Horst D. Deckert

Hochkonjunktur der Verschwörungstheorien

(Symbolbild:Shutterstock)

Gestern schaute ich bei „ZDF Info“ in eine Dokumentation über Verschwörungstheorien hinein, es ging um die üblichen Geschichten: Den Anschlag auf das World-Trade-Center (9/11), Zweifel an der tatsächlich erfolgten Mondlandung und natürlich den Klassiker: Die jüdische Weltverschwörung und die „Protokolle der Weisen von Zion„. Als die Dokumentation beim Tod von Lady Diana anlangte – möge sie in Frieden ruhen – schaltete ich aus. Obwohl ich Verschwörungstheorien liebe, vor allem aber Filme, in denen selbige vorkommen – zum Beispiel Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ mit der berühmten Maisfeldszene. Oder jene Folgen von „Outer Limits„, in denen der Zuschauer die Ereignisse aus der Perspektive des Protagonisten erlebt und wie dieser im Laufe der Handlung an seinem Verstand zu zweifeln beginnt. So geht es mir auch bei Verschwörungstheorien: Oft bin ich bin und hergerissen, ob nicht doch etwas daran sein könnte.

Gerade in der Corona-Ära treten nach meinem Geschmack viel zu viele „Rationalisten“ auf den Plan, denen es nicht um die Beruhigung der Verängstigten geht, sondern um Deutungshoheit. Man schaut verächtlich auf die Skeptiker herab, als sei es selbstverständlich, dass diese nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Dazu werden gern tatsächliche Irrlichter wie Attila Hildmann angeführt, um darüber hinwegzutäuschen, dass auch erfahrenen Ärzten und Juristen das Corona-Regiment nicht geheuer ist.

Die Zielrichtung der ZDF-Sendung war dann auch ebenfalls nur zu deutlich: Wer nicht der offiziellen Darstellung gewisser Ereignisse folgt, ist ein Spinner und wahrscheinlich gefährlich. Zweifele nicht, glaube! Die Entscheidung darüber, was richtig und falsch ist, haben wir kleinen Menschlein nicht selbst zu treffen, auch wenn wir vielleicht nur zu der Erkenntnis gelangen, es könnte ein Körnchen Wahrheit an einer abweichenden Theorie dran sein.

Nicht mehr alle Tassen im Schrank

Es dürfte kaum ein Zufall sein, dass die schon etwas angestaubte Sendung gerade jetzt ihren Weg ins Fernsehen gefunden hat. Aber das Framing funktioniert so nicht für unsere gegenwärtige Situation, in der es kaum um technische Daten, sondern um weniger Greifbares geht. Die Hinterzimmerpolitik rund um die Corona-Maßnahmen etwa.

Bei den Klassikern unter den tatsächlichen oder angeblichen Verschwörungen findet meist eine ausufernde Materialschlacht zwischen Anhängern und Gegnern statt: Beweis folgt auf Gegenbeweis, beide Seiten tragen Informationen zusammen, die man überzeugend finden kann oder auch nicht. Allein schon 9/11 beschäftigt (Hobby-) Ingenieure, Sprengmeister und Architekten en masse – gerade denkt man, eine Seite habe die überzeugenderen Argumente, schon rückt die andere Fraktion mit einem Gegenbeweis heraus.

Im Falle der „Protokolle der Weisen von Zion„, die als Beweis für die „Jüdische Weltverschwörung“ angeführt werden – und nach dem Koran und „Mein Kampf“ die Bestsellerlisten der arabischen Welt anführen – ist es schon leichter, die Fälschung nachzuweisen: Der unbekannte Autor schrieb recht fantasielos aus anderen Werken ab. Die wüste Geschichte von den jüdischen Verschwörern, welche sich regelmäßig auf dem Prager jüdischen Friedhof treffen, um sich neue Fiesheiten auszudenken, ist gar aus einem Roman herauskopiert. Dieser Friedhof wird heute von so vielen Touristen besucht, da hätte man gar keine Ruhe, um sich ordentlich zu verschwören.

Materialschlacht zwischen Anhängern und Gegnern

Ganz anders sieht es mit den Befürchtungen rund um Corona aus. Wir hatten nie etwas wirklich Greifbares, da viele im Umlauf befindliche Vermutungen nur auf einzelnen Beobachtungen beruhten, etwa den Äußerungen von Krankenschwestern, die keine Überlastung ihrer Intensivstationen bemerkt hatten. Schon ein Blick in unsere eigene Umgebung reichte aus, um zu wissen: Das uns in den Medien gemeldete Grauen musste irgendwo anders stattfinden. Zwar weiß ich selbst von einigen Quarantänefällen, aber trotz einiger Symptome befand sich dabei niemand in Lebensgefahr. Damit will ich nicht ableugnen, dass es tatsächlich schwere Verläufe gab, aber hätten jene die uns beschriebenen Dimensionen angenommen, dann würde man weitaus häufiger auf Nachbarn und Freunde treffen, die einen Fall in ihrer näheren Umgebung erlebt haben.

Ebenso konnten wir in den letzten Monaten in schöner Regelmäßigkeit die Erfahrung machen, dass die Bundesregierung genau das umsetzen würde, was sie gemäß ihrer Verlautbarungen als Gerücht (oder Verschwörungstheorie) verteufelte. Von Lockdown bis Impfzwang – der noch immer schöngeredet wird – nichts davon sollte eingeführt werden. Zusätzlich rückten die offiziellen Medien immer erst mit Fakten heraus, wenn diese sich ohnehin schon durch die Recherche alternativer Medien erhärtet wurden. Das kann einen zu Recht misstrauisch werden lassen.

Man bekommt einen anderen Blick auf die Dinge, wenn man sich mit der medialen Desinformation beschäftigt. Nicht, weil man zum Aluhutträger mutiert ist, sondern gerade weil man einfach ins Grübeln kommt. Die Medien generieren somit regelmäßig ihren eigenen Feind: Den Zweifler und Skeptiker.

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