Im Ukrainekrieg wird es keine Sieger geben, das ist sicher; dasselbe gilt allerdings auch für den deutschen Wirtschaftskrieg – und es ist ein Krieg, in dem wir selbst uns als treibende Kraft befinden. Diese These soll hier unterfüttert werden durch eine kurze Erläuterung der Zusammenhänge zwischen der Ankündigung von staatlichen Ausgaben, deren Investition bzw. Verwendung – und wie diese staatlichen Anstrengungen einen zwingenden Bedarf an mehr Beschäftigung auslöst – denn die Gelder, die der Staat verteilt, müssen ja zuerst einmal erwirtschaftet werden.
Als Reaktion auf die von den Verteidigungsministerinnen unter Angela Merkel halbwegs vernichteten Wehrkraft hatte Kanzler Scholz selbstherrlich angekündigt, zusätzlich zum bereits beschlossenen Wehretat 100 Milliarden Euro locker zu machen, um alte Versäumnisse auszubügeln. Scholz stellt mit seiner vollmundigen Ankündigung dieses „Sondervermögens“ erneut unter Beweis, dass er mit allem auf Kriegsfuß steht, was mit Geld zu tun hat. Finanzminister Lindner wird den Kanzler am Ende womöglich auf die Hälfte herunterhandeln – wahrscheinlich, weil er bei den Grünen in der Schuld steht, welche in dieser Legislaturperiode 200 Milliarden Euro für „Investitionen in den Klimaschutz” ausgeben wollen. Diese Summe jedenfalls bekräftigte Lindner erneut. Im – je nach Sichtweise – besten oder schlimmsten Fall kommen jedoch auf den Steuerzahler 300 Milliarden Euro zusätzliche Belastungen zu.
Beschäftigte zur Finanzierung der Milliardenorgie
Was bedeutet dies nun für Wirtschaft und Beschäftigung? Alle weiteren, bestehenden Staatsschulden seien an dieser Stelle einmal ausgeklammert, auch die Corona-Lasten… diese werden ohnehin die nachfolgenden Generationen abtragen müssen; das ist auch konsequent, denn diese fordert schon jetzt mehr, als ihre Elterngenerationen schon geleistet haben – und sie sind, gemäß der herrschenden Diktion, ja die „Nutznießer” der heutigen Umweltinvestitionen, für die ja nach dem Haushaltsrecht üppigst Schulden gemacht werden dürfen. Hier soll es nur um die Überlegung gehen, wie viele zusätzliche Beschäftigte für die Finanzierung dieser Milliardenorgie gebraucht werden (was immer noch als „Arbeitsplätze schaffen” gepriesen wird).
Was bedeuten alleine zusätzliche 100 Milliarden Euro für die Aus- und Aufrüstung der Bundeswehr? Die Personal- und Sachausgaben der Bundeswehr sollen hierbei angeblich jeweils die Hälfte betragen, was hier einmal ungeprüft übernommen wird. Letztlich spielt es aber keine große Rolle, wie hoch der Sachkostenanteil ist: Denn diese Sachkosten entsprechen letztlich der Summe der Einkommen in der Wertschöpfungskette – von den Rohstoffen, über Halbfertigprodukte, veredelte Vorleistungen der Zulieferer bis zur Endmontage. Hinzu kommen der Handel, der Transport des Materials und der Rüstungsgüter, ihre Montage und Wartung, bis die Bundeswehr am Ende darüber verfügt. Auf jeder dieser Wertschöpfungsstufen ist Personal nötig, werden Löhne und Gehälter bezahlt, und auch die beteiligten Firmeninhaber oder Aktionäre gehen nicht leer aus.
