Horst D. Deckert

Deutsche Amtsärzte fordern sofortige Rückkehr zur Normalität

Freiheit (Symbolbild:Imago)

Inzwischen platzt immer mehr Ärzten der Kragen über das absurde Theater namens Corona, das in Deutschland zur Neverending Story mit wiederkehrender mutiert ist: Machen sich niedergelassene und Klinikärzte mit selbst noch so diplomatisch formulierter Fundamentalkritik an der politischen Risikobemessung des Virus und/oder an der erschütternden Verschärfung des faktischen Impfzwangs schnell zur Zielschreibe und spielen mit ihrer Existenz, so haben Deutschlands Amtsärzte aufgrund ihres Beamtenstatus „nur“ diszilplinarische Rüffel zu befürchten – nicht jedoch (bzw. nicht so ohne weiteres)  den Rausschmiss.

Vielleicht ist das der Grund, warum sich jetzt – spät genug – deutsche Amtsärzte der Gesundheitsbehörden in die Debatte um die Aufhebung der epidemischen Lage und die weiterhin ohne Zieldatum ins Blaue verschobene Totalaufhebung aller Maßnahmen einmischen und ihre Autorität in die Waagschale werfen, um die Psychose doch noch irgendwie zu stoppen, die die Politik und weite Teile der Öffentlichkeit anscheinend ohne Aussicht auf Besserung ergriffen hat.

Illusorische RKI-Impfziele

Dass Corona zu einer „gesellschaftlich kontrollierbaren Infektionserkrankung“ werde (sofern sie überhaupt je etwas anderes war), gehört noch zu den weniger spektakulären Feststellungen der Amtsärzte. Geradezu apostatisch ist dagegen ihre Erklärung, das RKI-Impfziel sei „illusorisch„, wie auch die Forderung, die Kontaktnachverfolgung bei Infizierten radikal zu reduzieren. Zudem müssten die Pandemie-Folgen für Kinder in den Fokus gerückt werden, zitiert die „Welt“ mehrere der Amtsmediziner, die sich erfreulicherweise aus der Deckung trauten.

Teilweise resultiert die neue Offenheit wohl aus der Einsicht, dass die Impfkampagne nunmehr an ihr natürliches Ende gekommen ist; einen Boom aus freien Stücken wird es nicht mehr geben – jedenfalls nicht, solange die Abo-Falle noch nicht zuschlägt und die Dritt- und Viertimpfungen noch nicht verpflichtend sind. Deshalb seien Impfziele von „offiziellen“ 80 Prozent Vollimpfquote (die dank statistischer Untererfassung wohl längst erreicht ist, weshalb dies dann eher einer 85-prozentigen Quote gleichkäme), wie das RKI sie propagiert, völlig unrealistisch, befindet etwa der Leiter des Berlin-Neuköllner Gesundheitsamtes Nicolai Savaskan. Denn trotz „niedrigschwelliger Impfangebote“ sei das Ende der Fahnenstange erreicht.

Das ist allerdings keine neue Erkenntnis; wer das jetzige Level steigern will, muss Gewalt anwenden – in welcher Form auch immer. Der 2G-Faschismus weist bereits in diese Richtung. Neu sind die Konsequenzen, die Savaskan und seine Kollegen – mit, laut „Welt“, ausdrücklicher Unterstützung des Verbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes – hieraus ableiten: Es brauche in den Gesundheitsämtern dringend eine Rückkehr zur Normalität. Darunter verstehen die Amtsärzte exakt das, was anderswo in Europa der „Freedom Day“ mit sich brachte: Keine Kontaktnachverfolgung mehr (mit Ausnahme des Umfeldes vulnerabler Gruppen), keine Maskenpflicht und keine Abstandsregeln.

Weit entfernt vom Freedom Day

Allerdings vergessen die Amtsärzte hier einen wesentlichen Punkt: Was ebenfalls fallen müsste, sind auch die Gesundheitsnachweise durch Impfpässe – was subsequent dann auch die ersatzlose sofortige Beseitigung von 2G und 3G bedeutet. Hier kommt die Bundesvorsitzende des Berufsverbands, Ute Teichert, jedoch zu anderen Zielen: Sie will 2G „verfassungsrechtlich zwingend“ machen, bevor die Kontaktnachverfolgung auf „vulnerable Gruppen und Ausbruchscluster“ reduziert werden könne, und den Entfall der Maßnahmen auf Geimpfte beschränken  Das klingt am Ende doch wieder nicht nach echter Freiheit, sondern nach Apartheid, die hier zur Normalität werden soll. Den Gesundheitsbehörden geht es vordergründig auch um etwas anderes: Dass sie sich wieder um ihre eigentliche Aufgaben kümmern können. „Wir müssen endlich wieder die originären Aufgaben der Gesundheitsämter wahrnehmen, die seit anderthalb Jahren brachliegen„, klagt Teichert.

Allerdings denken einzelne Amtsärzte hier radikaler: „Die Leute haben das Weiter-so der Politik satt, wir brauchen jetzt ein klares Ausstiegsszenario„, sagt einer, und verweist auf die katastrophale Lage der Kinder- und Jugendpsychiatrien als Folge der Krise, die unbedingt aufgearbeitet werden müsse. Tatsächlich ist dies nur einer von unendlich vielen Kollateralschaden dieser sogenannten Pandemie.

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