Horst D. Deckert

Deltakron – das Grauen von der Insel des Todes

Endloser Corona-Schrecken: Angriff der Killer-Mutanten (Symbolbild:Shutterstock)

Sex sells und Panic sells funktionierten eigentlich schon immer recht gut u- nd machen zudem den Entertainment-Faktor der Zeitungen mit den dicken Schlagzeilen aus. Bekanntlich ist auch „Bild” wieder stramm auf Pandemie-Linie. Während Sex sells in Zeiten der politischen Korrektheit etwas aus der Mode geraten ist und eher Empörungsstürme epischen Ausmaßes auslöst, erfreut sich die Panikmache in Corona-Zeiten umso größerer Beliebtheit. Nun sähe ein wohlgeformtes Fräulein im Corona-Bikini trotz aller feministischen Bedenken sicherlich reizvoll aus, wäre aber wenig dienlich, um den zur Bevölkerungsbeeinflussung benötigten Angstpegel aufrecht zu erhalten.

Neue Variante: Deltakron in Zypern entdeckttitelte „Bild“ gestern – und auch wenn inzwischen schon wieder Zweifel an deren tatsächlicher Existenz laut werden, steht eines fest: Das Virus ist so freundlich, oft genug zu mutieren, um der Panik Nahrung zu geben. Da muss man keine irregeleiteten Meteore mehr bemühen, um der Menschheit den Garaus zu machen (auch wenn diese Gefahr tatsächlich nicht auszuschließen ist). Interessant ist nur, dass „Bild“ und das Juste Milieu, die bisher natürliche Feinde waren, in Sachen Corona-Panik plötzlich Brüder im Geiste sind. Während gestern sogar das ZDF zurückruderte und kritische Fragen zur Echtheit der präsentierten Zahlen stellte – genau jene Fragen übrigens, die bisher stets von der bösen Partei kamen, deren Namen nicht genannt werden darf – beharren die beiden weiterhin darauf, auf unseren Straßen wüte die direkte Nachfolgerin der Pest. Der „Bild“ hebt’s die Auflage, das Juste Milieu hält seine davonschwimmenden Felle fest: Die Spaziergänge beginnen zu wirken!

Warum nicht „Omita“?

Doch wer denkt sich eigentlich die Namen für die neuen Corona-Varianten aus? Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass derjenige früher für den japanischen Monsterfilm-Giganten Ishiro Honda gearbeitet hat. „Deltakron gegen Mecha-Flurona: Das Grauen aus dem Weltall”. Man hätte aus Delta und Omikron auch „Omita“ machen können, das hätte noch japanischer geklungen, aber nicht ganz so gruselig. Eher wie der Name einer Eiskunstläuferin mit niedlichen Mandelaugen im Hello-Kitty-Kostüm. Nein, der psychologische Effekt muss schon gegeben sein. Um mit Torsten Sträter zu sprechen: Als „Peppy Pupsnase” hätte Darth Vader weitaus weniger Eindruck hinterlassen.

Nun ist bekanntlich im Krieg gegen Corona die Logik zuerst gestorben. Sonst müsste den Verängstigten langsam ein Licht aufgehen: Mutationen im Wochentakt und Impf-Effektivität sind ebenso natürliche Gegner, wie es früher einmal „Bild“ und das Juste Milieu waren. Das kennen wir in gemäßigter Form von der Grippeimpfung, die aus diesem Grund jährlich wiederholt werden soll. Deshalb hinken auch die immer wieder bemühten Vergleiche zur Masern- bzw. Pockenschutzimpfung so sehr: In Sachen Mutationsrate sind hier die auslösenden Viren die Faultiere unter den Erregern – auch deshalb, weil sie nicht zwischen Mensch und Tier hin und her springen. Da ist Corona ein kleiner Darwinist – das Virus hat kein Interesse daran, uns zu töten, wenn es genauso gut überleben kann, indem es uns möglichst wenig belästigt.

Selbstverleugnung für die Wundermacht der Medizin

Ich glaube, die fanatischen Impfverfechter wissen das auch und verleugnen vor sich selbst diese Erkenntnis, weil sie ihren Glauben an die Wundermacht der Medizin zerstört. Dabei spreche ich nicht von denjenigen, welche finanziell von der Impfung profitieren, sondern den Bürgern, die mit Haut und Haar auf die Panikmache eingestiegen sind und in Biontech, Moderna & Co. das Äquivalent einer religiösen Erlösung vom Jammertal der Pandemie erkannt zu haben glauben. Insgeheim werden sie auch um die möglichen Nebenwirkungen fürchten – und genau das erklärt auch ihr aggressives Auftreten: „Ich selbst habe mich trotz der Gefahren dem Gemeinwohl geopfert, aber diese Querdenker pfeiffen einfach darauf! Egal ob es Sinn macht, da hat jetzt gefälligst jeder mitzuziehen, warum soll es denen besser gehen als mir?” Das erinnert an jene Frauen, die ständig auf Radikaldiät sind, um dem Schönheitsideal zu entsprechen – aber trotz aller Anerkennung dafür trotzdem nicht glücklich werden, weil ihrem Leben der Genuss fehlt.

Da kann man schon mal zu hassen beginnen und sich wünschen, den anderen ginge es wenigstens ein bisschen schlecht – wenn schon nicht durch Corona, dann wenigstens durch die Angst davor. Diese muss um jeden Preis tüchtig genährt werden, und sei es nur, um den anderen ein schlechtes Gewissen zu machen. „Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis”, besagt ein altes Sprichwort, das auch in diesem Fall zutrifft: Wie langweilig muss es uns sein, dass Katastrophen einen solchen Reiz auf uns ausüben? Können wir uns nicht stattdessen ein hübsches Hobby suchen? Aber nein, das wäre schließlich spießig. Dann doch lieber ein wenig „Deltakron – Schrecken von der Todesinsel” auf Netflix.

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