Der Durchschnitt aller Bruttolöhne und Gehälter über alle Branchen beträgt in Deutschland 36,70 Euro pro Stunde. Die Arbeitskosten pro Beschäftigten betragen, bei gemittelten 1.961 bezahlten Jahresstunden, somit rund 72.000 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsproduckt (BIP) je Erwerbstätigem betrug die letzten drei Jahre 75.000 Euro; In diesem Betrag sind auch die Einkommen der Selbstständigen enthalten. Zur Berechnung des Personalbedarfs sind jedoch die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden maßgebend, nicht die bezahlten Stunden: Es gibt durchschnittlich neun Feiertage (von denen dieses Jahr drei auf Wochenenden fallen). Die Beschäftigten haben auch Urlaub, sie sind mehrere Tage krank oder auf Fortbildung und so weiter. Nehmen wir deshalb einmal 215,5 reale Arbeitstage pro Jahr und einen 7,5-Stunden-Tag an. So ergeben sich 1.616 effektiv geleistete Arbeitstage pro Jahr und Beschäftigten. Nach diesem Wert also bemisst sich der Personalbedarf – nicht nach den theoretischen Stunden. Ein Betrieb muss immer mehr Leute unter Vertrag haben, als tatsächlich arbeiten (nur bis zu den öffentlichen und sozialen Diensten ist dieses Einmaleins des Personalwesens noch nicht durchgedrungen).
Eine Ewigkeit an „Mannjahren”
Teilt man eine bestimmte Investitionssumme durch die Arbeitsstunden, ergeben sich die „Mannjahre”. Würden die Scholz-Milliarden also etwa in einem Jahr verbraten, so würden dafür 1,686 Millionen Leute benötigt; von den Beratern der Verteidigungsministerin über Soldaten, von Erzieherinnen in den Bundeswehr-Kinderbetreuungseinrichtungen bis hin zu den Arbeitern in den Rüstungsbetrieben der Industrie. Nehmen wir an dieser Stelle zudem einmal an, es gäbe tatsächlich irgendwelche Abgeordneten im deutschen Bundestag, die fachlich oder geistig imstande wären Scholz vorzurechnen, dass seine 100-Milliarden-Offensive auch mit optimistischsten „Wir schaffen das”-Formeln nicht zu stemmen ist. Selbst wenn 50 Milliarden Euro der Summe über die restlichen dreieinhalb Jahre der Regierungszeit verteilt würde, beträgt der Personalbedarf immer noch rund 241.000 Beschäftigte.
Finanzminister Lindner aber will sich, wie gesagt, ebenfalls nicht lumpen lassen und will bis 2026, also bis Ende 2025, das Klima in Deutschland verbessern – was dringend nötig ist, insbesondere auch auf gesellschaftlichem und einigen anderen Gebieten. Sein mit Rücksicht auf die Grünen bestätigtes 200-Milliarden-Projekt würde umgerechnet auf die volkswirtschaftliche Arbeitsleistung jährlich sogar 963.000 Leutchen in den verbleibenden dreieinhalb Jahren erfordern – bis zum Ende seiner Tage als Finanzminister. Fast eine Million „Fachkräfte” würden also in Deutschland benötigt, um die Erde zu retten. Für dieses hehre, hochkomplexe Unterfangen allerdings brauchte man von den Besten auf dem Arbeitsmarkt die Allerbesten – keine Minderqualifizierten; und im Regierungsprogramm stehen noch viel mehr kostenträchtige Versprechungen, die alle nach mehr Beschäftigung und mehr „Fachkräften“ verlangen: für „Vielfalt”, Migration, Integration, Kultur, Europa und alle Welt.
Wo sollen also die zusammen rund 1,5 Millionen benötigten Beschäftigten herkommen, die dieses in die Wirtschaft gepumpte Geld verdienen und zugleich die Wertschöpfung leisten, aus der es irgendwann mit Steuern refinanziert werden soll? Zwar haben wir 3,1 Millionen Arbeitslose – aber würden diese arbeiten können oder wollen, dann gäbe es nur etwa 500.000, die wegen Umschulung und Weitervermittlung kurzfristig ohne Arbeit wären Das Arbeitspotenzial ist ausgereizt, die Arbeitslosen sind für die anspruchsvollen Anforderungen unserer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft kaum zu gebrauchen; ansonsten wären sie nicht arbeitslos. Denn Nachfrage bzw. Mangel an qualifizierten Jobs gibt es reichlich.
Was tun?
