Die Wegwerfgesellschaft scheint sich einzubremsen. Auch Oberösterreicher reparieren neuerdings lieber kaputtgegangene Geräte, anstatt neue zu kaufen – aus den verschiedensten Gründen. Die sogenannten Repair-Cafés, die es schon länger in diesem Land gibt, haben neuerdings verstärkten Zulauf.
„Die Tendenz ist jedenfalls steigend“, bestätigt auch Fritz Feichtinger vom Otelo-Repair-Café in Gmunden. Bei Otelo handelt es sich um eine Vereinigung technikaffiner Menschen, die sich treffen, um sich über technische Dinge miteinander auszutauschen.
Treffen im Otelo
Die Themen-Palette reicht vom Hochbeetbau und Seifensieden über 3D-Drucken und Wiederbelebung der alten Handwerkstechniken bis hin zur Reparatur von kaputtgegangenen Haushaltsgeräten, was zurzeit besonders gefragt zu sein scheint.
In einer Ära schleichender Inflation, in der manche Waren knapper und auch teurer werden, aber auch aus Umweltschutzgründen, treffen sich immer mehr Menschen zu vorher festgelegten Terminen in den Otelo-Vereinen, um gemeinsam kaputtgegangene Geräte instand zu setzen.
In Gmunden hat Otelo im Nordtrakt des alten Kapuzinerklosters eine Bleibe gefunden und die meisten Leute kämen mit ihrer nicht mehr funktionierenden Kaffeemaschine vorbei. Früher hätten sie das Gerät weggeworfen, weiß Otelo-Gmunden-Vorstandsmitglied Josef Aigner, doch vielfach müssen diese Maschinen nur ordentlich durchgeblasen werden und sie gingen wieder. Auch andere Geräte würden mit vereinter Hilfe wiederhergestellt und betriebsbereit gemacht.
Alle Schichten der Bevölkerung
Auch in Vorchdorf, Vöcklabruck und in zahlreichen anderen oberösterreichischen Orten gibt es bereits die gut genutzten Repair-Cafés.
„Wir merken, dass sich grundsätzlich was verändert hat“ weiß der in Gmunden ehrenamtlich tätige Techniker Georg Stadler. Anfänglich seien nur Technik-Tüftler oder alternativ eingestellte Leute aufgekreuzt, jetzt aber sei Reparieren für die Jungen aus allen Schichten der Bevölkerung attraktiv geworden.
Wer Altes reparierte, galt als rückständig und arm, weil er sich das Neueste nicht leisten konnte, erklärt Aigner, wurde oftmals aber auch als dumm angesehen, weil dieser Fortschrittsungläubige nicht die Wirtschaft am Brummen hielt, ergänzt Stadler. Für ihn und andere sei dies eine nunmehr veraltete Ansicht.
Heute sind Reparierer angesehene Leute, weil sie Rohstoffverbrauch und Emissionen verhindern und damit letztlich auch Geld für sich und andere einsparen.
Zudem hingen viele Leute emotional an ihren alten Geräten, die oft jahrelange treue Begleiter waren. Viele haben meist auch gar keine andere Wahl, als ihre Videorekorder oder Tonbandabspielgeräte reparieren zu lassen.
Keine Konkurrenz
Sie würden sonst ihr vielen Bänder nicht mehr sehen und auch nicht mehr hören können.
Die Repair-Cafés sind keine Konkurrenz für das etablierte Handwerk, weil die Gerätebesitzer in den Otelos selbst mitreparieren und sich oft darüber beklagen, dass die Handwerksgeschäfte viele Reparaturen gar nicht mehr machen wollen.
Für 12. November, ab 16 Uhr, lädt der Gmundner Otelo-Obmann Fritz Feichtinger wieder zu einem fröhlichen Reparaturnachmittag in den ersten Stock des Kapuziner-Klosters ein.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Warum unsere Geräte nicht mehr halten: Konsum für die Deponie
- Konsum in der Pandemie: Der Müllberg wächst und wächst…
Weiterlesen: Reparieren statt wegwerfen: Alte Dinge wieder um Laufen bringen