Horst D. Deckert

Afghanische Flüchtlinge als Kämpfer gegen die Taliban

Was tun mit den zu lange geduldeten Afghanen? Um für neue Platz zu schaffen, sollen Straftäter rückgeführt werden. In die USA oder heim, um ihre Familien gegen die Taliban zu verteidigen!

Von Albrecht Künstle

In den Migrantenunterkünften in Deutschland wird es wieder enger. Nicht alle „Flüchtlinge“ sind nach der Zuerkennung eines Aufenthaltsstatus in normalen Wohnungen unterzubringen, weshalb sie länger in den Sammelunterkünften hängen bleiben. Denn Einheimische müssen ja auch irgendwo wohnen, insbesondere wenn Familien gegründet werden. Und davon gibt es unter jenen, die schon früher zugewandert sind, verhältnismäßig noch mehr. Neulich versorgte ich Briefkästen meines Stadtviertels mit Infos einer Bürgerinitiative und war erschrocken: Berlin scheint überall zu sein, die Briefkästen sind voll ausländisch klingender Namen. In einem der Wohnblocks konnte ich nur noch einen einzigen deutschen Namen finden.

Auch die Gefängnisse quellen über, die Insassen müssen zusammenrücken. Aber der Neubau von solchen Schutzgebäuden scheitert manchmal an so simplen Umständen wie in Offenburg. Der Bau in Bahnnähe scheiterte am Lärm der vielen Güterzüge, Verbrecher brauchen schließlich ihre Ruhe (übrigens wurde dann eine Obdachlosenunterkunft an die Bahn gebaut). Endlich erkennen einige Politiker, sogar Parteien, dass es eine Lösung zumindest für Straftäter gibt: Damit neue Migranten Platz haben, könnte man einen Teil von ihnen nach Hause schicken, also zurückführen nach dort, wo sie herkamen. Doch halt, rufen viele, nach Afghanistan geht das nicht und in andere Länder nur vielleicht. Die Taliban seien auf dem Vormarsch, es sei für die Kriminellen dort noch gefährlicher als für die Einheimischen hier, die von ausländischen Straftätern bedroht sind.

Doch die Biden-Regierung will mehr Afghanen Aufnahme bieten, gab Außenminister Blinken bekannt. Vielleicht haben die USA erkannt, dass es besser gewesen wäre, man hätte die Russen 1980 machen lassen, die Strenggläubigen der Mudschaheddin, Taliban und anderer Couleur in Schach zu halten. Aber nein, der Westen hat die Islamisten mit Waffen versorgt und zu dem gemacht, was sie heute sind. Immerhin steht das Angebot Bidens jetzt. Und was läge da näher, als unsere Abschiebekandidaten dann nicht in deren Heimatland zurückzufliegen, sondern in die USA. Merkel ist bald weg, jetzt ist es Biden, der „hierher“ ruft. Dort waren stramme Burschen schon immer gefragt.

Eine weitere Option: Als Kämpfer gegen die Taliban ausbilden! Deutsche Soldaten haben in Afghanistan nicht nur Brunnen gebaut und sich laufend selbst verteidigt, sondern sie bildeten Soldaten aus. OK, nicht alle bildeten aus, von unseren Soldatinnen hätten sich die dortigen Machos nichts sagen lassen. Wenn unsere Ausbildung gut war, kamen auch gute afghanische Soldaten heraus. Aber schon während des deutschen Gastspiels am Hindukusch verkauften Soldaten ihre Waffen, an wen auch immer. Mit Krummdolchen ist aber gegen die Taliban wenig auszurichten.

Also: Steckt die Messerhelden unter den Merkelgästen in Uniformen, gebt ihnen ordentliche Waffen in die Hand und schickt sie gut ausgebildet in ihr Land zurück. Dort können sie wirksamer ihre Familien gegen die Taliban verteidigen, als wir unsere Sicherheit am Hindukusch (Verteidigungsminister Spruck 2002). Das setzt natürlich voraus, dass diese Leute nicht selbst mit den Strenggläubigen sympathisieren oder gar mit diesen unter einer Decke stecken. Jedenfalls zeigten Guerillas und heimische Soldaten, wo auch immer, dass sie effektiver kämpfen können als fremde Truppen. Um alles in trockene Tücher zu bringen, könnte man das beachtliche Heer hiesiger Afghanen (280 000 plus Eingebürgerte) „beim Bart des Propheten“ schwören lassen, dass sie daheim ordentliche Leute werden und die Waffen nicht dem Feind verkaufen. Und dass sie ihre Töchter auf die Schule lassen und ihre Frauen ebenfalls kämpfen dürfen. Kurdinnen oder Soldatinnen der israelischen Armee würden die Taliban nur auf eine Schussweite an sich rankommen lassen.

Stattdessen will man jetzt mehr Afghanen herholen, als dort Soldaten von uns weilten. Im Mai waren noch 1.100 Soldatinnen und Soldaten dort. Doch 2.380 Afghanen mit ihren Familien erhalten jetzt ein Visum zur Einreise nach Deutschland. 470 von ihnen waren als Hilfskräfte für die Deutschen tätig, hatten aber offensichtlich viel Freizeit, wenn man die Kinderzahl der Familien so anschaut. Dieser Einsatz hat wieder einmal gelohnt – aber für wen? Auf wessen Konto werden die Kosten gebucht, die des Außenministers, der Verteidigungsministerin, oder heilt Hubertus Heil das Afghanistan-Abenteuer als Sozialminister? Die Kanzlerin wird ihre Hände in Unschuld waschen, weil der Beginn des Einsatzes vor ihrer Zeit lag. Aber sie hatte die Truppen aufgestockt.

Würde Scholl-Latour noch leben, würde er wahrscheinlich sagen, „wer halb Afghanistan (und Syrien) herholt, ist bald selbst Syranistan.“ Absurdistan quo vadis?

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