Horst D. Deckert

Wird Mariupol nur von den Russen zerstört?

Kriegsverwüstungen in Mariupol (Foto:Imago)

Die Bilder zerstörter Teile einst schöner Städte sind schwer zu ertragen. Das gilt nicht nur für den zweifelhaften „Konsum“ unserer Medien, die übereinstimmend die gleichen Szenen zei-gen. Oft aus unterschiedlichen Perspektiven, aber meist die gleichen Orte der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine oder Gebieten, die einmal zur Ukraine gehörten. Auch wenn man sich regelmäßig anderer Auslandsquellen bedient, ist man nicht viel schlauer. Denn in Kriegen wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Dieser Artikel soll sich nochmal mit dem Beispiel einer umkämpften Stadt am Asowschen Meer im Nordosten des Schwarzen Meeres beschäftigen.

Die Hafenstadt Mariupol ist die Seeverbindung der Volksrepublik Donezk bzw. der gleichna-migen Oblast im Südosten der Ukraine mit ihrer Hauptstadt Donezk. So bedeutsam die Lebensader Dnepr für die Ukraine ist, so bedeutsam ist die Industrie- und Hafenstadt Mariupol für die Volksrepubliken Donezk und nördlich angrenzend Luhansk. Beide wurden von Russland als selbstständige Republiken anerkannt, weil in diesen die Ukrainer lange vor dem Krieg zur Minderheit wurden. In den Hauptstädten bilden Russen die Mehrheit, und die Bevölkerung votierte (angeblich) für die Unabhängigkeit von der Ukraine. Damit wollen sich die Machthaber der Ukraine nicht abfinden, zumal diese Industrieregionen das Geld anschaffen helfen, das in Kiew verbraten wird.

Blick hinter die Kulissen

Welche Seite steht nun eher im Verdacht, Mariupol zu zerstören? Die Russen kaum, weil sie diese Stadt zum Herrschaftsbereich ihrer „Brüder“ in den beiden Volksrepubliken betrachten und kein Interesse daran haben dürften, ihre Bastion plattzumachen. Die Regierung in Kiew aber auch nicht, denn wer will eine Kuh schlachten, die so viel Milch liefern kann? Aber in welchem Krieg spielen rationale Gesichtspunkte eine entscheidende Rolle? Deshalb sei hier ein Blick hinter die Kulissen erlaubt.

Wolodymyr Selenskyj war ein Schauspieler (oder ist er es noch?), der aus seiner Fernsehreihe „Diener des Volkes” eine gleichnamige Partei gründete, was ihn schließlich zum Präsidenten machte. Finanziert wurde die „Diener”-Bewegung von Oligarchen (wer diente wem?), die am Ende des Artikels „gewürdigt“ werden. Auch der Ex-Profiboxer Vitali Klitschko und jetziger Bürgermeister Kiews gehört zu seinen Förderern. Viel entscheidender ist aber die rechte Hand von Selenskyj: Seine „Frau fürs Grobe” Iryna Wereschtschuk, die Vizeregierungschefin der Ukraine. Sie war fünf Jahre Offizierin der Armee und tritt auch heute in tarnfarbener Kampfuniform vor die Öffentlichkeit – nicht, wie Selenskyj, nur in einem olivfarbenen T-Shirt. Sie ist auch die Chefin des Ressorts „Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete”. Faktisch ist sie also eine „Rückeroberungsministerin”, schreibt der Journalist Ulrich Krökel. Im Wege der Rückeroberung eingliedern kann man aber nur etwas, was einem nicht mehr gehört:  Die Krim, Donezk und Luhansk.

