Horst D. Deckert

Merkel in Israel: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr

Merkel gestern mit Israels PM Naftali Bennett (Foto:Imago)

Am Sonntagabend rettete der anstehende Godzilla-Film mein TV-Gerät vor meinem Zorn über die „heute„-Nachrichten: Der Bericht über Merkels Besuch in Israel war eine einzige Beweihräucherung unserer größten Kanzlerin aller Zeiten – als wäre sie geradewegs vom Sinai herabgestiegen, um das Wort des Herrn noch einmal zu den Kindern Zions zu bringen. „Noch nie waren die Beziehungen so gut!“ – ich wartete nur noch auf Bilder von tanzenden Chassidim in den Straßen Jerusalems. Da das ZDF gerne einmal kreativ Berichte zusammenschneidet, hätte man schön die Szene aus „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ zeigen können, in der Louis de Funès sich tapfer darin versucht.

Denn leider: Auch Menschen, die den öffentlich-rechtlichen Medien äußerst kritisch gegenüber stehen, glauben in dieser Beziehung alles. Da kann Merkel den Palästinensern den Tuches pudern wie sie lustig ist – „Als echte Freundin äußert sie sich natürlich auch kritisch zum Umgang mit den Palästinensern“ (O-Ton ZDF) – ich sehe schon wieder die ersten „Merkel ist Jüdin„-Posts auf uns zurollen. Den gefakten Pass zum Beispiel, der in Wirklichkeit einer Frau Roland aus den USA gehört, die irgendwann nach Israel ausgewandert ist.

Nun äußert sich Merkel nicht nur, sie handelt auch zugunsten der Palästinenser: Was tatsächlich bisher unter keinem Kanzler so großzügig ausfiel, sind die Zahlungen Deutschlands an diverse NGO’s. Noch bei Kanzler Schröder lagen sie im einstelligen Millionen-Bereich, mittlerweile ist die 100-Millionen-Euro-Marke geknackt, wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Partei, deren Namen nicht genannt werden darf, zugeben musste. Geld, das über den Umweg der NGOs den Israelis als Selfmade-Rakete auf dem Kopf landet. Tun Freunde so etwas? Vom Abstimmungsverhalten Deutschlands bei der UN brauchen wir gar nicht erst anzufangen – mancher Golfstaat agiert hier mittlerweile pro-israelischer, indem er sich bei Resolutionen gegen den jüdischen Staat zumindest enthält.

Auch hier kommt wieder der unterschwellige linke Bistro-Antisemitismus zum Tragen: Israel soll gefälligst dankbar sein für die Huld, welche Merkel dem Land erweist. Nachdem das ZDF Israel schon vorschreiben wollte, wie man anständig der Ermordeten gedenkt, folgt jetzt die Belehrung darüber, wer ein echter Freund des jüdischen Staates ist – Menschen nämlich, die an Kritik nicht sparen, so wie der Sender selbst. „Lass mein Volk ziehen, ZDF!“ – ich könnte brüllen wie Godzilla!

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