
In einem Text von Udo Knapp in der „taz“ wird Wolf Biermann zitiert. In der „Welt“ vom 7. November hatte der folgendes zum Besten gegeben: „Wie kann ich heute in diesem wiedervereinigten Deutschland leben mit all den fatalen Unglücksidioten? Sie verachten Demokratie im Namen der Demokratie, die Freiheit im Namen der Freiheit. Und ihr Maulheldentum kostet sie in der Freiheit überhaupt nichts. Die diffamieren Deutschland als eine Merkel-Diktatur! Und schimpfen uns eine „DDR2.0“ mit dem Meinungsmonopol einer Lügenpresse. Das macht mich kaputt! Ich krepier‘ an diesen Kanaillen. (…) Sie sind klügelnde Klugscheißer, die unsere Demokratie im wiedervereinigten Vaterland jetzt eine Diktatur nennen. (…) (Sie) sind junge Esel oder alte Schweinehunde.“
Es reicht, Genosse Biermann. Hier mal die schonungslose Wahrheit über Dich und Deinen Ruhm: Du kannst nicht richtig Gitarre spielen. Für Dich, Genosse, – und nur für Dich und Deine amusikalischen Bewunderer -, war das aber kein Problem, diente Dein dilettantisches Geklampfe doch ohnehin nur der akustischen Verschleierung des Umstandes, daß auch Deine Texte dürftig sind. Möbelmacher, Weinmacher, Liedermacher, Kulturwerkstatt, Kulturfabrik. Daß Du 1976 in Westdeutschland hofiert wurdest, hing nicht mit Deiner „großen Kunst“ zusammen, sondern damit, daß Du in der DDR als Dissident angesehen wurdest, Genosse, was allerdings ebenfalls nicht an Deiner künstlerischen Genialität lag, sondern an der grenzenlosen Borniertheit der DDR-Offiziellen in einem eingemauerten Staat. In Westdeutschland bist Du in Wahrheit nichts anderes gewesen, als der instrumentalisierte Systemzeuge der damaligen Anklage. Auch Deinen Dissidentenstatus war sie scharf, die Anklage, nicht auf Deine Kunst. Anderes System heute.
Von der Bonner Republik aufgenommen, in der Berliner angekommen
Du bist selbst einer der „klügelndsten Klugscheißer“ der deutschen Nachkriegsgeschichte, Genosse. Dieselbe aufgesetzte Pseudomoral, vermittels welcher sich hierzulande inzwischen noch die trübste aller Talgfunzeln unter den „Intellektuellen“ als Denker in Szene setzen darf. Haltung statt Realitätssinn und Klugheit. Du bist selbst ein alter und „fataler Unglücksidiot“ in jenem persönlichen Glück, mit welchem die Zeitläufte Dich begünstigt hatten. Ich halte Dir zugute, daß Du jetzt 85 bist. Wahr ist: Dich kostet Dein eigenes „Maulheldentum“ seit bald einem halben Jahrhundert nichts mehr. Ganz im Gegenteil. Profitabel ist es gewesen. Du bist in der Bonner Republik aufgenommen worden, inzwischen aber in der Berliner Republik angekommen. Ist Dir das schon aufgefallen? Du feierst Deinen 85sten mit „hochkarätiger Gästeliste“, darunter Steinmeier. Steinmeier wurde als Jurastudent im Westen und Autor der Zeitschrift „Demokratie und Recht“ (DuR) im Pahl-Rugenstein-Verlag von genau jener DDR bezahlt, die Dich ausgebürgert hat. Heute feierst Du Geburtstag mit ihm zusammen. Und mit Merkel. Und mit Scholz.
Erstere, das FDJ-Mädel, als Totengräberin der parlamentarischen Demokratie mit ihrem autokratischen Gehabe am Parlament vorbei und Einkassiererin demokratischer MP-Wahlen, Zweiterer in den Cum-Ex und den Wirecard-Skandal verstrickt. Einer, der vor bald zwanzig Jahren schon die ideologische „Hoheit über den Kinderbetten“ erringen wollte. Und dann kommst ausgerechnet Du daher, Genosse Biermann, und läßt Dich über die „Defizite der Anderen“ aus? Weil ausgerechnet Du den Anstand hast, Genosse, krokodilstränig zu beklagen, daß Du nicht wüsstest, wie Du „heute in diesem wiedervereinigten Deutschland leben“ kannst „mit all den fatalen Unglücksidioten“? Weißt Du, was ich inzwischen glaube? Ich glaube, daß es keinen Staat gibt, in dem Du es nicht vorziehen würdest, den kritischen Überblicker zu mimen, selbst dann nicht, wenn Du selbst dem bigotten Establishment zuzurechnen wärst. Oder haben sie Dir Deine Geburtstags-Gästeliste so aufgezwungen wie damals Deine Ausbürgerung? Der einzige „Maulheld“, den ich hier sehen kann, der bist Du selber. Oder anders: Du Ex-Dissident als gräßlicher Gegenwarts-Konformist bist ein absoluter Nullchecker.
