Horst D. Deckert

Die Ukraine und Energie-Realismus

Francis Menton, MANHATTAN CONTRARIAN

Lange Zeit habe ich geglaubt, dass die Öffentlichkeit in den westlichen Ländern die Absurdität der Bekämpfung der fossilen Brennstoffe erkennen würde, wenn der Energiepreis für den Verbraucher hoch genug wäre. Und das ist nun in erheblichem Maße der Fall.

Aber die Kosten der Bekämpfung der fossilen Brennstoffe sind nicht nur eine bescheidene Verschlechterung unseres komfortablen Lebensstils und die Verarmung der Armen. Wie die Situation in der Ukraine jetzt zeigt, führt sie in den USA, Europa und anderen westlichen Ländern auch zu einer erheblichen Stärkung unserer wichtigsten geopolitischen Gegner und stellt ein großes Risiko für die weltweite und sogar für unsere [= der USA] nationale Sicherheit dar.

Mit dem Amtsantritt der Biden-Regierung vor einem Jahr begann ein regelrechter Regierungskrieg gegen die fossilen Energieträger: Stornierung von Pipelines; Beendigung der Verpachtung von Bodenschätzen auf staatlichem Land und vor der Küste; Anordnungen, dass alle Regierungsbehörden per Verordnung darauf hinarbeiten, fossile Brennstoffe bis 2035 aus der Stromerzeugung zu verbannen; Drohungen der Bankaufsichtsbehörden gegen Banken, die Kredite an die fossilen Brennstoffindustrien vergeben; Initiativen der US-Börsenaufsicht SEC, um die Nutzung fossiler Brennstoffe für die Industrie zu erschweren und zu verteuern; Dutzende von Initiativen im Energieministerium und im Innenministerium, um Projekte zu blockieren, bei denen fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen, sie zu erschweren oder zu verteuern; und vieles, vieles mehr.

Es sollte niemanden überraschen, dass die Preise für fossile Brennstoffe mit einem drastischen Anstieg reagierten. Die Rohölpreise sind von einer Spanne von etwa 40-60 $ pro Barrel während der Trump-Jahre auf heute fast 100 $ pro Barrel gestiegen. Die US-Erdgaspreise, die während der Trump-Jahre im Durchschnitt bei etwa 3 $/MMBtu lagen, liegen heute bei etwa 4,50 $ (nachdem sie Ende 2021 auf über 6 $ angestiegen waren). In Europa, wo Fracking von den Regierungen aus angeblicher Sorge um die Umwelt fast vollständig unterbunden wurde, liegt der jüngste Preis für Erdgasimporte bei fast 30 $/MMBtu.

Eine unmittelbare Auswirkung dieser steigenden Preise sind natürlich höhere Kosten für den Verbraucher: höhere Stromrechnungen, höhere Heizkosten, höhere Kosten für Benzin für Autos. So ist beispielsweise der Durchschnittspreis für Normalbenzin an der US-Zapfsäule von etwa 2,25 $ im Januar 2021 auf heute etwa 3,60 $ gestiegen [jeweils pro Gallone ≅ ca. 4 Liter].

Ebenso wichtig ist jedoch, in welchem Maße diese dramatischen Energiepreiserhöhungen den schlimmsten Akteuren des Weltstaates zugute kommen, angefangen bei Russland. Russland ist für seinen Staatshaushalt weitgehend von der Energieproduktion und den Exporten in den Westen abhängig. Vor einem Jahr, als die Energiepreise im Keller waren, war Wladimir Putin praktisch pleite. Heute, da sich die Energiepreise fast verdoppelt haben, ist er relativ flüssig. Und plötzlich gibt es eine Invasion in der Ukraine, die im Wesentlichen von westlichen Ländern finanziert wird, die ihre eigene Öl- und Gasproduktion unterdrückt haben und daher das Zeug von Russland kaufen müssen.

