
Wer nach einem real existierenden Beispiel für all das sucht, was dem imaginären braunen Popanz in diesem Land zur Last gelegt wird – „gruppenbezogene“ Menschenfeindlichkeit, Vorurteile, Hass, Hetze, Feindseligkeit, Niedertracht gegen Andersmeinende: Der muss sehr, sehr lange fahnden, sofern er überhaupt je fündig wird. Denn abseits dessen, was inflationärer Sprachgebrauch und Wahnvorstellungen eines maßlosen Polit-Feuilletons suggerieren, die hinter jeder substanzielle Regierungskritik einen Verdachtsfall einer solchen Gesinnung wittern, gleicht der gemeine Nazi der Gegenwart einer Geistererscheinung: Jeder spricht davon, aber kaum jemand hat je wirklich einen zu Gesicht bekommen.
Selbst im rechten Spektrum – namentlich der AfD – wird das Eis, lässt man die Unterstellungen, Zuschreibungen und Etikettierungen einmal beiseite, sehr sehr dünn, wenn es gilt, reale „faschistische“ Manifestationen auszumachen – zumindest im politischen Spitzenpersonal. Sogar bei Reizfiguren von Gauland bis Höcke bleibt da kaum etwas übrig, wenn man sich die pausenlos bemühten, grotesk verkürzten Vogelschiss- oder Schandmal-Metaphern und ähnliche Dekontextualisierungen einmal näher durchliest. Sie mögen stilistisch fragwürdig und unnötig provozierend sein, das ja – aber das, was man in sie hineininterpretiert, geben sie nicht ansatzweise her.
Pietätloser, asozialer und faschistischer Ungeist
Dass es in den unteren Rängen – erinnert sei an den Fall Lüth, wie auch in bestimmten rechten Subkulturen – Bodensatz gibt, soll dabei gar nicht bestritten werden; doch was bei den Linken gilt, wo die Basis laut über die Erschießung von Reichen nachdenken darf oder Antifanten „Bullenschweine“ attackieren, ohne dass die Anführer des Lagers dafür verantwortlich gemacht werden: Das sollte doch mindestens auch der AfD zugebilligt werden.
Dass es dort, wo man sie gemeinhin verortet, so gut wie keine echten Nazis gibt (jedenfalls nicht in der eigentlichen Bedeutung dieses Begriffs), bedeutet allerdings nicht, dass sie nicht unter uns wären. Sie sind es, es gibt sie durchaus – bloß suchen die meisten sie an der falschen Stelle. Dabei muss man einfach nun etwas objektiver schauen – und wird schnell fündig: Denn sie entlarven sich oft ganz ungeniert und pausenlos selbst.
Ein lupenreines Beispiel für ECHTEN, menschenverachtenden, primitiven, rundum asozialen und faschistischen Ungeist lieferte am zweiten Weihnachtsfeiertag ausgerechnet ein Vertreter der Grünen. Anlässlich des tragischen Todes des baden-württembergischen AfD-Kommunalpolitikers Roland Oberst twitterte der grüne Leipziger Stadtrat Jürgen Kasek:
(Screenshot:Twitter)
Was sollte man über einen unterirdischen Hassprediger, der so etwas Widerwärtiges postet, wissen? Zumindest dies, dass er keine kleine Nummer in seiner Partei ist: Denn Kasek war von Dezember 2014 bis März 2018 Landesvorstandssprecher des sächsischen Grünen-Landesverbandes. Der Mann ist überdies allen Ernstes Volljurist und praktiziert als Rechtsanwalt – was einmal mehr eindrucksvoll beweist, dass selbst die, die zwei juristische Staatsexamen abgelegt haben, intellektuell von diesem Rechtsstaat und den Grundsätzen von Demokratie und Respekt Lichtjahre entfernt sein können (vielleicht erklärt dies auch so manches höchstrichterliches Urteil dieser Zeit?).
Der ganz große Sprung an die Parteispitze blieb Kasek verwehrt, weil ihm sogar die eigenen Reihen eine zu große Fixierung auf den „Kampf gegen Rechts“ anlasteten – etwa als Aktivist bei „NoLegida”. 2016 soll er gar für einen gewaltsamen linksradikalen Überfall auf einen Legida-Ordner verantwortlich gewesen sein; Kasek bestritt dies und stilisierte sich stattdessen selbst zum Opfer, der angeblich zur „Zielscheibe von Neonazis” geworden sei – nur um sein maßloses AfD-Bashing noch leidenschaftlicher fortzusetzen. Vermutlich entsprang diesem manichäischen Weltbild, diesem Eifer dann der vorgestrige Tweet.
Exterminatorischer Hass
Dass hasserfüllte Hetzer in der politischen Linken, gerade bei den Grünen, so problemlos Karriere machen können, ist fraglos die Folge eines heillos verschobenen politischen Koordinatensystems, eines defekten moralischen Kompasses in dieser Gesellschaft. Kasek ist in der „Zivilgesellschaft“ des Linksstaats natürlich bestens vernetzt (er ist aktiv bei „Leipzig für Alle”, beim Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz” und ging 2017 gegen TTIP auf die Straße, als Antiglobalismus noch ein linker Topos und keine „antisemitische Chiffre“ war) – und man kann getrost annehmen, dass aus diesem Milieu nicht nur die Likes für seinen über den Tod eines Menschen hinausreichenden Hass-Tweet stammen, sondern dass seine freimütig bekundete exterminatorische Vernichtungsbereitschaft gegen politische Gegner dort Common Sense ist.
Und deshalb ist auch nicht zu erwarten, dass die Grünen diese verbale Dreckschleuder, diesen erwiesenen Extremisten aus ihren Reihen ausschließen werden. Im Gegenteil. So wenig wie außerhalb der freien Medien über den skandalösen Fall berichtet wird, der an abstoßender Pietätlosigkeit nicht mehr zu überbieten ist (und dessen Wirkung auf die Angehörigen des verstorbenen Roland Oberst man sich nicht vorstellen mag), so wenig fühlen sich hier die Heuchler des Berliner Politikbetriebs bemüßigt, „Respekt” und „demokratische Umgangsformen” anzumahnen. Dabei hat diese doch gerade dieser Tage wieder Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache angemahnt. Man möge sich einfach nur versuchen auszumalen, was in diesem Land gerade los wäre, wenn ein AfD-Politiker diesen Tweet wortgleich nach dem Tod eines CDU-, SPD- oder Grünen-Politikers verfasst hätte.
Um es nochmals ganz klarzustellen: Wer so etwas tweetet, ist ein ECHTER Gesinnungsnazi. Dies hier hat nichts mit Nazikeule, Godwin’s Law oder Whataboutism zu tun – nein, nein und nochmals nein! Wer wissen will, wie echte Nazis ticken (ganz gleich ob linke unter dem Banner des Bolschewismus, oder rechte unter dem Hakenkreuz), wie intolerant bis in über den Tod hinaus sie ticken, wie sie mit ihren Gegnern umspringen – wobei es typischerweise, wo sie regieren, nicht bei Worten bleibt – und wie sehr sie den zivilisatorischen Grundkonsens verachten: Der muss dieser Tage nur nach Sachsen blicken. Aber eben NICHT auf die Hochburgen von Pegida, von Querdenkern, von Impfgegnern oder nach „Dunkeldeutschland“, wo mehrheitlich freiheitsliebende Bürger auf infame Weise kollektiv zu rechtsextremen Gefährdern abgestempelt werden. Sondern nach Leipzig, ins grüne Herz der Finsternis – ideal personifiziert durch einen Hetzer namens Jürgen Kasek.