Knallrote Saturiertheit
Die BRD ist tatsächlich auf dem Weg, die DDR 2.0 zu werden. Nicht zuletzt dank solcher Figuren wie Dir. Nochmal: Einer von denen, mit denen Du Deinen Geburtstag gefeiert hast, war zu Zeiten Deiner Ausbürgerung Autor einer Zeitschrift, die vom Verfassungsschutz desjenigen Landes überwacht wurde, in dem Du Dich dann als Zeugen gegen genau das System hast instrumentalisieren lassen, das Deinen heutigen Geburtstagsgast finanzierte. Oder besser: Vergiß es, Genosse Biermann. Du merkst offensichtlich nichts mehr in Deiner selbstgefälligen und knallroten Saturiertheit. Diese komplette Unfähigkeit von Euch Genossen zur Selbstreflexion, Genosse Biermann, scheint mir inzwischen der Ugrund für Euer großes Maul zu sein. Das ist wahrscheinlich eine den Linken konstituierende, geistige Behinderung. Aber das paßt, Genosse Biermann: So sparsam, wie Du Gitarre spielst, so sparsam denkst Du eben auch. Heute bin ich der Dissident, und Du bist das Establishment, Wolf Biermann! Vielleicht fällt Dir ja noch ein kläglicher Akkord dazu ein.
Und jetzt zum Genossen Knapp. Was haben sie dem eigentlich für ein Vergeßlichkeitspülverchen in den Tee getan? Udo Knapp: „Im Moment leidet Biermann daran, dass es den immer noch 30 Prozent Ungeimpften und ihrem intellektuellen Hinterland in den offiziellen und sozialen Medien gelingt, die große Mehrheit aller Bürgern als Geiseln zu nehmen in ihrem Kampf gegen die legitime Herrschaft der Gesetze im demokratischen Rechtsstaat.“ – Vergessen hat er knapp vor der Idiotie offensichtlich, daß es die „legitime Herrschaft der Gesetze“ noch in jedem Unrechtsstaat gab, in dem Recht und Gesetz miteinander verwechselt worden sind. Außerdem hat er wohl vergessen, wofür das Kürzel DDR stand – und daß es mit dem Rechtsstaat in der Bundesrepublik zu Zeiten, als Genosse Biermann seine Weisheiten beim Sechs-Saiten-Vergewaltigen noch hinter der Mauer verkündete, deutlich besser ausgesehen hat als heute. Und wieso überhaupt „Bürger“ auf einmal? Das sind doch sonst nur noch „die Menschen in Deutschland“? Wie kommt dieser Udo knapp vor der Idotie überhaupt auf das schmale Brett, eine Lanze zu brechen für einen, der im Jahr 2021 vom „wiedervereinigten Vaterland“ schwadroniert, obwohl es längst zu „gespaltenem Mutterboden“ geworden ist?
Erst Sozialismus, dann Vaterland, dann Mutterboden
Die Genossen haben es doch sonst nicht so mit „Vaterland“? Beziehungsweise: In der DDR hatten es die Genossen durchaus mit dem Vaterland, dem sozialistischen. Westdeutschland war allerdings nicht Vaterland, sondern imperialistischer Klassenfeind, bekämpfenswert. So, wie eben umgekehrt auch. So geht die sozialistische Reihenfolge: Zuerst Sozialismus, danach erst Vaterland resp. Mutterboden. „Legitime Herrschaft des Gesetzes“ – Antifaschisten und Antiimperialisten: Was sind das genau für Leute? Das sind die wackeren Kämpfer gegen die „legitime Herrschaft des Gesetzes“, aber nur dann, wenn die „legitime Herrschaft des Gesetzes“ in Staaten mit solchen Regierungsformen herrscht, die ihnen nicht gefallen. Das ist der Punkt: Gefallen muß ihnen der Staat, in dem die „legitime Herrschaft des Gesetzes“ herrscht. Ob das Gesetz dann mit Recht noch etwas zu tun hat, geht ihnen am Allerwertesten vorbei. UNd zwar regelmäßig. In Venezuela und in China gibt es übrigens auch die „legitime Herrschaft des Gesetzes“ – höre ich was?
Aufgepaßt, Genossen Biermann & Knapp, hier die freiheitlich-demokratische Nachschulung: Meine Grundrechte sind auch Grundrechte gegen den Staat, ganz egal, ob Euch das gefällt oder nicht und ob Euch der Staat gefällt oder nicht, gegen den ich sie habe, meine Grundrechte. Geht das endlich rein in Eure gottverdammten, staatsvergötternden und „gesetzesfetischistischen“ Quadratschädel? Boy-oh-Boy, mit Euch zwei Figuren hat sich der demokratische Rechtsstaat, der freiheitliche, zwei faule Eier ins Nest legen lassen. Euer scheinheiliges und grundverlogenes Geseich hält ja kein verstandesgesegneter Mensch mehr aus! Ist ja völlig unfassbar!