Der juristische „Beweis des ersten Anscheins“ könnte dafür sprechen, dass die Regierung in Kiew die Wiedereroberung der östlichen Gefilde mit Mariupol und anderen Städten militärisch betreibt – unterstützt von den in der Westukraine aktiven „nationalistischen Kräften”, so Krökel. Dies wird forciert vom zweiten Ehemann der Vizechefin Wereschtschuk, seines Zeichens Leiter der Sondereinheit „Alpha“ des Geheimdienstes SBU. Diese nationalistischen und revanchistischen Kräfte sind es, die Putin zur Klassifizierung „Nazis” bewogen haben. Eine gewiss unzutreffende Schublade – aber auch in Deutschland wurden jahrzehntelang die damaligen Befürworter der Einheit wie auch alle Nationalisten, die die einstigen deutschen Ostgebiete „Heim ins Reich” holen wollten (so wie die Kiewer Regierung heute ihre Ostgebiete in die Ukraine zurückholen will) zu „Nazis“ erklärt – von allen anderen hiesigen inflationären Verwendungen dieses Begriffs ganz zu schweigen. Wenn diese Information zutrifft, sind es vor allem die ukrainischen Nationalisten und auch die Asow-Brigaden, ein paramilitärisches Freiwilligenbataillon, die nun auch Mariupol terrorisieren.

Korruption wie in Putin-Russland

Noch ein Blick auf die Macht- und Finanzstrukturen der Ukraine und die Steigbügelhalter der Selenskyj-Regierung, die Parallelen mit Putin-Russland aufweisen): Das Hauptvermögen in der Ukraine gehört tatsächlich korrupten Politikern und Oligarchen. Mit Hilfe der Medien und der Verwaltung haben sie das Land geschädigt und die Menschen betrogen. Mit ehrlicher Arbeit können solche Reichtümer unmöglich erworben worden sein. Sie alle haben ihre Verwandten außer Landes gebracht und Gelder ins Ausland geschafft – und opfern nun das Leben der einfachen Ukrainer für die Erhaltung ihrer Pfründe in Höhe von Milliarden US-Dollar. Und es sind Milliarden – keine Milliönchen.

Die Eltern und viele Verwandte Selenskyjs und seiner Frau gingen ins Ausland. Ex-Präsident Poroschenko nahm über 1 Milliarde US-Dollar Bargeld ins Ausland mit. Mehr als 2 Milliarden US-Dollar liegen auf ausländischen Konten. Die Kinder leben in Großbritannien. Kutschmas Schwiegersohn Pintschuk hat über 3 Milliarden US-Dollar auf ausländische Konten in Italien, die USA und andere Länder geschafft. Seine Verwandten – wie Pintschuk selbst – gingen ins Ausland. Avakov hat mehr als 2 Milliarden US-Dollar in den USA und anderen Ländern auf der hohen Kante. Auch er nahm alle Verwandten mit ins Ausland. Yermak, Leiter des Büros des Präsidenten, verfügt über rund 1 Milliarde US-Dollar auf ausländischen Konten. Die Familie lebt in Großbritannien. Tymoschenko, stellvertretende Leiterin des Präsidialamtes, hat mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar auf ausländischen Konten. Die Familie ging nach Großbritannien. Lutsenko, ehemaliger Generalstaatsanwalt der Ukraine, transferierte über 800 Millionen US-Dollar auf ausländische Konten. Die Familie ging nach Großbritannien.

Jazenjuk, ehemaliger Premierminister der Ukraine, hat mehr als 2 Milliarden US-Dollar auf ausländischen Konten. Jazenjuk und seine Familie leben in den USA. Allein in Miami hat er 15 Villen gekauft. Achmetow verfügt über ein Vermögen von rund 15 Milliarden US-Dollar. Alleine im Jahr 2021 „verdiente“ er 6,5 Milliarden US-Dollar – durch die Erhöhung der Tarife der Versorgungsunternehmen, also der Preise für Strom und Energieträger. Die Gelder und die Familie liegen sicher im Ausland. Kolomoisky und Bogolyubov haben über 6 Milliarden US-Dollar an Vermögen im Ausland – dort sind auch ihre Familien in Sicherheit.