Zum Einwand, moderne Rüstungsgüter würden ja aus dem Ausland importiert und nicht in Deutschland selbst produziert: Die Verteidigungsministerin will sich zur „nuklearen Teilhabe” 35 „fliegende Aluhüte” (Tarnkappen-Atombomber vom Typ F-35) aus den USA liefern lassen. Nebenbei bemerkt: Dies sind radarresistente Angriffswaffen zum Eindringen in Feindesland, die schwerlich zu einem Verteidigungsbündnis passen. Ökonomisch gesehen bekommen wir diese Dinger jedoch nicht geschenkt – sondern müssen sie durch Gegenleistungen in Form von Geld und Export anderer Güter kompensieren. Und für die Exportproduktion gilt obiges Eins zu Eins: Diese Güter und Dienstleistungen müssen mit Manpower hergestellt bzw. bereitgestellt werden – wofür die gleichen Arbeitsleistungen erforderlich sind, als wenn wir die Bomber im Lind selbst produzieren würden.
Eine Möglichkeit wäre, unnütze Personalkapazitäten für andere Aufgaben zu freizumachen: Aus Beamten, die Anträge für Antragsformulare erdenken und über diese entscheiden, könnte man echte, produktive „Arbeitende” machen, ebenso wie aus unproduktiven Gleichstellungs- und sonstigen „-beauftragten” auf allen Ebenen. Und auch aus Gender-Lehrstühlen könnten Leer-Stühle gemacht werden, um weitere Arbeitskräfte zu generieren. Aus überzähligen Abgeordneten in Berlin, aus dem Europa- und anderen Parlamenten ließen sich durchaus nützliche Mitglieder unseres Wirtschaftslebens machen. Aber all dies wird mit dieser Regierung kaum zu machen sein.
Was also tun? Arbeitskräfte aus dem Ausland holen, so wie das die Unternehmer, Grünen und Linken ständig fordern? Allerdings linderten die in den letzten Jahren hereingeholten Millionen von Migranten den Arbeitskräftemangel leider nicht; ganz im Gegenteil. Denn Zuwanderer mussten untergebracht, betreut und mit allem versorgt werden, was Menschen nun einmal brauchen: Essen, Kleidung, Wohnungen, Kindergärten, Schulen, öffentliche Verkehrsmittel, Autos, Straßen usw. All das muss von anderen erarbeitet werden – und verschärft so den Mangel an Arbeitskräften.
Die Abnicken und Mitläufer werden rar
Eine Million weitere Ausländer für die weiteren Euro-Milliarden brauchen dies ebenfalls: Die 100.000 angekündigten zusätzlichen Wohnungen, welche die Regierung bauen will, würden nicht ausreichen. So viele Hände haben die Regierenden nicht. Zu den derzeit 300.000 tatsächlich neu gebauten Wohnungen würden mindestens weitere 300.000 bis 500.000 benötigt. In meiner Nachbarstadt allerdings wurde soeben gerade wieder ein neues Wohngebiet per Bürgerentscheid abgelehnt. Es ist kein Einzelfall: Die Einheimischen machen den Flächenfraß nicht mehr mit.
Den Regierenden kommen langsam, aber sich die Abnicker und Mitläufer abhanden. Die Politklasse hat die Bodenhaftung in der Bevölkerung verloren. Die Regierungen müssen sich bald – frei nach Bertold Brecht – „ein anderes Volk suchen”. Stimmt nicht!, wird da entgegengehalten: Brecht ist out. Denn: „Wir brauchen dieses Volk nicht mehr, denn andere Völker kommen zu uns!”. Das ist wohl wahr, eigentlich. So ändern sich die Zeiten.
Weil die Produktions- und Arbeitskapazitäten ausgelastet sind, wird die Inflation weiter Fahrt aufnehmen. Vielleicht ist das ja der Zaubertrick der Regierung? Die 300 Milliarden Euro für Aufrüstung gegen die Kriegs- und Klimakatastrophe könnten, wenn die Regierung am Ende ist (also 2025) nur noch die Hälfte wert sein. Dann wäre ihre Milliarden-Operation zwar gelungen – der Patient, die deutsche Wirtschaft, jedoch tot. Und die Steuerzahler ebenso; zumindest wären dann viele ruiniert. Denn Milliarden und Abermilliarden müssen nicht nur erarbeitet, sondern auch finanziert werden. Von wem wohl! Wie sagte einst ein Geldeintreiber: „Ich weiß, dass man bei den Armen nicht viel holen kann – aber es gibt deren viele.”
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