
Die Wahlsieger graben gerade – nein, nicht unser Grab (das kommt später) – ihre Startlöcher. Dann geht’s mit Schwung in eine neue woke (neudeutsch für „unreflektiertes Verhalten„) Zukunft. Dann wird alles gerettet, was nicht bei drei auf dem Baum sitzt. Eine schöne neue Welt erwartet uns. Piep, piep, piep, wir werden uns alle liebhaben und blumenbekränzt mit Maske um die Stromtanksäulen tanzen, bis diese wieder Strom liefern! Die Gesetze werden tschändergerecht so abgefasst, dass sich jedes der sechzig Geschlechter darin wiederfindet und wohlfühlt. Das Strafgesetzbuch bekommt eine Triggerwarnung, weil es ja Inhalte ankündigt, die auf einige Menschen anstößig, verstörend, belastend oder sogar retraumatisierend wirken können. An jeden wird gedacht – fast an jeden.
Wer in diesem linksgrünen Paradies keine Gnade findet, wer schärftens bekämpft werden muss, das ist der Impfverweigerer. Er spielt im Coronaregime die gleiche Rolle wie der Ziegenbock in der jüdischen Liturgie: er wird zum Sündenbock. Der Slogan „die Pandemie der Ungeimpften“ geht viraler um die Welt als das Virus selbst. Gnadenlos wird dieser Volksschädling (nebenbei: am 5. September 1939 wurde die „Verordnung gegen Volksschädlinge“ im Reichsgesetzblatt veröffentlicht) bekämpft. Angesichts der Impfdurchbrüche fehlt da jede Logik: „Die Geschützten müssen vor den Ungeschützten geschützt werden, indem man die Ungeschützten zwingt, sich mit dem Schutz zu schützen, der die Geschützten nicht schützt“. So ein Internet-Meme (neudeutsch für „dummer Spruch„), der treffender nicht sein könnte.
Professorinnen als Erinnyen Coronas
Das Narrativ (neudeutsch für „Ammenmärchen„) des unsolidarischen, tumben Impfverweigerers wird in allen Medien so gnadenlos gepuscht, dass eine sachliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Impfung nicht stattfindet. Die marginale Wirkung der Impfung wird euphemistisch als „Impfdurchbruch“ bezeichnet, obwohl „Impfeinbruch“ die Realität besser beschreiben würde. Da sich jedes Framing (neudeutsch für „ein X für ein U vormachen„) mittels weiblichen Charmes besser verkaufen lässt – die einzige Ausnahme ist Karla Lauterbach (Dank an Tim „Love Priest“ Kellner) – eignen sich junge Professorinnen hervorragend als Erinnyen Coronas. Jeder kennt Melanie Brinkmann, die so traurig gucken kann, dass sogar ich fast ins Barmen gerate.
Eine Augenweide ist allerdings die Vorsitzende des Ethikrates namens Alena Buyx. Sie ist so hübsch, dass Fielmann ihr als Brillenmodel bestimmt mehr bezahlen würde als ein W3-Professorinnengehalt. So ein frisches Gesicht entzückt natürlich die alten Säcke in den Gremien, und wenn die Message (neudeutsch für „jemanden nach dem Mund reden„) stimmt, kann sich eine solche Dame der weiteren Karriere nur durch Selbstmord entziehen. Klar, dass auch Buyx in die Leopoldina berufen wurde und die Deutsche Nationalstiftung sie im April mit dem Deutschen Nationalpreis 2021 geehrt hat. Sie gehört mit 44 Jahren schon zur A-Klasse der deutschen Intelligenzija. So geschah es, dass ich zufällig (was sonst) bei „Markus Lanz“ reingeflitscht habe und durch den Liebreiz besagter Professorin an deren Lippen kleben blieb. Ich lauschte gebannt ihrer Worte, um anschließend fassungslos den Kopf zu schütteln. Noch jetzt grüble ich über ihre Äußerung: „Wir können, wenn wir uns bestimmte gesellschaftliche Strukturen erhalten wollen, wenn wir möglichst viele Menschen vor Leid und Krankheiten bewahren wollen, dann können wir leider nicht einfach sagen: ‚Macht doch, was ihr wollt.‘ Und deswegen, das einzige Patentrezept … was man jetzt machen muss, ist, dass man schrittweise schaut, dass man es so grundrechtsschonend wie möglich hinkriegt, aber dennoch genug Maßnahmen einführt und da muss man die sozusagen schrittweise hocheskalieren und nicht irgendwie von der einen auf einmal zu einer ganz scharfen rüberspringen, um das Ganze so beherrschbar zu halten, dass wir eben nicht in diese Überlastungssituation kommen.“
Alena Buyx macht fassungslos
Der Kontext (neudeutsch für „sonstiges Geschwafel„) war, Lösungen zu finden, wie man es (noch) ohne polizeilichen Zwang schafft, eine Chemikalie, deren Wirkung umstritten ist, in den Körper dieser renitenten Verweigerer zu spritzen. Was soll dabei geschont werden? Die Grundrechte? Schonen kann man etwas, wenn man es nicht benutzt. Oder sollen, analog zum Schongaren, die Grundrechte so lange zerköchelt werden, bis sie nicht mehr da sind? Zeigen sich noch Reste von Freiheit, wird eben hocheskaliert
Von einer Vorsitzenden des Ethikrates hätte ich Äußerungen erwartet, die sich an den Grundrechten orientieren. Oder dass sie auch mal den mittlerweile vergessenen „Nürnberger Kodex“ aus dem Schrank holt, der 1947 verfasst wurde, um die während der Zeit des Nationalsozialismus im Namen der medizinischen Forschung begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, insbesondere „verbrecherische medizinische Experimente„, in Zukunft zu verhindern. Aber leider Fehlanzeige. Der Ethikrat entpuppt sich als Handlanger der Regierung, der die Grundrechtseingriffe sanktioniert oder verharmlost. Die Mitglieder des Gremiums werden durch den Bundestagspräsidenten ernannt – und bekanntermaßen beißt man nicht in die Hand, die einen füttert.
Mich erinnert die Vorsitzende des Ethikrates eher an die weibliche Form von Zuckmayers „Des Teufels General“. In diesem Drama erkennt der Held, General Harras, dass er an dem grausamen, unmenschlichen Krieg mitschuldig geworden ist, und nimmt sich das Leben.
Bei Alena Buyx stelle ich bis jetzt keine selbstkritischen Ansätze fest. Vom Suizid ist sie meilenweit entfernt. Aber, um im Bild zu bleiben: Vielleicht gibt es für sie eine lebensschonende Alternative.