Korban, Hauptverantwortlicher für den Kampf von Ilowaysk und den Tod Tausender AFU-Soldaten, überwies mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar auf ausländische Konten, die Familie wohnt in Israel.

Eine Liste der Bereicherung und Beraubung

Die Brüder Klitschko (Vitaly und Vladimir) sollen inzwischen über 2 Milliarden US-Dollar verfügen; ihre Familien leben in Deutschland und in den USA. Jaroslawski hat mehr als 1 Milliarde US-Dollar auf ausländischen Konten. Er und seine Familie befinden sich in Großbritannien. Kosyuk, Eigentümer des Unternehmens Myronivsky Hleboprodukt, hat mehr als 1,6 Milliarden US-Dollar ins Ausland transferiert. Er nahm dorthin auch alle seine Verwandten mit. Turchinov, ehemaliger amtierender Präsident der Ukraine, hat über 1 Milliarde auf ausländischen Konten liegen. Die Familie ging ins Ausland.

Nalivaychenko, ehemaliger Vorsitzender des Sicherheitsdienstes der Ukraine, besitzt mehr als 500 Millionen Dollar. Die Familie lebt in den USA.

Neben diesen Finanzen gönnen sie sich Jachten, die (teilweise neben denen der russischen Oligarchen) in den Häfen Englands, der Türkei und woanders liegen. Vielleicht werden da direkt von Deck zu Deck Deals abgewickelt? Damit es für die Weltöffentlichkeit nicht so auffällt, bezog Selenskyj sein Gas ja bekanntlich nicht mehr direkt von Russland – sondern es wurde an die EU und von uns dann an die Ukraine zurückgeliefert. Fakt ist, dass die Ukraine auf diesem Umweg mit russischem Gas versorgt wird; das berichtet auch das „Handelsblatt” und bestätigt auch diese Quelle. Skrupel haben die Machthaber in Kiew keine – denn sie haben kaum einen Ruf zu verlieren. Ihre Ukraine rangiert mit dem Prädikat „Hybrides Regime“ beim Demokratie-Index auf Platz 92 von 176 Ländern (die Türkei schneidet dort übrigens noch schlechter ab und rangiert auf Platz 137). Vielleicht versucht Erdogan als Gastgeber der Waffenstillstandsverhandlungen ja jetzt, beim nächsten Ranking ein paar Plätze gutzumachen…

Auch die Ukraine ist kein Heiliger

Was lehrt und gebietet uns das alles? Jenseits der Rechtsstaatlichkeit: Man könnte und sollte die Vermögen der ukrainischen Oligarchen genauso einfrieren wie die der russischen „Geschäftsfreunde“. Man könnte und sollte auf den Jachten und in den Villen dieser Oligarchen im Ausland ebenso Flüchtlinge unterbringen, wie das für die russische Seite angedacht wird. Man könnte und sollte aufgrund der hier gewonnenen Erkenntnisse nicht automatisch die Opfer des Krieges in der Ukraine und den östlichen Gebieten an der Grenze zu Russland alleine Putin anlasten. Es gibt begründete Annahmen, dass die Zerstörungen auch auf das Konto der regulären und irregulären Streitkräfte der Ukraine gehen. „Die Ukraine ist kein Heiliger”, titelte „haOlam.de” in einem Kommentar vom 17. März – genauso wenig wie Russland unter Putin. Auch wir werden keine Heiligen durch die Aufnahme von Millionen Ukrainerinnen mit ihren Kindern; aber es ein Gebot der Stude.

Die Rolle der USA soll hier komplett ausgeblendet werden, weil sie allzu komplex ist. Wer sich dafür interessiert, sei auf diesen aktuellen Artikel („Ukraine in Flammen”) und die dort dargelegten engen Beziehungen der USA zur Ukraine verwiesen.

Dieser Artikel erscheint auch auf der Webseite des Autors.

 

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