Horst D. Deckert

Impfzwang durch die Hintertür? Gebäudereiniger und Post „appellieren“ an Belegschaft

Seit mehreren Monaten geht das jetzt so: Erst wird höflich darum gebeten, sich als Versuchskaninchen für die Pharmaindustrie zur Verfügung zu stellen. Wenn dann weniger als geplant dieser Bitte nachkommen, wird appelliert – und zum Schluss gibt es dann die fristlose Kündigung, wenn man es wagt, gesund aber nicht angefixt zur Arbeit zu kommen.

Bei der Post und bei den Gebäudereinigern befindet sich man wohl gerade in der Phase II:

Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) hat in neun verschiedenen Sprachen einen Appell an die Beschäftigten der Branche gerichtet, sich impfen zu lassen. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). „Wir sind eine beschäftigungsstarke Branche, wir sind eine multikulturelle Branche, und wir sind eine Branche, die in dieser Pandemie eine systemrelevante und verantwortungsvolle Rolle für die Gesellschaft übernimmt“, sagte Bundesinnungsmeister Thomas Dietrich den Funke-Zeitungen.

„Daher sollten wir auch beim Thema Impfen mit Vorbildfunktion vorangehen.“ In dem Impfaufruf schreibt der Verband, dass die Quote von 60 Prozent der vollständig geimpften Menschen in Deutschland gut, aber noch nicht ausreichend sei. Eine Impfung schütze auch Kinder, Angehörige, Freunde und Kollegen, heißt es weiter.

Schon interessant, sind die Gebäudereiniger doch oft alleine und in menschenleeren Räumen oder an Außenfassaden unterwegs. Aber vielleicht sind Fußböden und Fenster ja mittlerweile ebenfalls kontaminiert.

Auch Tobias Meyer, Vorstand bei der Deutschen Post, hält Anreize für denkbar, um das Impfen zu beschleunigen. „Ich kann mir Impfanreize grundsätzlich vorstellen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). Dies sei aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

„Als Unternehmen richten wir uns daran aus, was uns durch den Gesetzgeber und die Gesellschaft nahegelegt wird.“ Eine 3G-Regel, also geimpft, genesen oder getestet, für Paketzusteller und Briefträger schließt Meyer immerhin aus. „Wir haben seit Beginn der Pandemie keine Indizien, dass die Zustellung ein besonderes Infektionsrisiko darstellt.“

Im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes seien die Eingriffsmöglichkeiten daher gering. „Dementsprechend gibt es keine Maßnahmen, die über die bisherigen Schritte hinausgehen.“ Aufgrund des Paket-Booms während der Corona-Pandemie habe die Deutsche Post bei der Sortierung und Zustellung derzeit so viele Beschäftigte wie noch nie im Einsatz.

„Bundesweit sind bei uns jetzt knapp 200.000 Beschäftigte im Einsatz – das ist für den Sommer ein Rekordwert“, sagte Meyer. Die Zahl der Beschäftigten liege damit rund 8.000 höher als noch im Vorjahr.

Meyer scheint Realist zu sein, denn wenn die Paketboten zum Impfen gezwungen werden, bricht hier in Deutschland das ganze Liefersystem zusammen. Dann könnte das sogar in einer Hungerkatastrophe enden. (Mit Material von dts)

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