Warum, so könnte man fragen, stellen die westlichen Länder nicht einfach die Importe aus Russland ein und lassen Putin im Regen stehen? Die einfache Antwort ist, dass die westlichen Länder Hunderte von Milliarden Dollar in Wind- und Solarenergie investiert haben, die nicht funktionieren und nicht die benötigte Energie liefern; wenn diese Länder also ihr Stromnetz am Laufen halten wollen, müssen sie Erdgas kaufen, das hauptsächlich aus Russland kommt.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Man betrachte das Beispiel Deutschland: Deutschland hat 2010 die Energiewende beschlossen und sieht sich selbst als Vorreiter auf dem Weg in die große Zukunft der sauberen erneuerbaren Energien. Der Spitzenstromverbrauch in Deutschland beträgt etwa 90 GW. Zur Deckung dieses Bedarfs wurden etwa 65 GW an Windkraftanlagen und fast 60 GW an Solarenergieanlagen errichtet. Das sind also insgesamt etwa 125 GW an Erzeugungskapazität bei einem Spitzenverbrauch von etwa 90 GW. Das klingt so, als könnten sie ihren gesamten Bedarf allein mit Wind- und Sonnenenergie decken.

Aber natürlich funktionieren Wind und Sonne nicht auf diese Weise. Hier im Winter haben wir Zeiten mit bewölkten Tagen, Windstille und langen Nächten. Hier ist eine Grafik von Agora Energiewende über die Stromerzeugung und den Stromverbrauch in Deutschland in den letzten Tagen:

Es sieht so aus, als hätten Wind und Sonne heute kurz nach Sonnenuntergang zusammen weniger als 5 GW der angeblichen „Kapazität“ von 125 GW erzeugt. Die Auslastung lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 50 GW. Oh, und Deutschland schaltet auch seine Atomreaktoren aus. Abgesehen von den winzigen Mengen an Wasserkraft und „Biomasse“ am unteren Ende des Diagramms bleiben also noch Kohle, Öl und Erdgas; oder alternativ ein Stromausfall. Aus Time, heute:

Die eklatante Auslassung in Bidens Sanktionspaket könnte die Konsequenz eines Versprechens an die Länder Europas sein, die sich vor Angst ducken, weil ihre Abhängigkeit von russischem Gas sie unfähig macht, sich gegen Russlands Invasion zu wehren. Dies ist nicht unvernünftig. Deutschland wird besonders darunter leiden, wenn die russischen Gasimporte blockiert werden; Europa importiert 40 % seines Erdgases aus Russland, aber für Deutschland sind es bis zu 50 %, zusätzlich zu einer Abhängigkeit von 45 % von russischer Kohle und 34 % von russischem Öl. In der Zwischenzeit fährt Deutschland mit dem Ausstieg aus der Kernenergie fort, was es noch abhängiger von russischen Energieimporten macht.

Und natürlich können die USA diesen europäischen Energiebedarf nicht decken, weil die Biden-Regierung die Erdgasproduktion hier absichtlich unterdrückt.

Ist es an der Zeit für ein wenig Energie-Realismus seitens der Biden-Leute? Hier sind die Äußerungen des Klimabeauftragten John Kerry vor ein paar Tagen, als Russlands Invasion in der Ukraine begann:

„Aber es könnte natürlich tiefgreifende negative Auswirkungen auf das Klima haben. Sie haben einen Krieg, und natürlich wird dieser Krieg massive Emissionsfolgen haben. Aber ebenso wichtig ist, dass man die Aufmerksamkeit der Menschen verliert, dass man die Aufmerksamkeit großer Länder verliert, weil sie abgelenkt werden, und ich denke, das könnte schädliche Auswirkungen haben. …“

Es ist fast unmöglich sich vorzustellen, wie idiotisch und ahnungslos dieser Typ ist. Und damit meine ich nicht unbedingt nur Kerry. Das gilt für alle, nicht zuletzt für Biden selbst.

Der ganze Beitrag steht hier.

Link: https://wattsupwiththat.com/2022/02/28/ukraine-and-energy-realism/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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