heute 250 zu sinken, erläutert Michael Steinmaurer, einer der Lehrer. Deshalb wird die Schule auch zur Ausbildungsstätte für Pflegekräfte umfunktioniert. Im Ausflugsgasthaus „Ramsau“ wird man sich heuer wohl ohne zusätzliche Arbeitskräfte durch die Saison retten und im „Altmünstererhof“ hofft man, irgendwann doch noch einmal eine Putzfrau zu bekommen. Dafür aber müsste die Politik viele Leute aus der sozialen Hängematte holen und den Arbeitenden weniger wegbesteuern, grantelt ein Wirt, der Steuererleichterungen auch für seine Branche verlangt. Doch Steuererleichterungen dürften nach den vielen Corona-Lockdowns in nächster Zeit kaum zu erwarten sein.
Wenn es stimmt, was eine ehemalige Bundesrätin von einem ihr gut bekannten Finanzbeamten anvertraut bekam, dann gebe es von ganz oben eine Order, in der nächsten Zeit nicht die Großbetriebe unter die Lupe zu nehmen, sondern die kleinen, den Mittelstand, zu kontrollieren.
Weniger Dienstreisen
Im „Altmünstererhof“ verzeichnet man dieses Jahr zum Glück eine fast normale Sommersaison, wie Gerald Aigner betont, aber für den Herbst werde sein Haus wohl mit einem 30-prozentigen Gästerückgang rechnen müssen, weil weniger Geschäftsreisende einchecken werden.
Diese hätten sich durch Corona nämlich an die Kommunikation per Video-Konferenz gewöhnt, erklärt Aigner, ebenso wie deren Firmen, die schon längst dabei sind, immer mehr teure Dienstreisen zwecks Geschäftsanbahnungen einzusparen.
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